Ich stellte mir um Zusammenhang mit der Amazon-Diskussion die Frage: gibt es gangbare Alternativen zu Amazon für mich? Ja, ich beziehe diese Frage auf mich, der ich gern Phantastik, sowie englischsprachige Originale lese, und der ich auf eBooks stehe. Und obwohl ich auch regelmäßig Elektronik oder Games bei Amazon ordere, habe ich diese Waren ausgelassen, um halbwegs Chancengleichheit herzustellen. Unter diesen Aspekten (aber auch in Hinsicht auf Kundenfreundlichkeit und Versandkosten) habe ich deutsche Onlineshops mit Schwerpunkt »Bücher« untersucht und in vielen Fällen Gruseliges entdeckt. Ich wundere mich bereits lange nicht mehr, warum Amazon mit den hiesigen Anbietern einer trägen und konservativen Branche den Boden wischt – nach den Ergebnissen meiner Tests schon gar nicht mehr …
Die Artikel (wird ergänzt, wenn neue Tests hinzu kommen):
Via Google+ wurde ich auf bol.de hingewiesen. Bol.de und buch.de gehören zum selben Anbieter (nämlich der buch.de internetstores AG). Deswegen zeigte sich bei Stichproben, dass das Angebot nahezu identisch ist, ich würde mal davon ausgehen, dass beide Portale auf dieselben Datenbanken zurück greifen und nur das Frontend unterschiedlich gestaltet wurde. Ich habe mich deswegen bei meinem Test auf bol.de beschränkt.
Auf den ersten Blick fällt mir auf der Startseite auf, dass die Hauptnavigation nach Kategorien, die man oben horizontal findet, an der linken Seite vertikal nochmal wiederholt wird. Das wirkt seltsam redundant. Wenn man allerdings eine Kategorie anklickt, erscheint innerhalb des gewählten Kontexts links eine Subnavigation – und das macht natürlich Sinn. Die Gestaltung der Startseite ist … hm … minimalistisch und auch hier findet man den gesamten Contentblock an die linke Browserseite gekuschelt. Warum das heute noch derart viele Seitenbetreiber so machen, ist mir völlig unverständlich.
Auf der Startseite werden diverse Medien vorgestellt, jeweils drei unter den Labels »Tipps der Redaktion«, »Aktuelles« und »Bestseller«. Das geht völlig in Ordnung und ist auch immer eine gute Idee, um Verkäufe zu generieren, wenngleich auch hier die Tipps der Redaktion jegliche Begründung fehlen lassen, warum es sich gerade bei diesem Artikel um eine Empfehlung handelt.
Die Hauptmenüpunkte klappen in Form eines sogenannten »Megamenüs« auf und offenbaren ihre Subkategorien. Das ist bequem. Erfreulicherweise gibt es sowohl unter »Bücher« wie auch unter »eBooks & eReader« den Eintrag »Science Fiction & Fantasy« (unter eBooks heisst der witzigerweise »Fantasy & Science-Fiction«, warum hier die Reihenfolge eine andere ist, weiß vermutlich bei Bol keiner). Wählt man eine der Hauptkategorien, öffnet sich links eine Subnavigation, die mehr Einträge umfasst als das eben angesprochene Megamenü. Äußerst übersichtlich und so oder ähnlich muss das gemacht werden.
Das »Megamenü«
Höchst erfreulich ist, dass es hier sogar mehrere Unterkategorien gibt, nämlich »Fantasy«, »nach Reihen«, »Science Fiction«, »Vampirromane« (seufz) und »Nach Autoren«. Das ist vorbildlich. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die angezeigten Ergebnisse nach verschiedenen Kriterien neu zu sortieren: »beste Treffer«, »»aufsteigend nach Verkaufsrang«, »absteigend nach Erscheinungsjahr«, »auf- und absteigend nach Preis« sowie »»auf- und absteigend alphabetisch«. Das sind Optionen, wie ich sie auf den anderen Shopseiten bisher vergeblich gesucht habe und das erinnert alles schon sehr deutlich an Amazon – man hat sich zweifellos an diesem Vorbild orientiert.
Seitenmenü
Wähle ich die Subkategorie »fremdsprachige Bücher« verändert sich erneut das Seitenmenü und ich kann zwischen verschiedenen Sprachen wählen. Ich klicke auf »Englische Bücher« – und bin verblüfft, denn sogar hier werden nochmals Unterkategorien angezeigt. Das wäre für mich angesichts der anderen getesteten Plattformen an dieser Stelle fast ein Grund, eine Flasche Schampus aufzumachen und zu feiern, nur leider, leider vermisse ich hier die Kategorie »SF & Fantasy«. Doch halt … Nach einem Klick auf »Belletristik« erscheint nochmals ein Submenü und dort gibt es auch einen Eintrag dafür. Okay, her mit dem Schampus und das obwohl es jetzt keine Unterteilung zwischen den beiden Genres mehr gibt. Unterhalb der Hauptnavigation finde ich sogar einen sogenannten »Breadcrumb«, der mir anzeigt, wie tief und wo in der Navigationsstruktur ich mich befinde – bei denen scheint es sich obwohl sie bei der Nutzung von komplexen Webseiten überaus hilfreich sind, um eine arkane oder okkulte Kunst zu handeln, denn sie inzwischen selten irgendwo zu finden.
