Deutungshoheit

Das ist doch gar kein Steampunk!

Es ist ver­blüf­fend, dass man nach all den Jah­ren, die es das Gen­re Steam­punk jetzt in Deutsch­land bereits gibt, tat­säch­lich noch­mal was zum The­ma Eli­tis­mus und Deu­tungs­ho­heit schrei­ben muss.

Seit Jah­ren ver­tre­te ich zum einen die Mei­nung, dass Steam­punk das ist, was Spaß macht. Und dazu gehö­ren eben auch Nerf-far­be­ne Steam­punks und zahl­lo­se wei­te­re Aus­prä­gun­gen des Gen­res, wie Steam­punk Darth Vaders, Steam­punk-Pira­ten oder Steam­punk-End­zeit. Denn auch wenn sich das Gen­re an einer gewis­sen Ästhe­tik ori­en­tiert, dann gibt es eben kei­ne fes­ten Regeln. Steam­punk kann auch 10000 Jah­re in der Zukunft spie­len und man kann, soll und darf die Ästhe­tik auch abwan­deln oder erwei­tern, das Gen­re ist alles ande­re als sta­tisch. Es ergibt über­haupt kei­nen Sinn, zu ver­su­chen, das zu regu­lie­ren und der Ver­such eine Deu­tungs­ho­heit an sich zu rei­ßen und bestim­men zu wol­len, was Steam­punk ist – allein das wider­spricht schon der Steam­punk-Idee. Any­thing goes.

Zum ande­ren haben mir die ver­gan­ge­nen 40 Jah­re in den ver­schie­de­nen Fan­doms eins ganz klar gezeigt:  Es ist befruch­tend und erzeugt Syn­er­gien, wenn sich die Gen­res ordent­lich durch­mi­schen. Ver­an­stal­tun­gen, bei denen man zahl­lo­se Fan­doms und Fan-Aus­prä­gun­gen fin­det, sind in aller Regel viel gei­ler, als Ein­zel­the­ma-Events. Klingt komisch, ist aber so. Zum einen tau­schen sich die Aus­stel­len­den und Prot­ago­nis­ten unter­ein­an­der aus, übli­cher­wei­se haben alle Respekt vor den Hob­bies der ande­ren (es gibt die übli­chen Aus­nah­men von der Regel, aber die haben kein Hob­by, son­dern eher eine Reli­gi­on, die kann man nicht ernst neh­men) und den Besu­chern die­ser Ver­an­stal­tun­gen wird ein­fach so sehr viel mehr gebo­ten, als wenn es nur um ein The­ma geht.

Des­we­gen ist es an Lächer­lich­keit kaum zu über­bie­ten, wenn jetzt wie­der mal gewis­se Kräf­te in der deut­schen Steam­punk-Sze­ne ver­su­chen fest­zu­le­gen, was Steam­punk eigent­lich ist – oder viel­mehr, was Steam­punk angeb­lich nicht ist. Oder wenn ver­sucht wird, ande­re Gen­res kate­go­risch aus­zu­schlie­ßen. Ich beob­ach­te das zum einen mit viel Belus­ti­gung, denn allein auf­grund der Hete­ro­ge­ni­tät der Sze­ne ist das zum Schei­tern ver­ur­teilt. Zum ande­ren fra­ge ich mich, wel­che Befrie­di­gung sol­che Per­so­nen dar­aus zie­hen mögen? Macht durch Deu­tungs­ho­heit? Net­ter Ver­such. Wird nicht klap­pen. Und wer das ver­sucht, der macht sich kurz­fris­tig und auf Dau­er schlicht­weg zum Voll­horst, denn es gibt nun mal kein Regel­werk »So und nicht anders ist Steam­punk«. Wer »das ist kein Steam­punk« sagt, ist kein Steam­punk.

Falls euch jemand erläu­tern möch­te, was Steam­punk nicht ist, dann rate ich: Freund­lich lächeln, euch euren Teil den­ken und wei­ter­zie­hen. Sol­che Per­so­nen haben nicht ver­stan­den, was Steam­punk aus­macht, und vor allem nicht, wo der Punk im Namen her­kommt. Macht, wor­an ihr Spaß habt und lasst euch nicht von selbst­er­nann­ten A‑Päpsten und Eli­tis­ten euer Hob­by vor­schrei­ben. Oder ver­mie­sen.

