Nachdem Amazon es mit Kindle Direct Publishing jedermann ermöglicht, eBooks zu veröffentlichen und zu monetarisieren, sind selbstpublizierte elektronische Bücher abseits der etablierten Verlage auch in Deutschland in kaum noch überschaubarer Menge zu erhalten.
Nach wie vor deutlich schwieriger ist es jedoch, ein »echtes« Buch heraus zu bringen. Zwar buhlen Book- und Print- On Demand-Anbieter um die Gunst des ambitionierten Selfpublishers, doch gibt es hier Hürden zu überwinden: die einen möchten sich gern umfangreiche Rechte an den Inhalten einräumen (das geht sogar bis hin zu Aufführungs- und Senderechten) und lassen dem Publizierenden zudem nur Brosamen von den Verkäufen. Die anderen sehen sich als reiner Druckservice, fordern allerdings für die Vorbereitung der Bücher, die dann via PoD erhältlich sein sollen, nicht unerhebliche Vorkosten – dafür behält man die Rechte an seinen Werken.
Doch über die Amazon-Tochter CreateSpace, die seit Kurzem auch für den Vertrieb von Taschenbüchern in Europa zu nutzen ist, ermöglicht der Onlinehändler es nun jedermann, Bücher in gedruckter Form unters Volk zu bringen. Wenngleich derzeit hierzulande erst einmal nur über den Amazon-Onlineshop.
Eigentlich sollte es »nur« ein eBook werden … Manch einer erinnert sich vielleicht daran, dass ich eine Anthologie mit Steampunk-Kurzgeschichten in eBook-Form herausgegeben habe. Unter dem Titel ÆTHERGARN beschreiben zehn Stories, wie Weltraumfahrt in einem dampfgetriebenen viktorianischen Zeitalter hätte aussehen können.
Mein Ansatz war zum einen zu zeigen, dass man als Privatperson eine solche Sammlung in eBook-Form veröffentlichen kann. Zum anderen wollte ich zur Realisierung nahezu ausschließlich auf Open Source-Software oder zumindest Freeware zurück greifen. Einer der ausschlaggebenden Punkte dafür, dass ich das Projekt im letzten Jahr konkret in Angriff nahm nachdem ich lange damit schwanger ging, war die Tatsache, dass Amazon sein Kindle Direct Publishing, also die Selfpublishing-Plattform, auch in Europa an den Start gebracht hatte.
Wie ich neulich berichtete, bietet Amazon – oder besser Amazons Tochter CreateSpace – jetzt aber einen ähnlichen Service auch für gedruckte Bücher an. CreateSpace an sich gibt es bereits seit einigen Jahren, allerdings konnte man damit Print On Demand-Bücher ausschließlich in den USA vertreiben. Seit Kurzem ist es aber auch möglich, die Bücher in Europa anzubieten. Da lag es nahe, auch eine Taschenbuchversion von ÆTHERGARN zu realisieren – danach war ich ohnehin immer wieder gefragt worden.
Seit gestern Nacht um ca. null Uhr ist es Realität: man kann den ersten Band der STEAMPUNK-CHRONIKEN mit dem Titel ÆTHERGARN im Amazon-Shop bestellen. Auch diese Version wurde komplett mit Open Source-Software erstellt (und auch hier ist die einzige Ausnahme das in Photoshop erstellte Cover).
Einen Werkstattbericht zur Erstellung der PoD-Taschenbuchfassung werde ich noch nachliefern. Tatsächlich ist die Erstellung eines solchen Buches wirklich vergleichsweise einfach – zumindest wenn man weiß, wie herum man eine Maus halten muss. Dennoch gibt es natürlich Klippen zu umschiffen, wie man auch unter anderem am »exotischen« Preis von EUR 9,62 erkennen kann. Doch dazu wie gesagt später mehr. :o)
Das dürfte den hiesigen Verlegern neue Schweißperlen auf die Stirn treiben: Amazonsprint-on-demand-Dienst CreateSpace wird laut einer Pressemitteilung ab sofort in Europa, also auch Deutschland, angeboten. CreateSpace ermöglicht es Selfpublishern, ihre Bücher nicht nur wie bisher als eBooks für den Kindle unter die Leser zu bringen, sondern auch in klassischer, gedruckter Form in Form von Büchern. Diese Bücher können dann über die Amazon-Webseiten in Deutschland, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Italien erworben werden.