Aber im Ernst: das ist bisher bei Weitem die beste Lösung, die ich bis jetzt gesehen habe und sie ist höchst ergonomisch und bequem. Durch die Menge an Subkategorien kann man sich relativ schnell genau dorthin hangeln, wohin man möchte. Andere Anbieter sollten sich hier schnell ein paar planetengroße Scheiben abschneiden, denn es zeigt, was möglich ist, wenn man jemanden beauftragt, der sich mit sowas auskennt und das Wort »Usability« nicht für eine seltene Erbkrankheit hält. Ich bin an dieser Stelle äußerst gepannt, ob der positive Eindruck so bestehen bleiben wird.
Auch hier ist wieder die erste Suche die nach BLOOD RITES von Jim Butcher. Es gibt mehrere Treffer, das Orbit-Taschenbuch, sowie Soft- und Hardcover von Roc. Das Roc-Taschenbuch wird als Sonderangebot mit »-10%« angepriesen, damit kostet es mit 7,10 Euro genau soviel wie bei Amazon; es ist lieferbar. Das Hardcover ist mit 19,20 sogar preiswerter als bei Amazon, dort werden 20,99 Euro angesagt. Ich wäre schwer beeindruckt, leider ist es bei Bol aber nicht sofort lieferbar, sondern erst in »1 – 2 Wochen«. Schade. Amazon kann liefern.
Weiter mit CHANGES, auch hier muss ich aufgrund der vielen Treffer das Suchergebnis mit dem Autorennamen verfeinern. Gefunden wird nur ein Taschenbuch, das von Roc, der Preis beträgt 7,40 Euro, es ist sofort lieferbar. Bei Amazon werden 7,20 Euro angesagt, da ist es ebenfalls lieferbar und die haben zudem das Hardcover.
Im Vergleich zu den bisherigen Shops fällt mir übrigens auf, dass ich bei den englischen Bücher bei jedem einzelnen Coverbilder angezeigt bekommen habe, das ist deutlich besser als bei den anderen Anbieter, wo es zu oft nur Platzhalter zu sehen gibt. Ich würde gern über irgend etwas motzen, aber bisher ist alles in Ordnung bis gut.
Die Suche nach REDSHIRTS fördert Soft- und Hardcover von Tor Books und Gollancz ans Licht des Bildschirms, lieferbar ist leider keines davon. Das trübt das Ergebnis, denn REDSHIRTS ist ein durchaus aktueller Roman. Die Preise sind wie folgt:
Gollancz Hardcover: 17,40 EUR
Gollancz Softcover: 9,30 EUR
Tor Hardcover: 18,30 EUR
Tor Softcover: 11,00 EUR
Zum Vergleich die Preise bei Amazon:
Gollancz Hardcover: 17,00 EUR
Gollancz Softcover: 9,00 EUR
Tor Hardcover: 17,90 EUR
Tor Softcover: 10,70 EUR
Hier also nur minimale Unterschiede beim Preis, allerdings kann Amazon liefern, Bol nicht. Nicht lieferbar ist hier übrigens in beiden Fällen die Taschenbuchausgabe bei Gollancz, aber das ist kein Wunder: die erscheint erst im Mai.
Eine Suche nach »Alan Dean Foster« funktioniert genauso gut wie eine nach »Alan Dearn Foster«, die Suchmaschine kann also »fuzzy«. Bei einer Einschränkung auf englischsprachige Bücher muss man leider feststellen, dass der größte Teil nicht sofort lieferbar ist. Die Preise sind im direkten Vergleich zum Konkurrenten im großen und ganzen in Ordnung.
Kommen wir zu den eBooks.
Die auf englische eBooks beschränkte Suche nach Alan Dean Foster bringt nur fünf Ergebnisse, das ist bei einem derart fleißigen Autor ziemlich erbärmlich. Für ICERIGGER in der Gateway-Ausgabe soll man 10,99 Euro berappen, Amazon sagt dafür nur 6,49 Euro an (ICERIGGER stammt übrigens aus dem Jahr 1974 … wie die bei Bol auf diese Preise kommen, weiß wohl nur der Q). Charles Stross´ HIDDEN FAMILY wird nicht gefunden, ebenso wenig wie Scalzis REDSHIRTS. Der Bestseller THE HUNGER GAMES von Suzanne Collins kostet 8,99 Euro, bei Amazon nur 5,65. George R. R. Martins A DANCE WITH DRAGONS wird für 27,79 angeboten, hier ist der Preis bei Amazon mit 13,99 Euro schon hoch. Das Taschenbuch bekommt man dort übrigens für vergleichsweise läppische 5,99 Euro, das ist derselbe Preis wie bei Bol.
Es sind hier auch ein paar sehr preiswerte Lizenz-eBooks zu finden, wie beispielsweise WORLD OF WARCRAFT: DAWN OF THE ASPECTS PART I für 2,70, das ist beim Konkurrenten allerdings auch für 2,21 zu haben.
Bei den eBooks sind diePreisunterschiede nicht ganz so krass wie auf manch anderen Portalen, aber immer noch deutlich und diese bewegen sich in vielen Fällen um den doppelten Preis herum. Erfreulich ist, dass auch Bol.de im eBook-Bereich gemeinfreie Klassiker kostenlos im Programm hat, das ist die erste Plattform neben Amazon, die so etwas anbietet. Daumen hoch.