Deutsche Wikipedia: Die misogynen Inquisitoren der heiligen Relevanz

Erin­nert ihr euch noch an neu­lich, als miso­gy­ne Edi­to­ren und Admi­nis­tra­to­ren bei der deut­schen Aus­ga­be der Online-Enzy­klo­pä­die Wiki­pe­dia der Ansicht waren, dass eine Lis­te von SF-Autorin­nen nicht rele­vant sei? Und die die­se man­geln­de Rele­vanz mit den abson­der­lichs­ten und abstru­ses­ten Schein­ar­gu­men­ten bele­gen woll­ten? Die ange­pisst waren, als die­se Lis­te nach uni­la­te­ra­ler Löschung wie­der­her­ge­stellt wur­de? Und die danach so ziem­lich jede Ein­tra­gung einer Autorin ver­hin­dern woll­ten, auch hier wie­der mit den hane­bü­chens­ten Argu­men­ten, bis hin zur Aus­sa­ge, Klein­ver­la­ge sei­en gar kei­ne Ver­la­ge?

Wenn man nun hät­te anneh­men kön­nen, das The­ma sei durch muss man sich aktu­ell eines Bes­se­ren beleh­ren las­sen, denn die miso­gy­nen Inqui­si­to­ren der hei­li­gen Rele­vanz schla­gen gera­de wie­der zu – und das mit Macht.

Es fing damit an, dass die Sei­te der Autorin­nen­ver­ei­nin­gung Nor­nen­netz wegen angeb­lich feh­len­der Rele­vanz zur Löschung vor­ge­schla­gen wur­de. Das natür­lich heim­lich still und lei­se, wenn man nicht zufäl­lig mal auf die Sei­te schaut, bekommt man das selbst als Betrof­fe­ne nicht mit. Und es kam wie es kom­men muss­te, die Ver­ant­wort­li­chen leg­ten sich ihre ohne­hin pud­ding­wei­chen Rele­vanz­re­geln so aus, dass die Sei­te gelöscht wur­de.

Das ist ein Punkt, über den wir grund­sätz­lich mal reden müs­sen: Wenn es Rele­vanz­re­geln gibt, dann soll­te man sich auch an die­se hal­ten und nicht im Anwen­dungs­fall stän­dig neue Aus­le­gun­gen und Vari­an­ten erfin­den, war­um Rele­vanz eben doch nicht gege­ben ist. Es geht nicht dar­um »was gemeint war«, es geht dar­um, was da steht. »Was gemeint war« ist kei­ne Regel, son­dern aus­schließ­lich eins: ein Werk­zeug um nach eige­nem Gus­to und will­kür­lich han­deln zu kön­nen.
Und: Pau­scha­le Rele­vanz­re­geln erge­ben bei bestimm­ten The­men über­haupt kei­nen Sinn, denn selbst wenn eine betrof­fe­ne Per­so­nen­grup­pe klein ist, kann ein The­ma den­noch auch außer­halb die­ser Per­so­nen­grup­pe rele­vant sein. Das wird aller­dings in der Wiki­pe­dia nicht so gese­hen und Rele­vanz­kri­te­ri­en oft unter quan­ti­ta­vi­ven Kri­te­ri­en gese­hen, statt unter qua­li­ta­ti­ven. Und auch bei den qua­li­ta­ti­ven Rele­vanz­kri­te­ri­en wird dann so lan­ge neu defi­niert, bis es den Her­ren passt, bei­spiels­wei­se indem Klein­ver­la­gen abge­spro­chen wird, ech­te Ver­la­ge zu sein – nein, das ist kein Witz! (Der Fra­ge, was denn dann genau ein ver­lag sei, haben sie sich dann übri­gens ver­wei­gert. Kein Wun­der: denn gäbe es kon­kre­te Regeln, könn­te man sie über die­se bei den Eiern fas­sen.). Die Rele­vanz­kri­te­ri­en sind in mei­nen Augen nur vor­ge­scho­be­ne Aus­re­den, das Werk­zeug der Gate­kee­per, um nur Wis­sen zuzu­las­sen, das ihnen in den Kram und ins ver­que­re Welt­bild passt.

