Vor ein paar Monaten war das Medienecho groß, als herauskam, dass eine Liste mit deutschsprachigen SF-Autorinnen bei Wikipedia verhindert werden sollte. Sogar Team Böhmermann berichtete im Neo Magazin Royale (Sendung vom 18. April). Statt solch interessanter Listen werden bei den Wikis z. B. Listen mit Schiffen namens »Amazone« veröffentlicht (denn alle Frauen sind Amazonen). Seltsame Menschen mit seltsamen Ansichten beherrschen scheinbar größere Teile der Wikipediawelt und nehmen dabei Einfluss auf das, was gewusst werden darf.
Dank Google & Co. haben sie gute Aussicht auf Erfolg. Denn Wikipedia ist relevanter Teil vieler Algorithmen des Silicon Valley. Schließlich wissen die Herren bei Wikipedia – wie jeder gute Zensor -, dass öffentliche Meinung nur gebildet werden kann, wenn die Menschen Zugang zu Informationen erhalten. Wer nicht weiß, dass deutschsprachige SF-Autorinnen existieren, möchte auch nichts von ihnen lesen. Oder über sie.
Als Argument führen sie dabei immer wieder »Relevanz« an. Es sei nicht relevant, eine Liste mit Amazonen, Frauen zu führen, die nur in Kleinverlagen publizieren. Schon beim ersten Blick auf die Liste entdeckt man jedoch Namen wie Sibylle Berg, Zoë Beck oder Myra Çakan. Alles gestandene Autorinnen, die bei bekannten Verlagen publizieren. Die Frage »was ein Verlag sei« wurde in den internen Diskussionen bei Wikipedia daher offenbar nur mit dem Hintergedanken gestellt, die Kleinverlagsszene zu diskreditieren. Manche Herren meinten nämlich, ein Kleinverlag sei nun überhaupt kein Verlag. Aha. Und warum heißt er dann Verlag? Und warum macht er genau das, was ein Verlag machen sollte, nämlich Bücher herausbringen? Doch vor dieser Diskussion fürchteten sich die tapferen Ritter des männlichen Wissens, wichen aus, flüchteten sich in Relevanz.
»Relevanz (lat./ital.: re-levare »[den Waagebalken, eine Sache] wieder bzw. erneut in die Höhe heben«) ist eine Bezeichnung für die Bedeutsamkeit und damit sekundär auch eine situationsbezogene Wichtigkeit, die jemand etwas in einem bestimmten Zusammenhang beimisst« (Quelle: Wikipedia).
Für die Ersteller(innen) der Liste war es offensichtlich von Relevanz, einen Einblick in die Schaffenskraft deutschsprachiger Sciencefiction-Autorinnen zu geben. Für einige Wikipedia-Herren schien es dagegen nur zu relevant, dies zu verhindern. Die Frage ist: Welche Seite besaß mehr Relevanz? Nun muss ich die Herren leider enttäuschen, denn etwas zu verhindern ist leider nicht relevant, denn es hebt keine Sache in die Höhe, wie es oben so schön heißt, sondern reißt sie in die Tiefe.
Man darf also mit Recht fragen, was das alles soll. Sollte Wikipedia nicht eine freie Enzyklopädie sein, in der Wissen zu allen Bereichen der Gesellschaft jedermann und jeder Frau zur Verfügung steht? Sollte es nicht von Relevanz sein, diesen Leitsatz zu verfolgen und jede/n einzubinden, der/die mitmachen möchte? Die Realität schiebt leider auch hier so manchen Riegel vor (man ist fast geneigt zu denken, die Realität habe etwas Männliches).
Lange Rede, kurzer Sinn:
Es bleibt zu hoffen, dass ein Umdenken stattfindet; dass eine Schar von intellektuellen Amazonen sich den Weg zur Wikipedia-Macht freikämpft und dort Artikel publiziert, Ideen anstößt, Dinge verändert. Denn so, wie es jetzt ist, kann es ja wohl nicht bleiben.
Lasst uns daher gemeinsam dafür sorgen, dass wir von freien Frauen mit Insiderwissen versorgt werden, statt eine nahezu frauenfreie Zone zum gesellschaftlichen Online-Standard zu erklären.