Zwischendurch sei angemerkt, dass bei der Titeldetailansicht wie bei Amazon Vorschläge im Stil von »Kunden die dies kauften, haben auch das erworben« eingeblendet werden. Das ist aus meiner Sicht zuerst einmal sehr angenehm und hilfreich, allerdings war die Qualität dieser Vorschläge durchwachsen. Man könnte natürlich argumentieren, dass Bol nichts dafür kann, wenn die Kunden so erratisch einkaufen … ;)
Zum Versand: Bücher werden innerhalb Deutschlands versandkostenfrei geliefert, das ist angenehm. Allerdings gilt das wirklich nur für reine Buchbestellungen. Bei soegannnten Mischbestellungen (also Buch und noch was anderes) fallen unter 20 Euro Bestellwert drei Euro Versandkosten an, Bürobedarf wird erst ab 45 Euro ohne Versandkosten verschickt. Das ist weniger schön. Als Lieferfrist wird »ein bis drei Tage« angegeben, also normale Postlaufzeit. Ein Grund, warum Mischsendungen nicht ebenfalls kostenfrei ausgeliefert werden, will mir nicht einfallen.
Größere Absonderlichkeiten in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind mir nicht aufgefallen, allerdings ist es schon ein starkes Stück, dass man Versandkosten nachzahlen soll, wenn aufgrund einer Stornierung oder eines Widerrufs der Bestellbetrag unter die Portofreigrenze fällt. Außerdem sollte man bei Bol.de die AGBs mal auf Fehler in der Zeichencodierung überprüfen, ein paar der Umlaute werden mal nicht korrekt dargestellt, mal schon.
Alles in allem wird auf Bol.de eine Menge besser gemacht als auf den anderen bislang getesteten Plattformen. Auch hier sind allerdings die englischen eBooks deutlich teurer als bei Amazon und auch hier sind zahllose englischsprachige Bücher nicht vorrätig (oder gar nicht erst gelistet) und können erst nach »ein bis zwei Wochen« versandt werden. Eine echte Alternative in Bezug auf englischsprachige Bücher und eBooks ist also trotz vieler positiv zu bewertender Punkte auch Bol.de nicht, allerdings in allen anderen Punkten durchaus, zumal man hier auch beispielsweise Computer- und Konsolenspiele oder DVDs und BluRays bekommt. Die allerdings nicht versandkostenfrei – das gilt jedoch auch für Amazon, es sei denn, man ist dort Prime-Kunde.
Außerdem sollte man bedenken: wer eine Alternative zu Amazon sucht, weil man Angst vor Monopolen oder international agierenden Großkonzernen hat, der treibt mit Bol möglicherweise den Teufel mit dem Beelzebub aus, denn dahinter stand ursprünglich zu 100% der Medienriese Bertelsmann, der sich immer wieder aus den verschiedensten Gründen Kritik ausgesetzt sieht. Zwar wurde die Plattform 2002 an die »buch.de internetstores AG« verkauft, Bertelsmann hält jedoch immer noch Anteile von 26,7 %. Mit dem gleichnamigen niederländischen Internethändler bol.com hat bol.de übrigens trotz des identischen Logos nichts zu tun, denn der Holländer gehört zu Holtzbrinck und Weltbild. Den werde ich mir allerdings eventuell ebenfalls einmal ansehen, denn auch er hat englischsprachige (und sogar deutsche) Bücher (A DANCE WITH DRAGONS: 10,99 Euro, THE HUNGER GAMES allerdings mit 9,99 Euro sogar teurer als bei bol.de)
Demnächst mehr.
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Nachtrag: ich bin gerade aufgrund positiver Rückmeldungen auf die Idee verfallen, mir das Adventure-Spiel NI NO KUNI für die Playstation 3 zu kaufen. bol.de: EUR 58,99. Amazon: 49,99 … (GameStop: 59,99, Osiander: 59,99, Lehmanns: 59,99, Kohlibri: 59,99, buchhandel.de: nicht vorhanden).
Kürzlich hat ein ARD-Beitrag die Kunden verschreckt. Von unhaltbaren Arbeitsbedingungen beim Online-Versender Amazon war die Rede. Es erhob sich ein Schreien und Wehklagen und gar viele versprachen hoch und heilig, nie wieder beim Antichristen zu kaufen. Kleinverlage erhoben scheinbar mutig ihr Haupt und verließen laut lamentierend die Reihen derjenigen, die ihre Ware bei Darth Bezos feil boten.
Jetzt mal Klartext: Acht Euro fuffzich ist für Hilfsarbeiter ein Traum-Stundenlohn; die Mär, dass Amazon schlecht bezahlt mag aus der Sicht eines fest angestellten Akademikers so sein. Ausgebildete Fachkräfte wie Friseurinnen oder Bäckereifachverkäuferinnen habe einen geringeren Verdienst – dank des von der SPD durch Hartz IV geschaffenen und von der CDU gehätschelten Billiglohnsegments des Arbeitsmarktes. Der gerade von der CDU angesagte angepeilte Mindestlohn liegt bei 8,50 Euro. Noch Fragen? Die im ARD-Bericht dargestellte Spanierin sagt inzwischen, dass ihre Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und verfälscht wurden. Sogar verdi-Funktionäre (!) sagen aus, dass das alles überzogen dargestellt worden sei. Auf konkrete Anfragen hin hält sich der Hessische Rundfunk bedeckt. Aber alle kaufen dem ach so neutralen öffentlich-rechtlichen Sender die Propaganda ab, ohne mal eine Sekunde nachzudenken oder die angeblichen Fakten zu hinterfragen. Und es entsteht der Shitstorm des manipulierten Fernsehviehs, der Symptome verteufelt, statt in der Politik die Auslöser zu kritisieren.