Es wur­de ein wei­te­rer Antrag auf Auf­he­bung der Löschung gestellt, ja auch so etwas ist mög­lich. Wer hart­ge­sot­ten ist, der kann mal ver­su­chen, sich die sich ent­span­nen­de »Dis­kus­si­on« zu geben und sich anzu­se­hen mit wel­cher schie­ren Arro­ganz und aus­ufern­der Bor­niert­heit die Edi­to­ren und Admins agie­ren, um Wis­sen über Frau­en aus der Wiki­pe­dia fern­zu­hal­ten.

Tat­säch­lich gehe ich ins­be­son­de­re ob des für den Lösch­an­trag Ver­ant­wort­li­chen Wolf­gang Rie­ger davon aus (der hat den nicht selbst gestellt, das war nach Rie­gers Geme­cker eine anony­me Socken­pup­pe), dass es sich hier­bei um einen Rache­akt für den Tumult und die mas­si­ve schlech­te Pres­se um die und nach der Löschung der SF-Autorin­nen­lis­te han­delt. Das ist auch nicht ohne Prä­ze­denz in der Wiki­pe­dia: Man lässt etwas Gras über die Sache wach­sen und löscht dann erneut, oder man greift ande­re Arti­kel der Prot­ago­nis­ten an, um in der Art von Stra­ßen­gangs mal zu zei­gen, wer der Stär­ke­re auf die­sem Turf ist.

Und da es Schnitt­men­gen bei den Initiator°Innen der SF-Autorin­nen-Lis­te sowie dem Nor­nen­netz gibt, war das offen­bar das per­fek­te Angriffs­ziel für die ego­ma­nen, miso­gy­nen Kräf­te bei der deut­schen Wiki­pe­dia.

So weit, so schlecht, es wur­de also auf der Dis­kus­si­ons­sei­te für die Zurück­nah­me der Löschung sei­tens der Lösch­be­für­wor­ter mit den hane­bü­chens­ten und arro­gan­tes­ten Schein­ar­gu­men­ten agiert, die man sich nur vor­stel­len kann.

Update: Der Antrag auf Rück­nah­me der Löschung wur­de mal eben abge­lehnt. Wie erwar­tet mit zwei­fel­haf­ten Begrün­dun­gen.

Doch die Inqui­si­to­ren der hei­li­gen Rele­vanz lie­ßen es dabei nicht bewen­den. Als nächs­tes wur­de der Ver­ei­ni­gung für Phan­tas­tik­au­toren und-Autorin­nen, PAN e.V., die Rele­vanz abge­spro­chen, und auch hier ein Lösch­an­trag gestellt.

An die­ser Stel­le muss man ein­fach mal ein­schie­ben, dass die für das The­men­ge­biet Phan­tas­tik Ver­ant­wort­li­chen (nament­lich bei­spiels­wei­se Rie­ger) ganz offen­sicht­lich kei­ner­lei Ahnung davon haben, was in Deutsch­land in Sachen Phan­tas­tik in den ver­gan­ge­nen Jah­ren so pas­siert (ist). Sonst wüss­ten die zum einen, wel­che Bedeu­tung Klein­ver­la­ge für das Gen­re haben, und zum ande­ren, was genau PAN e.V. eigent­lich ist und wel­che Bedeu­tung die­ser zuge­ge­ben neue Ver­ein für die Phan­tas­tik in Deutsch­land hat. Nicht ganz zufäl­lig sind nam­haf­te deut­sche Autorin­nen und Autoren dort Mit­glied.

Somit ist Rele­vanz defi­ni­tiv gege­ben, eine Löschung macht über­haupt kei­nen Sinn, es gibt kei­ne schlüs­si­gen Argu­men­te dafür, denn selbst­ver­ständ­lich hat der Ver­ein für die Phan­tas­tik, für die Sze­ne und sogar für Außen­ste­hen­de Rele­vanz. Eben­so­we­nig wie dafür, Autorin­nen oder Autoren für eine Lis­te abzu­leh­nen, weil sie »nur« in Klein­ver­la­gen oder im Selbst­ver­lag ver­öf­fent­licht haben. Aber dar­um geht es eigent­lich auch gar nicht.