Wenn man nun hätte annehmen können, das Thema sei durch muss man sich aktuell eines Besseren belehren lassen, denn die misogynen Inquisitoren der heiligen Relevanz schlagen gerade wieder zu – und das mit Macht.
Es fing damit an, dass die Seite der Autorinnenvereiningung Nornennetz wegen angeblich fehlender Relevanz zur Löschung vorgeschlagen wurde. Das natürlich heimlich still und leise, wenn man nicht zufällig mal auf die Seite schaut, bekommt man das selbst als Betroffene nicht mit. Und es kam wie es kommen musste, die Verantwortlichen legten sich ihre ohnehin puddingweichen Relevanzregeln so aus, dass die Seite gelöscht wurde.
Das ist ein Punkt, über den wir grundsätzlich mal reden müssen: Wenn es Relevanzregeln gibt, dann sollte man sich auch an diese halten und nicht im Anwendungsfall ständig neue Auslegungen und Varianten erfinden, warum Relevanz eben doch nicht gegeben ist. Es geht nicht darum »was gemeint war«, es geht darum, was da steht. »Was gemeint war« ist keine Regel, sondern ausschließlich eins: ein Werkzeug um nach eigenem Gusto und willkürlich handeln zu können.
Und: Pauschale Relevanzregeln ergeben bei bestimmten Themen überhaupt keinen Sinn, denn selbst wenn eine betroffene Personengruppe klein ist, kann ein Thema dennoch auch außerhalb dieser Personengruppe relevant sein. Das wird allerdings in der Wikipedia nicht so gesehen und Relevanzkriterien oft unter quantitaviven Kriterien gesehen, statt unter qualitativen. Und auch bei den qualitativen Relevanzkriterien wird dann so lange neu definiert, bis es den Herren passt, beispielsweise indem Kleinverlagen abgesprochen wird, echte Verlage zu sein – nein, das ist kein Witz! (Der Frage, was denn dann genau ein verlag sei, haben sie sich dann übrigens verweigert. Kein Wunder: denn gäbe es konkrete Regeln, könnte man sie über diese bei den Eiern fassen.). Die Relevanzkriterien sind in meinen Augen nur vorgeschobene Ausreden, das Werkzeug der Gatekeeper, um nur Wissen zuzulassen, das ihnen in den Kram und ins verquere Weltbild passt.
Es wurde ein weiterer Antrag auf Aufhebung der Löschung gestellt, ja auch so etwas ist möglich. Wer hartgesotten ist, der kann mal versuchen, sich die sich entspannende »Diskussion« zu geben und sich anzusehen mit welcher schieren Arroganz und ausufernder Borniertheit die Editoren und Admins agieren, um Wissen über Frauen aus der Wikipedia fernzuhalten.
Tatsächlich gehe ich insbesondere ob des für den Löschantrag Verantwortlichen Wolfgang Rieger davon aus (der hat den nicht selbst gestellt, das war nach Riegers Gemecker eine anonyme Sockenpuppe), dass es sich hierbei um einen Racheakt für den Tumult und die massive schlechte Presse um die und nach der Löschung der SF-Autorinnenliste handelt. Das ist auch nicht ohne Präzedenz in der Wikipedia: Man lässt etwas Gras über die Sache wachsen und löscht dann erneut, oder man greift andere Artikel der Protagonisten an, um in der Art von Straßengangs mal zu zeigen, wer der Stärkere auf diesem Turf ist.
Und da es Schnittmengen bei den Initiator°Innen der SF-Autorinnen-Liste sowie dem Nornennetz gibt, war das offenbar das perfekte Angriffsziel für die egomanen, misogynen Kräfte bei der deutschen Wikipedia.
So weit, so schlecht, es wurde also auf der Diskussionsseite für die Zurücknahme der Löschung seitens der Löschbefürworter mit den hanebüchensten und arrogantesten Scheinargumenten agiert, die man sich nur vorstellen kann.
An dieser Stelle muss man einfach mal einschieben, dass die für das Themengebiet Phantastik Verantwortlichen (namentlich beispielsweise Rieger) ganz offensichtlich keinerlei Ahnung davon haben, was in Deutschland in Sachen Phantastik in den vergangenen Jahren so passiert (ist). Sonst wüssten die zum einen, welche Bedeutung Kleinverlage für das Genre haben, und zum anderen, was genau PAN e.V. eigentlich ist und welche Bedeutung dieser zugegeben neue Verein für die Phantastik in Deutschland hat. Nicht ganz zufällig sind namhafte deutsche Autorinnen und Autoren dort Mitglied.