Sicher ist bei Amazon nicht alles toll. Im Gegenteil. Aber man sollte auf tatsächliche Probleme hinweisen, nicht welche erfinden und nicht in RTL-Manier mit dramatischer Musik unterlegen und reißerisch Probleme erfinden oder aufbauschen, wo es gar keine gibt.
Dennoch stellte ich mir in diesem Zusammenhang die Frage: kann es gangbare Alternativen zu Amazon für mich geben? Ja, ich beziehe diese Frage auf mich, der ich gern Phantastik, sowie englischsprachige Originale lese, und der ich auf eBooks stehe. Und obwohl ich auch regelmäßig Elektronik oder Games bei Amazon ordere, habe ich diese Waren ausgelassen, um halbwegs Chancengleichheit herzustellen. Unter diesen Aspekten (aber auch in Hinsicht auf Kundenfreundlichkeit und Versandkosten) habe ich deutsche Onlineshops mit Schwerpunkt »Bücher« untersucht und in vielen Fällen Gruseliges entdeckt. Ich wundere mich schon lange nicht mehr, warum Amazon mit den hiesigen Anbietern einer trägen und konservativen Branche den Boden wischt – nach den Ergebnissen meiner Tests schon gar nicht mehr …
Die Artikel (wird ergänzt, wenn neue Tests hinzu kommen):
Ebenfalls völlig unbekannt war mir die Online-Buchhandlung lehmanns.de, die ich mir an dieser Stelle vorgenommen habe. Auf den ersten Blick ist die Startseite übersichtlich, erscheint allerdings auf mich altbacken und konservativ. Webdesign geht so seit ca. 10 Jahren nicht mehr, wirklich ansprechend wirkt das nicht. Das könnte man mit ein wenig css-Fu leicht verbessern.
Ein Blick ins Menü an der linken Seite zeigt, dass dieser Shop offenbar einen Schwerpunkt auf Sach- und Fachliteratur legt, denn diese beiden Kategorien nehmen die ersten Plätze in der Navigationsstruktur ein. Die Hauptpunkte sind als sogenannte Akkordeons ausgelegt, die ihre Unterpunkte offenbaren, wenn man darauf klickt. Erfreut stelle ich fest, dass es hier eine Abteilung »Fantasy / Science Fiction« gibt. Folgt man diesem Link, entdeckt man oberhalb des Inhalts eine weitere Unterteilung in »Fantasy« und »Science Fiction«. Im Prinzip sehr schön und so, wie ich das in anderen Onlineshops gern gehabt hätte. Ergonomisch völliger Mumpitz ist in meinen Augen allerdings die Zersplitterung der Menüführung: oben auf der Seite eine Auswahl für die Medien (also Buch, eBook, Hörbücher und so weiter), links die Kategorieunterteilung und dann noch ein weiteres Menü mit Subkategorien oberhalb des Contents? Das gehört links mit in die Hauptnavigation. Die beiden kleinen Links oben hätte ich fast übersehen.
Auf der SF & F‑Startseite finden sich ein paar Beispiele, da sie jeweils eigene Titel haben, handelt es sich offenbar um eine Art Empfehlungen, angenehm finde ich, dass es hier scheinbar keine Anspruchs-Standesdünkel gibt, denn auch ein Sachbuch zu STAR WARS ist darunter. Links führen nicht nur zu den Printausgaben, sondern auch zu den eBooks der Bücher (falls vorhanden).
Ein Klick auf »Science Fiction« führt zu einer Übersicht, die ist angeblich nach »Relevanz« sortiert (sagt mir ein Dropdown am oberen Rand), was hier die Relevanzkriterien sind, erschließt sich mir allerdings nicht. Immerhin kann man auch nach »Autor«, »Titel« und »Jahr« sortieren. Die Suche findet nicht nur Printversionen, sondern auch eBooks. Dritter Treffer ist John Scalzis REDSHIRTS, das ich in meinen Tests immer als Beispiel verwendet habe, doch dazu weiter unten mehr.
Die erste Suche starte ich wie immer mit dem Begriff BLOOD RITES, dem Titel eines Harry Dresden-Romans von Jim Butcher. In der erscheinenden Liste ist der erste Treffer erst weiter unten, deswegen verfeinere ich die Suche, indem ich den Autorennachnamen anhänge. Das klappt besser, es gibt fünf Treffer. Auch hier werden nicht bei allen Treffern Coverbilder angezeigt, gefunden werden Soft- und Hardcover von Roc und Orbit, allerdings auch die von James Marsters eingesprochenen Hörbücher. Zu den Preisen: das Roc-Taschenbuch kostet 8,22 Euro, der Amazon-Preis liegt bei 7,10 Euro – Amazon kann sofort liefern, Lehmanns ebenfalls. Beim Roc-Hardcover sagt Lehmanns 21,36 an, Amazon liegt bei 20,99, das wäre ein okay-Preis, leider kann Lehmanns nicht liefern, Amazon hat auf Lager.
