Tim Robbins

Trailer für einen außergewöhnlichen SF-Film: MARJORIE PRIME

Hier mal ein Trai­ler zu einem ziem­lich unge­wöhn­li­chen SF-Film mit dem Titel MARJORIE PRIME. Es geht um künst­li­che Intel­li­genz, das Älter­wer­den und ob KIs viel­leicht die bes­se­ren Men­schen sind.

Es spie­len Lois Smith, Jon Hamm, Tim Rob­bins und Gee­na Davis, Regie führ­te Micha­el Almerey­da nach einem mit dem Pulit­zer-Preis aus­ge­zeich­ne­ten Büh­nen­stück glei­chen Titels von Jor­dan Har­ri­son (in dem Lois Smith eben­falls die Haupt­rol­le spiel­te).

Der Film lief gera­de auf dem Sun­dance-Fes­ti­val, Ter­mi­ne für einen Deutsch­land­start gibt es bis­her nicht. Wie man deut­sche Ver­lei­her kennt, gibt’s den viel­leicht irgend­wann mal auf Kon­ser­ve oder als Stream.

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CODE 46

DVD-Cover CODE 46

Ich hat­te nur die Inhalts­an­ga­be für den Film gele­sen und ihn dann auf die Leih­lis­te mei­nes Online-DVD-Ver­leihs gesetzt. Als der Film ein­traf, waren mei­ne Erwar­tun­gen nicht beson­ders hoch – und wur­den mil­lio­nen­fach über­trof­fen!

Nicht in fer­ner Zukunft, nein, in einer bedenk­lich nahen Zukunft spielt die Hand­lung. Anfäng­li­che Details tra­gen zur ers­ten Fas­zi­na­ti­on bei: in den Städ­ten herrscht inzwi­schen ein Misch­masch von Kul­tu­ren und Spra­chen, so dass trotz des Haupt­hand­lungs­or­tes Shang­hai lau­fend spa­ni­sche, fran­zö­si­sche, ita­lie­ni­sche und chi­ne­si­sche Flos­keln fal­len.

Doch die zu Mega­ci­ties aus­ge­bau­ten Städ­te beher­ber­gen nicht die gesam­te Mensch­heit. Die Gesell­schaft hat sich im Film zu einem zwei-Klas­sen-Sys­tem ent­wi­ckelt. Gut hat’s der, der »drin­nen« ist, also in der streng bewach­ten Stadt woh­nen darf. Rich­tig dre­ckig geht’s denen, die »drau­ßen« sein müs­sen. »Drau­ßen«, also um die Mega­ci­tys her­um, gibt es – durch eine Kli­ma­ka­ta­stro­phe aus­ge­löst – nur trost­lo­se Wüs­te. Dort vege­tie­ren alle unter­halb der Armuts­gren­ze vor sich hin. Es gibt kaum eine Chan­ce, in die siche­re Zone einer Stadt zu kom­men. Außer auf ille­ga­lem Weg…

Ohne ein gül­ti­ges »Papel« kommt man in kei­ne Stadt und darf auch kei­ne Stadt ver­las­sen. Hin­zu kommt, dass man nach Aus­lau­fen eines »Papel« nicht mehr ver­si­chert ist. Das heißt alles ist abge­si­chert durch irgend­ei­ne Form von Ver­si­che­rung diver­ser Mega-Kon­zer­ne, in denen man Arbeit fin­det (der Glo­ba­li­sie­rung sei Dank!). Gera­de die­ses Detail gibt eine zusätz­li­che Gän­se­haut, da eine solch extrem durch Rie­sen­kon­zer­ne »abge­si­cher­te« Zukunft durch­aus im Bereich des Mög­li­chen liegt(!).

SPOILERWARNUNG! Wer wich­ti­ge Details des Inhalts vor dem Betrach­ten des Films NICHT wis­sen möch­te, hört jetzt auf zu lesen! (Anm. d. Red.)

Szenenfoto CODE 46

Vor die­sem Hin­ter­grund kommt der ver­hei­ra­te­te Ver­si­che­rungs-Ermitt­ler Wil­liam (Tim Rob­bins) nach Shang­hai, um in einem Kon­zern namens »Sphinx« einem ille­ga­len Han­del mit Papels nach­zu­ge­hen. Durch einen ein­ge­impf­ten Virus ist er in der Lage, die Gedan­ken von Men­schen zu lesen. Dazu müs­sen die Befrag­ten etwas schein­bar Belang­lo­ses aus ihrem Leben erzäh­len, wodurch er die gehei­men Gedan­ken sei­nes Gegen­übers wie in einem offe­nen Buch lesen kann. So kommt er der Fäl­sche­rin Maria (Saman­tha Mor­ton) auf die Spur. Alles könn­te jetzt so ein­fach sein, wenn sich Wil­liam nicht in die fas­zi­nie­ren­de Frau ver­liebt hät­te. Er lässt sie lau­fen und einen ande­ren ankla­gen.