Somit ist Relevanz definitiv gegeben, eine Löschung macht überhaupt keinen Sinn, es gibt keine schlüssigen Argumente dafür, denn selbstverständlich hat der Verein für die Phantastik, für die Szene und sogar für Außenstehende Relevanz. Ebensowenig wie dafür, Autorinnen oder Autoren für eine Liste abzulehnen, weil sie »nur« in Kleinverlagen oder im Selbstverlag veröffentlicht haben. Aber darum geht es eigentlich auch gar nicht.
Und damit kommen wir zum Punkt:
Beim Löschantrag PAN e.V. handelt es sich meiner Ansicht nach in keinster Weise um eine Relevanzdiskussion, sondern auch hier um einen Racheakt dafür, dass Theresa Hannig das Verhalten der Wikipedianer in Sachen Nornennetz öffentlich gemacht hat. Und Öffentlichkeit möchten die Inquisitoren selbstverständlich nicht, denn mit Öffentlichkeit lässt es sich so schlecht mauscheln. Da redet man dann davon, sie bringe »Twitterbattaillone in Stellung« und würde »Sockenpuppen aktivieren« (mit Sockenpuppen kennen die Wikipedianer sich aus, sie machen selbst Gebrauch von Mehrfachaccounts, um gleich mehrfach für oder gegen etwas stimmen zu können).
Wer das für eine Verschwörungstheorie hält, kann schnell eines Besseren belehrt werden, denn die Misogynen geben das mit der Racheaktion ganz offen zu:
Lasst euch das auf der Zunge zergehen: Die Egomanen fühlen sich mit ihren Racheaktionen dermaßen sicher, dass sie die ganz offen zugeben. Nochmal ganz deutlich: Der Löschantrag für den Artikel zu PAN e.V. war ein Racheakt dafür, dass Theresa Öffentlichkeit für die Spielchen in Sachen Löschung der Seite zum Nornennetz hergestellt hat.
An der Stelle weiß man eigentlich alles, was man über die Machenschaften der misogynen Burschenschaftler bei der deutschen Wikipedia wissen muss: Man rottet sich offenbar zusammen, um gegen unliebsame Inhalte oder Personen vorzugehen (auch das ist nicht ohne Präzedenz und scheint bei denen völlig normal zu sein).
Übrigens werden von Verantwortlichen bei der Wikipedia ausführliche Auseinandersetzungen, die sich sachlich und inhaltlich umfangreich mit der Problematik auseinandersetzen einfach mal schnell als »Sermon« gelöscht:
Mit der Begründung »fasse Dich kurz«. Angesichts der ausufernden Diskussionen in der deutschen Wikipedia ist das mit kafkaesk noch sehr freundlich umschrieben. Tatsächlich wird hier deutlich, dass es mit der angeblichen Demokratie in der Wikipedia nicht weit her ist, wenn unliebsame Stimmen einfach mal als »zu lang« gelöscht werden können. Und man erkennt sofort, dass die angebliche Demokratie eben nur vorgeschoben ist. Zum einen sieht man hier eindeutig, wie unerwünschte Stimmen unilateral gelöscht werden. Zum anderem kann man anhand der Relevanzkriterien nicht ergebnisoffen diskutieren, solange die Verantwortlichen Gummirelevanzkriterien entweder zu ihren Gunsten auslegen, oder – wenn das nicht klappt – mal eben neue Relevanzkriterien dazu erfinden, und wenn das immer noch nicht reicht, Diskussionsbeiträge als »zu lang« oder aus irgendwelchen anderen Gründen unsichtbar machen.
Und letztendlich ist das alles ohnehin nur eine Farce, wenn es offensichtlich ganz normal zu sein scheint, dass Löschanträge erstellt und von anderen Editoren und Admins (und anonymen Zweit- und Drittaccounts) unterstützt werden, bei denen völlig klar ist, dass es sich nur um Racheakte handelt.