Weiter mit CHANGES, auch hier muss ich die Suche mit dem Autorennamen erweitern, auch hier kommen mehrere Ergebnisse, die meisten ohne Coverbild, die Roc-Taschenbuchausgabe fehlt ebenso wie das Hardcover, das Orbit-Taschenbuch kostet 11,13, Euro und ist nicht lieferbar. Bei Amazon zahlt man 10,99 Euro und kann es sofort bekommen. Nimmt man die Roc-Ausgabe ist man sogar mit nur 7,00 Euro dabei. Anmerkung zwischendurch: Die Dresden-Romane erscheinen bei Roc und Orbit, üblicherweise sind die Roc-Ausgaben deutlich preiswerter als die des anderen Verlags, deswegen fokussiere ich üblicherweise auf diese.
Die Recherche nach John Scalzis REDSHIRTS fördert sowohl die deutschen wie auch die englischen Ausgaben zutage. Das Softcover von Tor Books wird für 12,34 Euro angeboten, ist aber wieder mal nicht lieferbar. Beim Konkurrenten kostet die 10,70 Euro und ist – ich möchte fast anmerken: wie immer – lieferbar. Cover gibt es manchmal, manchmal nicht.
Bevor ich das vergesse: ich kann in der Seitenleiste nach einer durchgeführten Suche diese einschränken, beispielsweise nur auf englische Bücher. Das ist genau das, was ich möchte und wäre ein grandioses Feature – nur leider steht bei gefühlten 90% der Bücher, dass sie »in zehn bis 20 Tagen lieferbar« sind. Und das schmälert die Freude doch ganz erheblich. Beim Konkurrenten kann ich die Werke sofort bekommen.
Eine Suche nach »Alan Dean Foster« ist äußerst erfolgreich, auch nach einer Einschränkung auf englische Bücher. Wenn ich den Autorennamen falsch eingebe, findet die Suchmaschine gar nichts. Das ist schlapp. Beim korrekt eingegebenen Namen existieren zwar beeindruckende 504 Treffer, allerdings ist leider so gut wie keiner davon mit einem Cover geschmückt. Da ich Bücher die ich bereits besitze auch am Cover erkenne, ist das wenig hilfreich.
Ich bemühe die erweiterte Suche für eine Recherche nach »Alan Dean Foster« im Medienbereich »ebooks«, denn jetzt möchte ich erneut der Frage nachgehen, ob ich hier englische eBooks erwerben kann. Es werden haufenweise elektronische Bücher gefunden. Der halbwegs neue Roman »HUMAN BLEND« in der Del Rey-Ausgabe kostet – und ich traue meinen Augen kaum – 21,32 Euro. Hier muss man allerdings zugeben, dass Amazon den überhaupt nicht als eBook liefern kann. Trotzdem ist der Preis lachhaft.
Bei Charles Stross´ HIDDEN FAMILY bestätigt sich die Befürchung: englische eBooks sind auch hier geradezu aasgeierig teuer, denn es wird ein Preis von unverschämten 12,36 Euro angesagt. Dafür wird dann aber auch mal vorsichtshalber kein Cover angezeigt. Amazon bietet eine Umschlagabbildung und sagt nur 4,37 Euro an, also nur ungefähr ein Drittel des Lehmanns-Preises. Auch hier sind die englischsprachigen eBook-Versionen durch die Bank weg viel zu teuer, zum Teil muss man deutlich mehr als den doppelten Preis bezahlen. Würfeln die ihre Preise alle aus? Es kann mir niemand erzählen, dass Amazon die US-Verlage derart unter Druck setzt, dass die ePub-Preisangaben um soviel höher ausfallen, als die der Kindle-Fassungen. Zudem liegen die Preise für die elektronischen Versionen der Bücher sogar deutlich über denen der Printausgaben. Dass hier etwas ganz und gar nicht stimmen kann, sollte sogar jemandem auffallen, der glaubt, dass man die Bildzeitung für mehr als Fische einwickeln gebrauchen kann.
Verblüfft musst ich zwischendurch einen »zuletzt angesehen«-Balken entdecken. Das ist ja mal ein Feature. Nur leider werden hier falsche Hoffnungen geweckt, denn es gab Preisangaben von null Euro. Oh, dachte ich, gibt es hier etwa Promotion-Angebote für lau?
Doch beim Durchklicken zu PULSARNACHT fand ich:
Oder bei REDSHIRTS:
War also nix mit Promo-Angeboten, es handelte sich um irgendein technisches Problem.
Auch bei Lehmanns sind selbstverständlich, wie in der Branche bis auf löbliche Ausnahmen üblich, alle eBooks mit Adobe-DRM verseucht.
Noch ein Blick auf die Versandkosten: innerhalb Deutschlands liefert Lehmanns Bücher, CDs, Software und »Videos« versandkostenfrei, beim Verkauf an Endkunden bleibt das Versandrisiko bis zum Eingang beim Kunden beim Versender. Irgendwelche »schrägen« Formulierungen in den AGB finde ich nicht, leider auch keine Angaben zur Versanddauer.
Fazit: technisch ganz gut gelöst, auch wenn die Suchfunktion ein wenig besser sein könnte, was Vertipper angeht. Das Sortiment ist durchaus umfangreich und auch ältere englische Bücher werden gelistet, ebenso wie verschiedene englische Verlagsvarianten. Leider ist Lehmanns für mich aus zwei Gründen dennoch nicht einmal ansatzweise eine Alternative: zum einen sind so gut wie keine englischen Taschenbücher sofort lieferbar, alle Stichproben waren es bei Amazon. Zum anderen sind auch hier die Mondpreise für englische eBooks mit »Unverschämtheit« noch äußerst zuvorkommend umschrieben. Für mich trotz guter Ansätze keinesfalls eine Alternative.
