Gamescom 2010 – hör auf zu singen, fang an zu springen

[GC] Zwei ganz gro­ße Trends kann man in die­sem Jahr sehen, wenn man durch die Games­com in den Köl­ner Mes­se­hal­len schleicht: zum einen weg von Sing- oder Rock­band-Spie­len (das ging ja schnell) hin zu alter­na­ti­ven Bewe­gungs­steue­run­gen die ohne die von Nin­ten­do offen­bar präch­tig und nach­hal­tig paten­tier­ten Tech­ni­ken arbei­ten. Sony agiert bei »Move« mit einer Art High­tech-Dil­do mit leuch­ten­der Kau­gum­mi­bla­se am Ende, Micro­soft ver­zich­tet bei »Kinect« (ehe­mals »Pro­ject Natal«) gleich voll­stän­dig auf einen Con­trol­ler und macht den Spie­ler zu einem sol­chen und läßt ihn wie einen irren Ham­pel­mann ganzkörperwedeln.
Mal abge­se­hen davon, dass die­se Her­an­ge­hens­wei­sen nicht ganz neu sind – Stich­wort »Eye­Toy« und Able­ger – kön­nen sie bei aller Bemüht­heit am Ende dann doch nicht so über­zeu­gen wie Nin­ten­dos Bewe­gungs­steue­rung mit Wiimo­te und optio­nal Nun­chuk. Ein paar schö­ne Par­ty­spie­le sind auf die­sem Wege aber doch ent­stan­den und das ist für den Manch­mal-Spie­ler (neu­deutsch: casu­al gamer) die Hauptsache.
Nur wird kei­nes der Bewe­gungs­steue­rungs­sys­te­me irgend­ei­nem der gro­ßen Kon­so­len-Platt­for­men Spie­ler abwer­ben, denn wirk­li­che Inno­va­ti­on fehlt, wer sich sei­ne Kon­so­le gesucht hat, bleibt bei die­ser. Wir reden hier über Nin­ten­do 1.5 – noch nicht ein­mal 2.0 – gemischt mit alten Spiel­ideen. Dass auch alte Spiel­ideen Spaß machen kön­nen steht hier­bei außer Frage.

Der ande­re ganz gro­ße Trend sind – natür­lich – die MMOs. Im Prin­zip ste­hen sie zu Dut­zen­den in den Start­lö­chern, um Big B mit ihrem alle Kun­den fres­sen­den Moloch WORLD OF WARCRAFT end­lich – end­lich – Paro­li bie­ten zu kön­nen und ein gro­ßes Stück vom MMO-Kuchen abzu­be­kom­men, statt nur die her­un­ter­fal­len­den Krü­mel Bliz­zards aufzupicken.

Doch ange­tre­ten sind mit dem Vor­ha­ben den – inzwi­schen im Ver­gleich mit den jun­gen Prin­zen recht grei­sen und gebrech­li­chen – Mon­ar­chen Schnee­sturm »mal eben« vom Thron zu sto­ßen bereits vie­le und alle MMO-Spie­ler wis­sen, was davon zu hal­ten war: nichts.

Denn es rei­chen weder eine teu­re Lizenz (STAR TREK, WARHAMMER, CONAN), noch gute oder gar inno­va­ti­ve ideen oder eine tol­le Gra­fik inklu­si­ve laut­hal­sem Mar­ke­ting. Ein neu­es MMO das dau­er­haft erfolg­reich sein und neben WOW bestehen will, muss mehr lie­fern, muss vom Start weg brin­gen, was Bliz­zard sich – das muss man fai­rer­wei­se zuge­ben – erst über Jah­re erar­bei­tet hat: mehr als genug Con­tent, mehr als genug Abwechs­lung, mehr als genug Bekann­tes, aber den­noch Inno­va­ti­on und bug­frei­es Funk­tio­nie­ren. Plus einen guten und hilf­rei­chen Sup­port, der die­sen Namen auch ver­dient statt Spie­ler zu vergraulen.

Das alles muss ste­hen, noch bevor der ers­te Rubel rollt, auch wenn man ver­su­chen kann, den ganz gro­ßen Fans mit Vor­be­stel­l­an­ge­bo­ten und Ködern wie früh­zei­ti­gen Zugang schon vor­ab das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Des­we­gen stampft man gera­de einen MMO-Block­bus­ter nicht aus dem Boden und offen­bar unter­schät­zen das sowohl vie­le Ent­wick­ler wie auch Geld­ge­ber und ins­be­son­de­re letz­te­re wol­len irgend­wann man was von ihrer inves­tier­ten Koh­le zurück sehen und drän­gen ver­früht auf Ver­öf­fent­li­chung. Gro­ßer Fehler.

Auf der Games­com wer­den ein paar ganz gro­ße neue MMO-Num­mern gezeigt, zum Teil welt­ex­klu­siv. Und was ich gese­hen habe, ist höchst vielversprechend.

Man kann nur hof­fen, dass alle die­se Ent­wick­ler von all die­sen Spie­len, die in der Vor­schau knüller­mä­ßig aus­se­hen, in sich gehen und lie­ber den Release­ter­min um ein hal­bes Jahr nach hin­ten ver­schie­ben, bevor sie ein unfer­ti­ges, con­ten­tar­mes und ver­bugg­tes Stück Soft­ware ablie­fern, wie ande­re das getan haben (wer mei­ne Aus­füh­run­gen ver­folgt, der weiß wovon ich rede – die kryp­ti­schen Stu­di­os haben es noch nicht ein­mal für nötig gehal­ten, sich einen Stand auf der Games­com zu leis­ten – ein erneu­tes Zei­chen, wie es um die bestellt sein dürf­te). Dann kann das was wer­den. Details zu den just ange­spro­che­nen Spie­len – genau­er gesagt TERA, SWTOR und GUILD WARS 2 fol­gen in den nächs­ten Tagen.

Fazit des ers­ten Tages: In Köln nix Neu­es – Rum­je­höp­pe und WASD. Trotz­dem bis­her viel Spaß!

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AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

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