Die Wikipedia ist DAS Nachschlagewerk des 21. Jahrhunderts. Es hat alle klassischen Lexika auf die Knie gezwungen. Damit entsteht aber eine kulturelle Verantwortung, die man auch unter Berücksichtigung eines demokratischen Ansatzes und Gedankens auf gar keinen Fall allein in die Hände von misogynen, egomanischen Profilneurotikern legen darf, wie es derzeit der Fall ist.
Wer nicht in der Wikipedia steht, wird nicht gefunden. Punkt. Es darf nicht sein, dass diese Sichtbarkeit allein von solchen Personen abhängt, die offenbar völlig willkürlich agieren und auch mal schnell äußerst relevante Artikel aus verletztem Ego und Rache zur Löschung vorschlagen. Oder die sich zusammenrotten, um Personen wegzumobben.
Hier muss die Wikimedia Foundation dringend Kontrollmechanismen schaffen, die es ermöglichen, Admins und Editoren, die ihre Macht so eindeutig missbrauchen, in ihre Schranken zu verweisen oder ihres Amtes zu entheben. Die Wikimedia Foundation in den USA hat soeben erst auf eindrucksvolle Weise gezeigt, dass so etwas möglich ist. Es müssen unabhängige, neutrale Instanzen geschaffen werden, die dem Gemauschel des Altherrenclubs ein Ende bereiten und zur Not auch mal Admins oder Editoren mit einem gezielten Tritt aus der Türe schaffen und hinter ihnen abschließen.
Und diese unsäglichen Relevanzkriterien sind ohnehin komplett für die Füße. Wenn auch nur eine einzelne Person irgend etwas in der deutschen Wikipedia sucht und nicht findet, dann war Relevanz vorhanden. Die Verantwortlichen tun so, als würde ihnen jedes einzelne Bit in der Datenbank persönlich weh tun. Dabei ist es heute so, dass Datenbank- und Speicherplatz nahezu unbegrenzt zur Verfügung stehen.
Die unsäglichen Relevanzdiskussionen vergraulen an Mitarbeit Interessierte bei der Wikipedia ebenso schnell, wie egomanische Admins es tun. (Nicht nur bei) popkulturellen Themen ist die deutsche Wikipedia selbst inzwischen an der Grenze der Irrelevanz, denn wo man in der englischen Ausgabe haufenweise Seiten zu jedem Stein aus dem STAR WARS-Universum oder zu jedem okkulten Marvel-Superhelden, der genau einmal in Erscheinung trat findet, werden solche Artikel in der deutschen Ausgabe grundsätzlich wegen fehlender Relevanz weggeboxt. Warum kann das in der Mutterausgabe Relevanz haben, in der deutschen aber nicht? Weil das ein paar Wichtigtuer so wollen? Wenn die unsäglichen Relevanzkriterien deutlich gelockert würden, hätte das nur positive Effekte: Relevanzdiskussionen fallen ebenso weg wie Löschdiskussionen. Es gäbe auch kein Problem Inhalte zu finden, denn um Wissen zu finden gibt es Kategorien und Suchmaschinen, egal wie viel von diesem Wissen vorhanden ist. Es gibt nicht »zu viel Wissen«.
Noch wichtiger: Es würde gewissen Figuren die Möglichkeit nehmen, Deutungshoheiten an sich zu reißen. Denn darum geht es hier ganz grundsätzlich: Rieger und Co wollen BESTIMMEN, was SF und Fantasy ist, wer genau SF- oder Fantasy-Autorin ist, welche Vereinigungen und Vereine relevant sind und wer/welche nicht. Sie wollen die Realität nach ihrem Willen verbiegen, denn nur was in der Wikipedia steht, ist heutzutage im Netz Realität.
Lassen wir das nicht weiter zu!
Und ebenfalls wichtig: Wikipedia würde endlich zu einer Quelle für Informationen zu Phantastik und Popkultur. Und das ständige Getue, Frauenthemen und Frauen für irrelevant zu erklären hätte dann ebenfalls endlich ein Ende (wenn es eine Liste weiblicher Pornodarsteller gibt (generisches Maskulinum!) warum darf es dann keine Liste von Autorinnen geben?). Seit Jahren bis heute ist Wikipedia.de zu den Themen Phantastik und Popkultur nicht zu gebrauchen, weil die Gottkaiser der Relevanz unter Zuhilfenahme von anonymen Zweit- und Dritt-Accounts alles löschen, was nicht in ihr fossiles Hinterwäldler-Weltbild und ihnen in den Kram passt.