Nachtrag: ich wurde auf Google+ von Ron Müller darauf hingewiesen, dass es sich bei Lehmanns primär um eine Fachbuchhandlung mit Spezialisierung auf wissenschaftliche Fachliteratur handelt. Deswegen seien die Suchen außerhalb ihrer Fachkompetenz. Das mag korrekt sein, ich stehe allerdings auf dem Standpunkt: wenn man eine Bellestristik-Abteilung vorhält, dann sollte man diese auch ernsthaft betreiben – sonst könnte der Eindruck entstehen, man wolle das Segment »noch eben« mitnehmen.
Um der Fachbuchkomnpetenz nachzugehen, habe ich mich zu ein paar Stichproben im Fachbuchbereich entschlossen (auch hier wieder englischsprachig, da Vergleiche mit deutschen Büchern aufgrund der Buchpreisbindung keinen Sinn machen):
DEFINITIVE GUIDE TO HTML5
Lehmanns: nicht lieferbar, EUR 42,46
Amazon: lieferbar, EUR 33,80
ADOBE PHOTOSHOP CS6 CLASSROOM IN A BOOK
Lehmanns: lieferbar, EUR 53,59
Amazon:lieferbar, EUR 36,95
Lehmanns kann bei englischsprachigen Fachbüchern offenbar eine Alternative sein, die letzten beiden Beispiele zeigen allerdings, dass man in Sachen Preis vorsichtig sein sollte.
Zweiter Test alternativer Onlinebestellmöglichkeiten für Bücher. Diesmal habe ich mir René Kohls kohlibri.de vorgenommen, eine Seite von der ich im Netz immer wieder mal gehört hatte und die ebenso wie ihr Betreiber in der Branche offenbar als innovativ gilt. Auf Anhieb fiel mir auf, dass die ach so innovative Seite mit xt:commerce nicht gerade eine sonderlich moderne oder »innovative« Shoplösung nutzt. Und dementsprechend sieht das Design der Seite auch arg altbacken aus; hübsch und modern (oder gar »innovativ«) ist anders. Auf der Startseite werden in Kachelform prominent Bilder dargeboten, dort zeigt man irgendwelche Inhalte, die mich allesamt nicht interessieren und möglicherweise auf einen anspruchsvolleren Besucher als mich Nerd gezielt sind. Gefühlte Mitteilung: wir haben hier Anspruch. Bei mir angekommen: gähn. Typisch Deutsch.
Offensichtliche Kategorien suche ich erst einmal vergeblich, erst nach ein wenig Klicken finde ich diese links im Menü – und dann auch nur vergleichsweise grobe – unter dem Menüpunkt »Literatur«. Dafür sind Punkte wie »Kalender«, »Kunstbücher & Musik« oder »Filme, DVD und Filmbücher« gleich oben im Menü zu finden (ähnlich der »Anordnung« in einer Buchhandlung, es fehlen nur Duftkerzen. Allerdings im Web als Präsentation irgendwie merkwürdig). Der erste Navigationspunkt trägt den Titel »Auszeichnungen und Preise«, warum da nicht »Literatur« oder »Belletristik« steht, erschließt sich mir nicht. Warum sollten irgendwelche von irgendwem verliehenen Preise eine Auswirkung auf mein Kaufverhalten haben? Möglicherweise ist man der Ansicht, dass eine Preisverleihung ein Buch besonders kaufenswert macht – nach meinen Erfahrungen ist dem allerdings nicht so, eher im Gegenteil.
Unter dem Punkt »Literatur« vermisse ich jeglichen Eintrag zu Science Fiction und Fantasy. Das erinnert mich an diverse Buchhandlungen im realen Leben, wo ich ebenfalls den Eindruck vermittelt bekomme, ich komischer Freak soll doch bitte meine schrägen Fetische woanders suchen … Man könnte sich fast wie zu Hause fühlen … Auch einen konkreten Menüeintrag für englische Bücher suche ich vergebens, dabei sind die neben SF&F mein vorrangiges Interesse. Siehe oben: Freak und so … Aber ich verheimliche ja nicht, dass ich für mich eine Alternative suche und nicht für ZDF-Zombies oder Personen, die mit dem austauschbaren Angebot der Publikumsverlage tooootal zufrieden sind.
Zurück zum Thema: auf diesem Wege kann ich also nicht im von mir gewünschten Angebot stöbern, benutzerfreundlich geht anders. Dann eben über die Suche (natürlich kann ich nur Stichproben durchführen).
Hier kann ich auswählen, ob ich nach »Allem«, »Autor« oder »Titel« suchen möchte. Analog zum letzten Test suche ich nach BLOOD RITES von Jim Butcher. Tatsächlich, der zweite Treffer ist der gesuchte Roman um Harry Dresden. Zum Preis von 8,55 Euro, bei Amazon bekomme ich das Buch für 7,10 Euro. Jetzt könnte man natürlich überlegen, ob man den Mehrbetrag aufwenden möchte, um nicht bei Amazon kaufen zu müssen.