Amazons Tochterunternehmen CreateSpace hat bei print-on-demand keine Lagerhaltungskosten, da die Bücher erst gedruckt werden, wenn sie auch tatsächlich jemand bestellt, dennoch sollen sie noch am Tag der Bestellung versandt werden, wenn die Order früh genug eingeht. Nach Aussagen des Konzerns behalten die Autoren die Rechte an ihren Büchern und erhalten Tantiemen, die weit über die Angebote der restlichen Branche hinaus gehen. Auch wenn daran natürlich viel PR-Geklapper ist, weiß man bereits aus dem eBook-Bereich, dass Amazon hier nicht übertreiben dürfte.
Noch nicht herausfinden konnte ich, ob die die in den USA für kleines Geld, nämlich 25 Dollar, zubuchbare Option gibt, die Bücher mit einer ISBN zu versehen, wodurch die PoD-Produkte auch im Buchhandel zu erwerben wären. Zusätzlich zum Druck und dem Verkauf über Amazon gibt es für Autoren die Möglichkeit, deutlich preiswertere Exemplare für den Eigenbedarf zu erwerben.
Amazon positioniert sich hier erneut gegen die restliche Branche und dieser Coup dürfte deutlich schwerer wiegen, als das Selfpublishing-Programm für eBooks, denn diese sind bei den Nutzern hierzulande leider nach wie vor noch nicht so recht angekommen – Bücher aber schon. Wenn die Selfpublisher nun auch noch die Möglichkeit haben, Printbücher anzubieten, wird das manch einem in der Branche schlaflose Nächte verschaffen … wie es auf den ersten Blick aussieht, dürfte CreateSpace mit seinen Preisen und der unkomplizierten Handhabung aber auch hiesige Anbieter in Sachen PoD unter Druck setzen, so dass mit Preissenkungen zu rechnen ist.
Die CreateSpace-Seite liegt derzeit nur in englischer Sprache vor, es ist aber davon auszugehen, dass in Kürze lokalisierte Versionen angeboten werden.
Spannend! Ich werde mich weiter informieren – und vielleicht gibt es die Steampunk-Chroniken ja demnächst auch als Printversion via Amazon …
[Update 18:10:]auf Facebook wurde kommentiert »PoD war, was Phantanews wohl irgendwie nicht mitbekommen hat, auch bisher schon sehr gut in D möglich, ohne den Verlegern Schweißperlen abzuringen. Da wird CreateSpace nur einen Preiskampf bringen.«
Mein Kommentar dazu: dass es PoD in Deutschland bereits gibt, habe ich oben explizit erwähnt. Gestestet habe ich PoD-Anbieter ebenfalls bereits und mich vor allem mit deren Bedingungen auseinander gesetzt. Die eine Möglichkeit ist, ein Buch für relativ kleines Geld auf den Markt zu bringen, dabei räumen sich die Anbieter aber weitreichende Rechte an den Inhalten ein – manche sogar bis hin zur Aufführung und Sendung, das halte ich nicht für akzeptabel. CreateSpace tut das nicht und die Rechte verbleiben beim Autor.
Die Alternative ist, die Rechte zu behalten, dann aber in Sachen Druck finanziell nicht unerheblich in Vorleistung treten zu müssen. Soweit ich das bislang überblicken konnte, fällt das bei der Amazon-Variante ebenfalls weg. Ich werde mich einlesen und berichten.
Aber diese deutlichen Unterschiede mag der Kommentierende möglicherweise irgendwie nicht mitbekommen haben … ;o)
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