Das kann so nicht weiter gehen!
Bitte geht auf die oben verlinkten Diskussionsseiten und sagt dem Haufen, was ihr von ihm haltet. Bitte stellt eure Spenden für die Wikimedia Foundation ein und teilt ihnen mit, dass ihr erst wieder spenden werdet, wenn dieses Nest mauschelnder, misogyner, egomanischer Wichtigtuer und Blockwarte endlich ausgehoben wurde, oder wenn die Regeln so weit geändert wurden, dass eine Mitarbeit abseits von Rachelöschungen wieder Sinn macht. Man könnte auch mal prüfen (lassen) ob das Verhalten der Dudes nicht möglicherweise gegen die Satzung von Wikimedia Deutschland e.V. verstößt. Wenn solche Satzungsverstöße ohne Reaktion des Vereins immer wieder hingenommen werden, kann das den Verlust der Gemeinnützigkeit bedeuten.
Die Verantwortlichen bei Wikimedia Deutschland verstecken sich hinter Aussagen wie »man müsse sich halt einbringen, wenn man etwas ändern will«. Doch wer das versucht, scheitert schnell an den organisierten Burschenschaften und Mobs aus Gatekeepern. Deswegen sehe ich darin nur den billigen Versuch der Verantwortlichen, sich eben aus dieser Verantwortung zu stehlen.
Lasst die Wolfgang Riegers der Wikipedia nicht weiterhin darüber bestimmen, welches Wissen relevant ist!
Und macht das bitte öffentlich! Teilt Inhalte zum Thema! Macht Dritte darauf aufmerksam, was bei der Wikipedia passiert und dass diese keineswegs eine umfassende Wissenssammlung darstellt!
Auszug Satzung Wikimedia Deutschland e.V.:
„Zweck des Vereins ist es, die Erstellung, Sammlung und Verbreitung Freier Inhalte (…) in selbstloser Tätigkeit zu fördern, um die Chancengleichheit beim Zugang zu Wissen und die Bildung zu fördern.“
p.s.: Ich bin schon sehr gespannt, ob nach diesem Text die amateurhaften Hackingversuche auf dieser Domain erneut signifikant zunehmen, wie nach Veröffentlichung der letzten Artikel zum Thema …
Im nachfolgenden eine Liste der Nominierungen für die diesjährigen Hugo Awards, die im Rahmen der SF-Worldcon verliehen werden, die vom 15. bis 19. August 2019 in Dublin stattfindet. Der Preis wurde nach dem AMAZING STORIES-Herausgeber Hugo Gernsback benannt und wird seit 1953 jährlich durch eine Jury der World Science Fiction Society verliehen.
Für an Phantastik Interessierte ist das sicherlich eine Einkaufliste. Gewissen reaktionären Kräften in der deutschen Wikipedia (aber auch im deutschen SF-Fandom) wird vermutlich die schiere Menge an nominierten Autorinnen nicht gefallen … #wikifueralle
The Tale of the Three Beautiful Raptor Sisters, and the Prince Who Was Made of Meat by Brooke Bolander, Uncanny Magazine
A Witch’s Guide to Escape: A Practical Compendium of Portal Fantasiesby Alix E. Harrow, Apex Magazine
BEST SERIES
The Centenal Cycle by Malka Older
The Laundry Files by Charles Stross
Machineries of Empire by Yoon Ha Lee
The October Daye Series by Seanan McGuire
The Universe of Xuya by Aliette de Bodard
Wayfarers by Becky Chambers
BEST RELATED WORK
Archive of Our Own, a project of the Organization for Transformative Works
Astounding: John W. Campbell, Isaac Asimov, Robert A. Heinlein, L. Ron Hubbard, and the Golden Age of Science Fiction, by Alec Nevala-Lee
The Hobbit Duology (a documentary in three parts), written and edited by Lindsay Ellis and Angelina Meehan
An Informal History of the Hugos: A Personal Look Back at the Hugo Awards 1953–2000, by Jo Walton
The Mexicanx Initiative Experience at Worldcon 76 by Julia Rios, Libia Brenda, Pablo Defendini, and John Picacio
Ursula K. Le Guin: Conversations on Writing by Ursula K. Le Guin with David Naimon
BEST GRAPHIC STORY
Abbott, written by Saladin Ahmed, art by Sami Kivelä, colors by Jason Wordie, letters by Jim Campbell