Klicke ich »Titel« an und suche erneut, wird das Suchergebnis witzigerweise deutlich schlechter, wenn man die Suchkriterien in dieser Form einschränkt, sollten die angezeigten Ergebnisse eigentlich besser werden. Sollte man annehmen, aber aus meinen beruflichen Erfahrungen mit xt:commerce weiß ich, dass das Shopsystem nicht gerade … na sagen wir mal: die technische Spitze der Verkaufsplattformen im Web darstellt.
Neuer Versuch: der Titel des letzten Harry Dresden-Romans lautet COLD DAYS. Den kann ich aber leider im Angebot gar nicht finden, was ich für außerordentlich bedauerlich halte, immerhin erschien er schon im November, also ausreichend Zeit, ihn ins Programm aufzunehmen. Beim … äh … Mitbewerber konnte ich den Roman schon ein dreiviertel Jahr vor dem Erscheinungstermin vorbestellen. Übrigens ist bei keinem der von mir gesichteten englischen Romane der Verlag vermerkt, es gibt aber beispielsweise bei den Dresden-Büchern zwei Anbieter, die sich im Preis zum Teil deutlich unterscheiden. Vielleicht meint man bei Kohlibri ja, ich müsste die Verlage an der ISBN erkennen können …
Ich bin ja nicht so, also nochmal: eine Suche nach REDSHIRTS bringt zwar den Scalzi-Roman ans Tageslicht, allerdings leider nur die deutsche Fassung – und die interessiert mich nicht.
Diverse weitere Suchen zeigen an erster Stelle immer wieder mal Bücher, die mit »unsere Empfehlung« gekennzeichnet sind. Warum die empfohlen werden, steht allerdings nicht dabei, das macht diese Empfehlung irgendwie sehr sinnlos, ein Alleinstellungsmerkmal ist das nicht. Die Beschreibung zum Charles Stross-Roman THE APOCALYPSE CODEX lautet:
Autorenportrait:
Charles Stross ist der Shooting Star unter den amerikanischen SF-Autoren und wird schon heute in eine Reihe mit den legendären Meistern des Genres, Arthur C. Clarke, Robert A. Heinlein und Philip K. Dick, gestellt.Charles Stross was born in Leeds, England, in 1964. He has worked as a pharmacist, software engineer and freelance journalist, but now writes full-time.
Ach? Das ist ja interessant, wusste ich aber dummerweise schon, eine Inhaltsangabe des Romans wäre mir deutlich lieber gewesen, um einzuschätzen ob er mich interessiert. Amazon hat da deutlich mehr zu bieten – nämlich eine Inhaltsangabe. Diese Praktik, statt des Waschzettels sich wiederholende Statements zu Autoren zu liefern, finde ich öfter. Interessant bei Stross der Preisvergleich: Kohlibri sagt 11,35 Euro an, Amazon gerade mal 8,70 Euro. Mich würde interessieren, wie dieser deutliche Preisunterschied zustande kommt oder begründet werden soll. Ich vermute: keinen Bock die Preise anzupassen.
Eine Suche nach »Perry Rhodan« bringt verblüffende 467 Treffer. Ich bin stumm vor Glück. Leider kann ich in der Sortierung keinerlei Logik erkennen. Weiterhin fehlen im Shop übrigens Möglichkeiten, eine Ergebnismenge neu zu sortieren (Preis, Beliebtheit, Medium, also beispielsweise Taschenbuch und Hardcover) – das wäre wirklich hilfreich. Ginge alles, auch mit xt:commerce.
Bis hierher würde ich das Ergebnis des Tests der Suche maximal und mit einer Menge guten Willens als »durchwachsen« bezeichnen, kein Vergleich mit der elaborierten und übersichtlichen, vielfach gestaffelten Kategorisierung bei Amazon. Dass die Bereiche SF & Fantasy sowie englischsprachige Printbücher komplett fehlen (obwohl sie da sind!) ist für mich im Prinzip in Sachen »stöbern« bereits ein Auschlusskriterium und macht die Seite schwer erträglich. Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass man mich gängeln möchte.
Da explizit auch eBooks angeboten werden, suche ich nach einigen englischen Romanen. Vollständige Fehlanzeige, der Shop ist nicht in der Lage, solche zu liefern. Ich frage mich, was das soll? Aber auch in Sachen deutsche eBooks kann das Angebot nicht überzeugen: nach einem Klick auf »Literatur« im Menü werden mir gerade mal drei (in Zahlen: 3!) elektronische Bücher angezeigt. Der Menüpunkt »Thrill me!« liefert sage und schreibe 37 eBooks. Science Fiction und Fantasy auch hier im Menü komplette Fehlanzeige.
Auffallend sind zwei Dinge: zum einen wird man in einen anderen Bereich des Shops geleitet, wenn man auf der Startseite »eBooks»anklickt. Hier ist die Navigation eine andere (und es verschwinden die Meta-Links, beispielsweise zum Impressum). An den eBooks sucht man die vorgeschriebenen Hinweise auf eine DRM-Verseuchung vergeblich. Warum das so ist, wird aber klar, wenn man tatsächlich mal bei einem Produkt auf »Download« klickt. Dann wird man nämlich nochmal in einen ganz anderen Shop umgeleitet, diesmal sogar unter einer anderen URL: https://kohlibri.e‑bookshelf.de. Man möge mir vergeben, aber das Herumschicken zwischen Shopunterseiten und anderen Webpräsenzen wirkt wie hilflos zusammengestoppelt. Hier findet man dann allerdings am eBook nicht nur Hinweise zum Kopierschutz, sondern auch eine Kategorie namens »Science Fiction, Fantasy« – und man kann nach verschiedenen Kriterien sortieren. Was die umständliche Hampelei mit normaler Shop -> eBook-Shop -> noch ein eBook-Shop soll, erschließt sich mir jedoch nicht.