Damit beginnt das geord­ne­te Leben von Wil­liam aus den Fugen zu gera­ten. Maria und er ver­lie­ben sich. Um sich nicht der Gefahr aus­zu­set­zen, auf einem ungül­ti­gen Papel sit­zen zu blei­ben, muss Wil­liam den von sei­nem Arbeit­ge­ber gebuch­ten Rück­flug nach Seat­tle neh­men. Wenig spä­ter wird er gebe­ten, nach Shang­hai zurück­zu­keh­ren, da wie­der fal­sche Papels im Umlauf sind. Und zwar genau dort, wo Wil­liam ermit­telt hat­te. Er ver­sucht sich zu wei­gern, doch er muss gehor­chen.

In Shang­hai ange­kom­men stellt er fest, dass Maria weder am Arbeits­platz in der zu ermit­teln­den Fir­ma »Sphinx« noch in ihrer Woh­nung auf­zu­fin­den ist. Statt­des­sen befin­det sie sich in einer Kli­nik außer­halb der Stadt wegen »kör­per­li­cher« Pro­ble­me – so die offi­zi­el­le Aus­sa­ge.

Wil­liam fin­det her­aus, dass Maria schwan­ger gewor­den ist und dadurch gegen den »Code 46« ver­sto­ßen habe. Laut die­sem Gesetz ist die Fort­pflan­zung zwi­schen Men­schen mit min­des­tens 25-pro­zen­ti­ger gene­ti­scher Über­ein­stim­mung nicht gestat­tet, eine Sicher­heits­maß­nah­me ange­sichts der Tat­sa­che, dass das Klo­nen sowie In-Vitro-Fer­ti­li­sa­ti­on in die­ser Zukunft an der Tages­ord­nung sind.

Im Fall Mari­as wird also die Schwan­ger­schaft von höchs­ter Instanz aus abge­bro­chen und ihr Gedächt­nis an die Schwan­ger­schaft sowie an den Erzeu­ger ein­fach aus­ge­löscht. Aus die­sem Grund erkennt sie Wil­liam nicht, als er sie aus der Kli­nik holt. Es gelingt ihm, ihr durch eine pri­va­te Video­auf­zeich­nung glaub­haft zu machen, dass sie sich bereits ken­nen und ihr Gedächt­nis mani­pu­liert wur­de. Er schnei­det ihr etwas vom Haar ab und lässt es in einer Apo­the­ke mit sei­nem Erg­but ver­glei­chen. Dabei stellt sich her­aus, dass die Gene Mari­as zu 100% mit denen der Mut­ter Wil­liams über­ein­stim­men! Er selbst ist durch eine In-Vitro-Fer­ti­li­sa­ti­on gezeugt wor­den. Der Zufall will es also, dass Wil­liam »qua­si« mit sei­ner Mut­ter geschla­fen hat … Maria ver­liebt sich wie­der in Wil­liam – trotz eines Virus, den man ihr in der Kli­nik geimpft hat und der ver­hin­dern soll, sich noch­mals dem Erzeu­ger ihres unge­bo­re­nen Kin­des zu nähern. Die bei­den flie­hen mit einem gefälsch­ten Papel in eine ande­re Stadt. Doch der Kon­zern, für den Wil­liam arbei­tet, bleibt ihnen auf den Fer­sen…

Szenenfoto CODE 46

Die Hand­lung ver­quickt auf span­nen­de Wei­se ver­schie­de­ne Ebe­nen mit­ein­an­der. Im Mit­tel­punkt steht die fes­seln­de Geschich­te zwei­er Lie­ben­der. Den Hin­ter­grund bil­det eine Gesell­schaft mit über­stei­ger­tem gene­ti­schem Sicher­heits­wahn, die vor den Toren ihrer Städ­te die Mensch­heit »zwei­ter Klas­se« gna­den­los der gefähr­lich hohen UV-Belas­tung aus­setzt und ver­kom­men lässt.

Hin­zu kommt die genia­le Anspie­lung auf das Ödi­pus-The­ma. Nicht nur, dass Wil­liam im Grun­de mit sei­ner »Mut­ter« schläft und der alles ver­schlin­gen­de Mega-Kon­zern in dem Maria arbei­tet »Sphinx« heißt. Am Ende des Films wird Wil­liam neben sei­nen Erin­ne­run­gen an Maria auch der »Empa­thie-Virus« ent­zo­gen. wodurch er sei­ne Hell­sich­tig­keit ver­liert, also sozu­sa­gen »blind« wird … ähn­lich wie Ödi­pus, der schluss­end­lich sein Augen­licht ver­liert.