Black Panther: Long Live the King, written by Nnedi Okorafor and Aaron Covington, art by André Lima Araújo, Mario Del Pennino, and Tana Ford
Monstress, Volume 3: Haven, written by Marjorie Liu, art by Sana Takeda (Image Comics)
On a Sunbeam, by Tillie Walden
Paper Girls, Volume 4, written by Brian K. Vaughan, art by Cliff Chiang, colors by Matt Wilson, letters by Jared K. Fletcher
Saga, Volume 9, written by Brian K. Vaughan, art by Fiona Staples
BEST DRAMATIC PRESENTATION – LONG FORM
Annihilation, directed and written for the screen by Alex Garland, based on the novel by Jeff VanderMeer
Avengers: Infinity War, screenplay by Christopher Markus and Stephen McFeely, directed by Anthony Russo and Joe Russo
Black Panther, written by Ryan Coogler and Joe Robert Cole, directed by Ryan Coogler
A Quiet Place, screenplay by Scott Beck, John Krasinski, and Bryan Woods, directed by John Krasinski
Sorry to Bother You, written and directed by Boots Riley
Spider-Man: Into the Spider-Verse, screenplay by Phil Lord and Rodney Rothman, directed by Bob Persichetti, Peter Ramsey, and Rodney Rothman
BEST DRAMATIC PRESENTATION – SHORT FORM
The Expanse: “Abaddon’s Gate,” written by Daniel Abraham, Ty Franck and Naren Shankar, directed by Simon Cellan Jones
Doctor Who: “Demons of the Punjab,” written by Vinay Patel, directed by Jamie Childs
Dirty Computer, written by Janelle Monáe, directed by Andrew Donoho and Chuck Lightning
The Good Place: “Janet(s),” written by Josh Siegal & Dylan Morgan, directed by Morgan Sackett
The Good Place: “Jeremy Bearimy,” written by Megan Amram, directed by Trent O’Donnell
Doctor Who: “Rosa,” written by Malorie Blackman and Chris Chibnall, directed by Mark Tonderai
BEST EDITOR – SHORT FORM
Neil Clarke
Gardner Dozois
Lee Harris
Julia Rios
Lynne M. Thomas and Michael Damian Thomas
E. Catherine Tobler
BEST EDITOR – LONG FORM
Sheila E. Gilbert
Anne Lesley Groell
Beth Meacham
Diana Phở
Gillian Redfearn
Navah Wolfe
BEST PROFESSIONAL ARTIST
Galen Dara
Jaime Jones
Victo Ngai
John Picacio
Yuko Shimizu
Charles Vess
BEST SEMIPROZINE
Beneath Ceaseless Skies, editor-in-chief and publisher Scott H. Andrews
Fireside Magazine, edited by Julia Rios, managing editor Elsa Sjunneson-Henry, social coördinator Meg Frank, special features editor Tanya DePass, founding editor Brian White, publisher and art director Pablo Defendini
FIYAH Magazine of Black Speculative Fiction, executive editors Troy L. Wiggins and DaVaun Sanders, editors L.D. Lewis, Brandon O’Brien, Kaleb Russell, Danny Lore, and Brent Lambert
Shimmer, publisher Beth Wodzinski, senior editor E. Catherine Tobler
Strange Horizons, edited by Jane Crowley, Kate Dollarhyde, Vanessa Rose Phin, Vajra Chandrasekera, Romie Stott, Maureen Kincaid Speller, and the Strange Horizons Staff
Uncanny Magazine, publishers/editors-in-chief Lynne M. Thomas and Michael Damian Thomas, managing editor Michi Trota, podcast producers Erika Ensign and Steven Schapansky, Disabled People Destroy Science Fiction Special Issue editors-in-chief Elsa Sjunneson-Henry and Dominik Parisien
Manch einer wird es in den letzten Tagen mitbekommen haben: Es gab in der deutschen Wikipedia eine Kontroverse um einen Artikel über SF-Autorinnen. Dem wurde von gewissen bekannt misogynen Kräften der Online-Enzyklopädie die Relevanz abgesprochen, der Artikel sei »überflüssig«, in der Diskussion verstiegen sich Editoren sogar in Aussagen wie »das ist hier die Wikipedia und keine feministische Kampfplattform!« Nach einer Diskussion, in der eine deutliche Mehrheit sich für die Beibehaltung des Textes aussprach, wurde er dann unilateral von einem Admin gelöscht. Und glücklicherweise wiederhergestellt. Und wieder gelöscht und erneut wiederhergestellt.