Und damit kom­men wir zum Punkt:

Beim Lösch­an­trag PAN e.V. han­delt es sich mei­ner Ansicht nach in keins­ter Wei­se um eine Rele­vanz­dis­kus­si­on, son­dern auch hier um einen Rache­akt dafür, dass The­re­sa Han­nig das Ver­hal­ten der Wiki­pe­dia­ner in Sachen Nor­nen­netz öffent­lich gemacht hat. Und Öffent­lich­keit möch­ten die Inqui­si­to­ren selbst­ver­ständ­lich nicht, denn mit Öffent­lich­keit lässt es sich so schlecht mau­scheln. Da redet man dann davon, sie brin­ge »Twit­ter­bat­tail­lo­ne in Stel­lung« und wür­de »Socken­pup­pen akti­vie­ren« (mit Socken­pup­pen ken­nen die Wiki­pe­dia­ner sich aus, sie machen selbst Gebrauch von Mehr­fach­ac­counts, um gleich mehr­fach für oder gegen etwas stim­men zu kön­nen).

Wer das für eine Ver­schwö­rungs­theo­rie hält, kann schnell eines Bes­se­ren belehrt wer­den, denn die Miso­gy­nen geben das mit der Rache­ak­ti­on ganz offen zu:

Lasst euch das auf der Zun­ge zer­ge­hen: Die Ego­ma­nen füh­len sich mit ihren Rache­ak­tio­nen der­ma­ßen sicher, dass sie die ganz offen zuge­ben. Noch­mal ganz deut­lich: Der Lösch­an­trag für den Arti­kel zu PAN e.V. war ein Rache­akt dafür, dass The­re­sa Öffent­lich­keit für die Spiel­chen in Sachen Löschung der Sei­te zum Nor­nen­netz her­ge­stellt hat.

An der Stel­le weiß man eigent­lich alles, was man über die Machen­schaf­ten der miso­gy­nen Bur­schen­schaft­ler bei der deut­schen Wiki­pe­dia wis­sen muss: Man rot­tet sich offen­bar zusam­men, um gegen unlieb­sa­me Inhal­te oder Per­so­nen vor­zu­ge­hen (auch das ist nicht ohne Prä­ze­denz und scheint bei denen völ­lig nor­mal zu sein).

Übri­gens wer­den von Ver­ant­wort­li­chen bei der Wiki­pe­dia aus­führ­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen, die sich sach­lich und inhalt­lich umfang­reich mit der Pro­ble­ma­tik aus­ein­an­der­set­zen ein­fach mal schnell als »Ser­mon« gelöscht:

Mit der Begrün­dung »fas­se Dich kurz«. Ange­sichts der aus­ufern­den Dis­kus­sio­nen in der deut­schen Wiki­pe­dia ist das mit kaf­ka­esk noch sehr freund­lich umschrie­ben. Tat­säch­lich wird hier deut­lich, dass es mit der angeb­li­chen Demo­kra­tie in der Wiki­pe­dia nicht weit her ist, wenn unlieb­sa­me Stim­men ein­fach mal als »zu lang« gelöscht wer­den kön­nen. Und man erkennt sofort, dass die angeb­li­che Demo­kra­tie eben nur vor­ge­scho­ben ist. Zum einen sieht man hier ein­deu­tig, wie uner­wünsch­te Stim­men uni­la­te­ral gelöscht wer­den. Zum ande­rem kann man anhand der Rele­vanz­kri­te­ri­en nicht ergeb­nis­of­fen dis­ku­tie­ren, solan­ge die Ver­ant­wort­li­chen Gum­mi­re­le­vanz­kri­te­ri­en ent­we­der zu ihren Guns­ten aus­le­gen, oder – wenn das nicht klappt – mal eben neue Rele­vanz­kri­te­ri­en dazu erfin­den, und wenn das immer noch nicht reicht, Dis­kus­si­ons­bei­trä­ge als »zu lang« oder aus irgend­wel­chen ande­ren Grün­den unsicht­bar machen.

Und letzt­end­lich ist das alles ohne­hin nur eine Far­ce, wenn es offen­sicht­lich ganz nor­mal zu sein scheint, dass Lösch­an­trä­ge erstellt und von ande­ren Edi­to­ren und Admins (und anony­men Zweit- und Dritt­ac­counts) unter­stützt wer­den, bei denen völ­lig klar ist, dass es sich nur um Rache­ak­te han­delt.