Zusätz­lich wirkt in dem Film alles unglaub­lich »echt«: kei­ne uto­pisch anmu­ten­den Wol­ken­krat­zer, kei­ne kun­ter­bun­ten Raum­an­zü­ge oder selt­sa­men Mode­er­schei­nun­gen. Alles wirkt fast so wie in der Gegen­wart. Aber eben nur fast. So auch die Men­schen. Vor allem Saman­tha Mor­ton in ihrer Rol­le als Maria kommt sehr rea­lis­tisch rüber und schafft es nicht nur zu über­zeu­gen, son­dern auch zu fas­zi­nie­ren…

Szenenfoto CODE 46

Die­se Pro­duk­ti­on braucht den Ver­gleich mit Fil­men wie GATTACA nicht zu scheu­en – im Gegen­teil: ich fin­de, er über­trifft die­sen sogar! GATTACA wirkt unter­kühlt, durch­ge­styl­ter und fern unse­rer Rea­li­tät. CODE 46 dage­gen ver­mag es nicht nur, den Zuschau­er emo­tio­nal »hin­ein­zu­zie­hen«, son­dern er ist ange­sichts des gegen­wär­ti­gen Wis­sens­stands wesent­lich bes­ser nach­voll­zieh­bar – was ihn umso beun­ru­hi­gen­der macht. Ich fin­de es daher trau­rig, dass der Zukunfts­vi­si­on von Micha­el Win­ter­bot­tom bis­her so wenig Beach­tung geschenkt wur­de.

Der Film ist kein Action-Rei­ßer, dafür unheim­li­cher und sub­ti­ler als es jede Action in solch einem Fall sein könn­te. Glaubt mir: die­se Sci­ence Fic­tion geht unter die Haut!

CODE 46
Sci­ence-Fic­tion-Dra­ma
mit Tim Rob­bins, Saman­tha Mor­ton, Om Puri, Jean­ne Bali­bar, Togo Iga­wa, Essie Davis, Nina Fog, Bru­no Last­ra, Emil Mar­wa, Taro She­r­aba­ya­ni, Chris­to­pher Simpson, Bene­dict Wong, Nina Sosanya, David Fahm, Shel­ley King, Nabil Mas­sad.
Regie: Micha­el Win­ter­bot­tom
Buch: Frank Cott­rell Boy­ce
Kame­ra: Alwin H. Kuch­ler, Mar­cel Zys­kind
Musik: Joshua Hyams, Ste­ve Hil­ton und David Hol­mes, Mark Revel
Pro­du­zent: Andrew Eaton
Groß­bri­tan­ni­en 2003
United Artists

Bild­nach­weis: Pro­mo­fo­tos Copy­right United Artists 2003

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CODE 46

Ich hat­te nur die In­halts­an­ga­be für den Film ge­le­sen und ihn dann auf die Leih­lis­te mei­nes On­­li­ne-DVD-Ver­­­leihs ge­setzt. Als der Film ein­traf, waren mei­ne Er­war­tun­gen nicht be­son­ders hoch – und wur­den mil­lio­nen­fach über­trof­fen!

Nicht in fer­ner Zu­kunft, nein, in einer be­denk­lich nahen Zu­kunft spielt die Hand­lung. An­fäng­li­che De­tails tra­gen zur ers­ten Fas­zi­na­ti­on bei: in den Städ­ten herrscht in­zwi­schen ein Misch­masch von Kul­tu­ren und Spra­chen, so dass trotz des Haupt­hand­lungs­or­tes Shang­hai lau­fend spa­ni­sche, fran­zö­si­sche, ita­lie­ni­sche und chi­ne­si­sche Flos­keln fal­len.

Doch die zu Me­ga­ci­ties aus­ge­bau­ten Städ­te be­her­ber­gen nicht die ge­sam­te Mensch­heit. Die Ge­sell­schaft hat sich im Film zu einem zwei-Klas­­sen-Sys­­tem ent­wi­ckelt. Gut hat’s der, der »drin­nen« ist, also in der streng be­wach­ten Stadt woh­nen darf. Rich­tig dre­ckig geht’s denen, die »drau­ßen« sein müs­sen. »Drau­ßen«, also um die Me­ga­ci­tys her­um, gibt es – durch eine Kli­ma­ka­ta­stro­phe aus­ge­löst – nur trost­lo­se Wüs­te. Dort ve­ge­tie­ren alle un­ter­halb der Ar­muts­gren­ze vor sich hin. Es gibt kaum eine Chan­ce, in die si­che­re Zone einer Stadt zu kom­men. Außer auf il­le­ga­lem Weg…
Ohne ein gül­ti­ges »Papel« kommt man in kei­ne Stadt und darf auch kei­ne Stadt ver­las­sen. Hin­zu kommt, dass man nach Aus­lau­fen eines »Papel« nicht mehr ver­si­chert ist. Das heißt alles ist ab­ge­si­chert durch ir­gend­ei­ne Form von Ver­si­che­rung di­ver­ser Me­­ga-Kon­­­zer­­ne, in denen man Ar­beit fin­det (der Glo­ba­li­sie­rung sei Dank!). Ge­ra­de die­ses De­tail gibt eine zu­sätz­li­che Gän­se­haut, da eine solch ex­trem durch Rie­sen­kon­zer­ne »ab­ge­si­cher­te« Zu­kunft durch­aus im Be­reich des Mög­li­chen liegt(!).

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