Das Hin und Her zeigt ein grundsätzliches Problem der deutschen Wikipedia: Frauenthemen oder gar nonbinäre Personen finden dort nicht statt. Es gibt ernsthaft im 21. Jahrhundert eine Pflicht zum generischen Maskulinum in Artikeln. Wer Frauenthemen Sichtbarkeit verschaffen will, wird sogar organisiert gemobbt. Und auch grundsätzlich ist es mit dem beschworenen Mitmachen nicht weit her: Neulinge werden von Admins und Editoren angepampt und runtergemacht, was nicht eben dazu einlädt, die an vielen Stellen veralteten oder unzureichenden Artikel zu renovieren. Im Gegenteil: wurde man als interessierte Person ein paar mal so abgekanzelt, dann lässt man die Wikipedia halt Wikipedia sein. Zudem haben etliche Verantwortliche bei der Wikipedia einen Relevanzfetisch: Zu schnell werden zu viele Inhalte als irrelevant abgetan, was dazu führt, dass die deutsche Wikipedia gerade bei popkulturellen Themen selbst irrelevant geworden ist und man besser die englischsprachige Fassung nutzt, denn da steht viel mehr drin.
Seit heute gibt es auf change.org die Petition #wikifueralle, die man mitzeichnen sollte, wenn einem an einer modernen, aktuellen, diversen Wikipedia in Deutschland gelegen ist. Der Petitionstext lautet wie folgt:
#wikifueralle – Öffnet die deutschsprachige Wikipedia!
Die Wikipedia ist eine großartige Wissensdatenbank, die viele Menschen benutzen, um ihr Wissen zu erweitern. Sie lebt vom Engagement tausender ehrenamtlicher Mitarbeiter*innen. Allerdings wird es Neulingen oft schwer gemacht, neue Artikel anzulegen, besonders wenn diese nicht dem veralteten Sprach- und Geschlechterverständnis der Wikipedia entsprechen.
Deshalb wenden wir uns mit diesem Aufruf an die Wikipedia-Autor*innen, Wikimedia Deutschland e.V. und alle, denen die Wikipedia am Herzen liegt!
DAS PROBLEM
Wikipedia-Artikel werden standardmäßig im generischen Maskulinum verfasst. Das heißt, dass bei Begriffen wie „Autor“, „Politiker“ oder „Nobelpreisträger“ Frauen und Menschen, die sich in der Zweiteilung der Geschlechter nicht wiederfinden, mitgemeint sein sollen. Das generische Maskulinum kann jedoch zu falschen Annahmen verleiten. Wer den Satz liest: „Im alten Griechenland durften alle Bürger wählen“, weiß damit noch nicht, dass Frauen von der politischen Beteiligung ausgeschlossen waren.
Die Verwendung des generischen Maskulinums führt nachweislich dazu, dass Frauen und nicht-binäre Menschen in der Wahrnehmung der Leser*innen kaum oder gar nicht vorkommen und von Suchmaschinen nicht gefunden werden. Wird versucht, den Frauen auch sprachlich mehr Raum zu geben, muss bei der Wikipedia mit teilweise massivem Widerstand von Administratoren gerechnet werden.
EIN AKTUELLES BEISPIEL
Als versucht wurde, eine Liste deutschsprachiger Science-Fiction-Autorinnen anzulegen, entbrannte innerhalb der Wikipedia eine zweiwöchige Debatte. Obwohl ein Großteil der User*innen die Liste befürwortete, wurde sie von einem Admin gelöscht, da sie „irrelevant“ und „überflüssig“ sei. Nur dem unablässigen Engagement der wenigen weiblichen Admins und der Unterstützung weiterer User*innen war es zu verdanken, dass die Liste schließlich doch wiederbelebt wurde.