Die Wiki­pe­dia ist DAS Nach­schla­ge­werk des 21. Jahr­hun­derts. Es hat alle klas­si­schen Lexi­ka auf die Knie gezwun­gen. Damit ent­steht aber eine kul­tu­rel­le Ver­ant­wor­tung, die man auch unter Berück­sich­ti­gung eines demo­kra­ti­schen Ansat­zes und Gedan­kens auf gar kei­nen Fall allein in die Hän­de von miso­gy­nen, ego­ma­ni­schen Pro­fil­neu­ro­ti­kern legen darf, wie es der­zeit der Fall ist.

Wer nicht in der Wiki­pe­dia steht, wird nicht gefun­den. Punkt. Es darf nicht sein, dass die­se Sicht­bar­keit allein von sol­chen Per­so­nen abhängt, die offen­bar völ­lig will­kür­lich agie­ren und auch mal schnell äußerst rele­van­te Arti­kel aus ver­letz­tem Ego und Rache zur Löschung vor­schla­gen. Oder die sich zusam­men­rot­ten, um Per­so­nen weg­zu­mob­ben.

Hier muss die Wiki­me­dia Foun­da­ti­on drin­gend Kon­troll­me­cha­nis­men schaf­fen, die es ermög­li­chen, Admins und Edi­to­ren, die ihre Macht so ein­deu­tig miss­brau­chen, in ihre Schran­ken zu ver­wei­sen oder ihres Amtes zu ent­he­ben. Die Wiki­me­dia Foun­da­ti­on in den USA hat soeben erst auf ein­drucks­vol­le Wei­se gezeigt, dass so etwas mög­lich ist. Es müs­sen unab­hän­gi­ge, neu­tra­le Instan­zen geschaf­fen wer­den, die dem Gemau­schel des Alt­her­ren­clubs ein Ende berei­ten und zur Not auch mal Admins oder Edi­to­ren mit einem geziel­ten Tritt aus der Türe schaf­fen und hin­ter ihnen abschlie­ßen.

Und die­se unsäg­li­chen Rele­vanz­kri­te­ri­en sind ohne­hin kom­plett für die Füße. Wenn auch nur eine ein­zel­ne Per­son irgend etwas in der deut­schen Wiki­pe­dia sucht und nicht fin­det, dann war Rele­vanz vor­han­den. Die Ver­ant­wort­li­chen tun so, als wür­de ihnen jedes ein­zel­ne Bit in der Daten­bank per­sön­lich weh tun. Dabei ist es heu­te so, dass Daten­bank- und Spei­cher­platz nahe­zu unbe­grenzt zur Ver­fü­gung ste­hen.

Die unsäg­li­chen Rele­vanz­dis­kus­sio­nen ver­grau­len an Mit­ar­beit Inter­es­sier­te bei der Wiki­pe­dia eben­so schnell, wie ego­ma­ni­sche Admins es tun. (Nicht nur bei) pop­kul­tu­rel­len The­men ist die deut­sche Wiki­pe­dia selbst inzwi­schen an der Gren­ze der Irrele­vanz, denn wo man in der eng­li­schen Aus­ga­be hau­fen­wei­se Sei­ten zu jedem Stein aus dem STAR WARS-Uni­ver­sum oder zu jedem okkul­ten Mar­vel-Super­hel­den, der genau ein­mal in Erschei­nung trat fin­det, wer­den sol­che Arti­kel in der deut­schen Aus­ga­be grund­sätz­lich wegen feh­len­der Rele­vanz weg­ge­boxt. War­um kann das in der Mut­ter­aus­ga­be Rele­vanz haben, in der deut­schen aber nicht? Weil das ein paar Wich­tig­tu­er so wol­len? Wenn die unsäg­li­chen Rele­vanz­kri­te­ri­en deut­lich gelo­ckert wür­den, hät­te das nur posi­ti­ve Effek­te: Rele­vanz­dis­kus­sio­nen fal­len eben­so weg wie Lösch­dis­kus­sio­nen. Es gäbe auch kein Pro­blem Inhal­te zu fin­den, denn um Wis­sen zu fin­den gibt es Kate­go­rien und Such­ma­schi­nen, egal wie viel von die­sem Wis­sen vor­han­den ist. Es gibt nicht »zu viel Wis­sen«.