Dieser Fall ist nur ein Beispiel dafür, wie wenig Bedeutung Frauen in der Wikipedia beigemessen wird. Nur 20,3?% der Artikel über Personen, die in den letzten 100 Jahren geboren wurden, thematisieren Frauen. Es geschieht immer wieder, dass Frauen mit Hinweis auf ihre angeblich geringere Relevanz Artikel verweigert werden – wie zuletzt im Falle der Nobelpreisträgerin Donna Strickland.
Außerdem sind Frauen und nicht-binäre Menschen in der Wikipedia-Community dramatisch unterrepräsentiert, denn 90?%der registrierten Wikipedia-Autor*innen sind Männer.
DAS WOLLEN WIR NICHT LÄNGER HINNEHMEN
Es kann nicht sein, dass Frauen und nicht-binäre Menschen in den Artikeln der deutschsprachigen Wikipedia nur mitgemeint sind!
Es kann nicht sein, dass Frauen als „irrelevant“ bezeichnet werden und ihrer Arbeit „kein erkennbarer Mehrwert“ beschieden wird!
Es kann nicht sein, dass es die Wikipedia mit ihren unübersichtlichen Regeln neuen Benutzer*innen nahezu unmöglich macht, neue Themen anzustoßen, die Frauen und nicht-binäre Menschen im Fokus haben!
Die Wikipedia ist ein Community-Projekt und sollte eine Enzyklopädie von allen für alle sein. Sie hat damit eine große Verantwortung, denn die Menschen glauben, was dort geschrieben steht, und könnten folglich dem Trugschluss erliegen: Was nicht in der Wikipedia steht, existiere auch nicht. Damit hat die Wikipedia großen Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit.
DESHALB FORDERN WIR
Eine Abschaffung der Pflicht zum generischen Maskulinum in den Wikipedia-Artikeln.
Frauen und nicht-binäre Menschen neben Männern sichtbar zu machen, indem Listen nach Geschlecht suchbar, auffindbar und sortierbar sind.
Eine Demokratisierung der internen Entscheidungsprozesse, sodass sich mehrere fachkundige Admins nach erfolgter Diskussion über eine Artikel-Löschung abstimmen müssen.
Ein Teil dieser Forderungen kann bereits erfüllt werden, wenn sich genug Wikipedianer*innen (mit mind. 200 Artikelbearbeitungen, davon mind. 50 in den letzten 12 Monaten) für dieses bereits initiierte Meinungsbild starkmachen, mit dem das generische Maskulinum abgeschafft werden soll.
Aber auch Menschen, die bisher keine 200 Artikel bearbeitet haben, können etwas tun: Unterschreibt diesen Aufruf! Werdet selbst Teil der Wikipedia-Community und verfasst Artikel, die weibliche und diverse Themen sichtbarer machen. Zeigt den Verantwortlichen der deutschsprachigen Wikipedia, wie wichtig es euch ist, dass die Wikipedia nicht nur die Meinung einer kleinen Gruppe widerspiegelt, sondern die Realität möglichst so beschreibt, wie sie ist: männlich, weiblich und divers.
#wikifueralle
Initiator*innen:
Theresa Hannig, Autorin
Ulrich Tausend, Medienpädagoge
Dr. Nils Simon, Politikwissenschaftler
Marco Findus Oleander Sultana, Illustrator
Annette Juretzki, Autorin
Judith C. Vogt, Autorin
Dr. Christian Vogt, Autor und Physiker
Linus Giese, Blogger und Buchhändler
Stefan Holzhauer, IT-Consultant
Katherina Ushachov, Autorin und freie Lektorin
Diana Menschig, Autorin und Vorsitzende des Phantastik-Autoren-Netzwerks
Hanka Leo, Freie Lektorin
Prof. Dr. Anatol Stefanowitsch, Sprachwissenschaftler
Alwin Reifschneider, Illustrator
Sabrina Železný, Autorin und freie Lektorin
Prof. Dr. Angelika Beranek, Professorin für Medienbildung in der Sozialen Arbeit
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