Noch wich­ti­ger: Es wür­de gewis­sen Figu­ren die Mög­lich­keit neh­men, Deu­tungs­ho­hei­ten an sich zu rei­ßen. Denn dar­um geht es hier ganz grund­sätz­lich: Rie­ger und Co wol­len BESTIMMEN, was SF und Fan­ta­sy ist, wer genau SF- oder Fan­ta­sy-Autorin ist, wel­che Ver­ei­ni­gun­gen und Ver­ei­ne rele­vant sind und wer/​welche nicht. Sie wol­len die Rea­li­tät nach ihrem Wil­len ver­bie­gen, denn nur was in der Wiki­pe­dia steht, ist heut­zu­ta­ge im Netz Rea­li­tät.

Las­sen wir das nicht wei­ter zu!

Und eben­falls wich­tig: Wiki­pe­dia wür­de end­lich zu einer Quel­le für Infor­ma­tio­nen zu Phan­tas­tik und Pop­kul­tur. Und das stän­di­ge Getue, Frau­en­the­men und Frau­en für irrele­vant zu erklä­ren hät­te dann eben­falls end­lich ein Ende (wenn es eine Lis­te weib­li­cher Por­no­dar­stel­ler gibt (gene­ri­sches Mas­ku­li­num!) war­um darf es dann kei­ne Lis­te von Autorin­nen geben?). Seit Jah­ren bis heu­te ist Wiki​pe​dia​.de zu den The­men Phan­tas­tik und Pop­kul­tur nicht zu gebrau­chen, weil die Gott­kai­ser der Rele­vanz unter Zuhil­fe­nah­me von anony­men Zweit- und Dritt-Accounts alles löschen, was nicht in ihr fos­si­les Hin­ter­wäld­ler-Welt­bild und ihnen in den Kram passt.

Das kann so nicht wei­ter gehen!

Bit­te geht auf die oben ver­link­ten Dis­kus­si­ons­sei­ten und sagt dem Hau­fen, was ihr von ihm hal­tet. Bit­te stellt eure Spen­den für die Wiki­me­dia Foun­da­ti­on ein und teilt ihnen mit, dass ihr erst wie­der spen­den wer­det, wenn die­ses Nest mau­scheln­der, miso­gy­ner, ego­ma­ni­scher Wich­tig­tu­er und Block­war­te end­lich aus­ge­ho­ben wur­de, oder wenn die Regeln so weit geän­dert wur­den, dass eine Mit­ar­beit abseits von Rachelö­schun­gen wie­der Sinn macht. Man könn­te auch mal prü­fen (las­sen) ob das Ver­hal­ten der Dudes nicht mög­li­cher­wei­se gegen die Sat­zung von Wiki­me­dia Deutsch­land e.V. ver­stößt. Wenn sol­che Sat­zungs­ver­stö­ße ohne Reak­ti­on des Ver­eins immer wie­der hin­ge­nom­men wer­den, kann das den Ver­lust der Gemein­nüt­zig­keit bedeu­ten.

Die Ver­ant­wort­li­chen bei Wiki­me­dia Deutsch­land ver­ste­cken sich hin­ter Aus­sa­gen wie »man müs­se sich halt ein­brin­gen, wenn man etwas ändern will«. Doch wer das ver­sucht, schei­tert schnell an den orga­ni­sier­ten Bur­schen­schaf­ten und Mobs aus Gate­kee­pern. Des­we­gen sehe ich dar­in nur den bil­li­gen Ver­such der Ver­ant­wort­li­chen, sich eben aus die­ser Ver­ant­wor­tung zu steh­len.

Lasst die Wolf­gang Rie­gers der Wiki­pe­dia nicht wei­ter­hin dar­über bestim­men, wel­ches Wis­sen rele­vant ist!

Und macht das bit­te öffent­lich! Teilt Inhal­te zum The­ma! Macht Drit­te dar­auf auf­merk­sam, was bei der Wiki­pe­dia pas­siert und dass die­se kei­nes­wegs eine umfas­sen­de Wis­sens­samm­lung dar­stellt!

Aus­zug Sat­zung Wiki­me­dia Deutsch­land e.V.:

Zweck des Ver­eins ist es, die Erstel­lung, Samm­lung und Ver­brei­tung Frei­er Inhal­te (…) in selbst­lo­ser Tätig­keit zu för­dern, um die Chan­cen­gleich­heit beim Zugang zu Wis­sen und die Bil­dung zu för­dern.“

– Sat­zung Wiki­me­dia Deutsch­land§ 2 Zie­le und Auf­ga­ben, 26. Novem­ber 2016
Zu för­dern. Nicht zu ver­hin­dern.

Links:

Text dazu beim Ver­lag ohneoh­ren
Text bei The­re­sa Han­nig
Arti­kel 1 (Nor­nen­netz) bei Tho­mas Sebes­ta
Arti­kel 2 (PAN e.V.) bei Tho­mas Sebes­ta
Lösch­an­trag Nor­nen­netz
Lösch­prü­fung Nor­nen­netz
Lösch­an­trag PAN e.V.
Tele­po­lis über die Wiki­pe­dia und ihre Pro­ble­me
Netz​po​li​tik​.org über Mob­bing von Frau­en in der Wiki­pe­dia
SpOn über Frau­en bei der Wiki­pe­dia und deren Pro­ble­me
Und noch ein aktu­el­le­rer SpOn-Arti­kel zu dem The­ma

p.s.: Ich bin schon sehr gespannt, ob nach die­sem Text die ama­teur­haf­ten Hack­ing­ver­su­che auf die­ser Domain erneut signi­fi­kant zuneh­men, wie nach Ver­öf­fent­li­chung der letz­ten Arti­kel zum The­ma …

Update: Wei­te­re Links

Ste­fan Ege­ler: Ich war bei Wiki­pe­dia
Deut­sche Sci­ence Fic­tion: Wiki­pe­dia – frau­en­freie Zone?
Ein offe­ner Brief an Wiki­me­dia DE
Kon­tak­te bei Wiki­me­dia, denen man sagen kann, was man davon hält

Das ist ja gar keine Science Fiction! – Ein Kommentar

Ich habe es über die Jah­re immer wie­der mal ver­nom­men, zumeist von altern­den SF-»Fans«, die laut­stark die Ansicht ver­tre­ten, dass selbst­ver­ständ­lich »frü­her alles bes­ser war, und das doch alles kei­ne Sci­ence Fic­tion sei«. Frü­her, das ist ein nicht ganz genau zu bezif­fern­der Zeit­raum, aber eben nicht heu­te. Aber ich schwei­fe ab. Was habe ich genau ver­nom­men? Die zumeist auf­ge­bracht vor­ge­tra­ge­ne The­se, dass dies und jenes, oft Pop­kul­tur, in Wirk­lich­keit gar kei­ne Sci­ence Fic­tion sei, son­dern nur … irgend so ein Mist. Je nach Alter (es sind nach mei­ner Beob­ach­tung tat­säch­lich über­wie­gend die älte­ren SF-Anhän­ger), Geis­tes­zu­stand und Fana­tis­mus­le­vels des Vor­tra­gen­den wird ver­schie­de­nen Spiel­ar­ten der SF pau­schal abge­spro­chen, tat­säch­lich Sci­ence Fic­tion zu sein, in den meis­ten Fäl­len ohne inhalt­li­che Begrün­dung, son­dern nur mit irgend­wel­chen has­tig vor­ge­tra­ge­nen Schimpf­wor­ten, oder schwumm­ri­gen Schein­ar­gu­men­ten, die wenig durch­dacht erschei­nen. Ger­ne vor­ne­weg kri­ti­siert immer wie­der mal STAR WARS, heut­zu­ta­ge nimmt man sich bevor­zugt die diver­sen Spiel­ar­ten des Super­hel­den-Gen­res vor, aber sogar der Erfor­schungs- und Ent­de­ckungs­se­rie STAR TREK wird abge­spro­chen, tat­säch­lich SF zu sein. Weil? Wegen!

War­um? Die Begrün­dun­gen sind oft schwur­be­lig, fußen aber nicht sel­ten auf der mit zahl­rei­chen Aus­ru­fe­zei­chen vor­ge­brach­ten The­se, dass »das alles« nur »Fan­ta­sy« sei, und mit Wis­sen­schaft nichts zu tun habe. Und schließ­lich habe das Gen­re Sci­ence Fic­tion die »Wis­sen­schaft« im Titel und müs­se des­we­gen auf irgend­wel­chen wis­sen­schaft­li­chen Grund­la­gen beru­hen.

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