Ich wollte dann noch einen Blick auf die Versandkosten werfen und da fand ich – und man kann es nicht anders umschreiben – Unfassbares. Man kann zuerst einmal scheinbar Positives lesen:
Wir liefern portofrei nach Ihrer Wahl an alle Postanschriften in der Bundesrepublik Deutschland.
Doch dann kommt das dicke Ende:
Die Gefahr geht auf den Besteller über, sobald die Lieferung den Betrieb von Kohlibri verlassen hat, und zwar auch dann, wenn Teillieferungen erfolgen.
Das ist nun nicht nur verblüffend, sondern meiner Meinung nach ein eklatanter Verstoß gegen deutsche Verbraucherrechte, denn im BGB kann man für einen Konsumentenkauf bei einem gewerblichen Anbieter (und dabei handelt es sich bei Kohlibri fraglos) eindeutig lesen:
§ 474 – Begriff des Verbrauchsgüterkaufs
(1) Kauft ein Verbraucher von einem Unternehmer eine bewegliche Sache (Verbrauchsgüterkauf), gelten ergänzend die folgenden Vorschriften. Dies gilt nicht für gebrauchte Sachen, die in einer öffentlichen Versteigerung verkauft werden, an der der Verbraucher persönlich teilnehmen kann.
(2) Auf die in diesem Untertitel geregelten Kaufverträge ist § 439 Abs. 4 mit der Maßgabe anzuwenden, dass Nutzungen nicht herauszugeben oder durch ihren Wert zu ersetzen sind. Die §§ 445 und 447 sind nicht anzuwenden.
Ich bin nun kein Anwalt, aber die Aussage des Gesetzes ist meiner Ansicht nach eindeutig. Zudem: Das LG Landau (Urteil vom 17.02.2006, HK O 977/05) hat die von einem Online-Händler gegenüber einem Verbraucher verwendete AGB-Klausel »Versand auf Risiko des Käufers« explizit als unzulässig und wettbewerbswidrig eingestuft. Das LG Saarbrücken (Urteil v. 15.9.2006, 7 I O 94/06) hatte entschieden, dass es irreführend ist, einen unversicherten und versicherten Versand zur Wahl anzubieten, wenn nicht eindeutig klar gemacht wird, dass der Verkäufer unabhängig von Art des Versandes das Risiko trägt. Dass das in den AGB dieses Shops dennoch anders kommuniziert wird, halte ich – gelinde gesagt – für eine Unverschämtheit. Der Hintergrund ist klar: man möchte schön preiswert als Büchersendung verschicken und die ist nicht versichert – wenn futsch, dann futsch. Und deses Risiko soll dem Kunden aufgedrückt werden. Oder sollte es irgendwelche – echten oder eingebildeten – Sonderrechte für den Onlinebuchhandel geben? Ich glaube kaum.
Für mich als Kunden ist ein solches Geschäftsgebaren ein KO-Kriterium.
Fazit: keine Alternative, weder von der Ergonomie her, erst recht nicht aufgrund der Auswahl, schon gar nicht in Sachen Kundenfreundlichkeit, denn die Nummer mit dem Versandrisiko würde ich sogar für abmahnfähig halten (das Impressum, in dem jegliche Angaben zum Datenschutz fehlen, ist es ohnehin, witzigerweise steht da auch: »Preisstand: 1.7.2010« – hochaktuell!), eine Dreistigkeit ist das allemal. Ein Händler, der mich als Kunden auf diese Art hinters Licht zu führen versucht, hat, und man möge mir vergeben, dass ich es so offen sagen muss: verschissen.
Anlässlich diverser Kritikpunkte am Onlinehändler Amazon (nein, ich stimme nicht ins allgemeine und zu einem nicht geringen Teil alberne Gebashe aufgrund eines reißerischen und manipulierend gestalteten ARD-Berichts ein) wird immer wieder die Aussage laut: »es gibt doch Alternativen!« Das möchte ich überprüfen und werde deswegen hier in Zukunft die ein oder andere angebliche Alternative vorstellen.
Als erstes nahm ich mir heute buchhandel.de vor. Da soll man »umfassend in 1,2 Millionen Büchern und anderen Medien« suchen können. Die kann man dann bestellen und bei einem Buchhändler vor Ort abholen, alternativ steht auch der Versandweg zur Verfügung.
Auf den ersten Blick wirkt das Portal sehr übersichtlich, da auf nahezu jegliche Illustrationen verzichtet wird, es gibt allerdings einen Slider mit Buchcovern. Der Content ist schön brav an die linke Seite gequetscht, Webdesign like it’s 2005. Bei einem Klick auf den Infolink zu Versandkosten erhält man keinerlei sachdienliche Informationen, sondern wird lakonisch belehrt:
Etwaig anfallende Versandkosten für die Lieferung von Büchern werden Ihnen bei der Auswahl Ihres Buchhändlers angezeigt. Eine Übersicht über sämtliche im Zusammenhang mit der Bestellung anfallenden Kosten erhalten Sie außerdem am Ende des Bestellprozesses.
Das hilft nicht wirklich weiter, hier hätte ich mir deutlich erschöpfendere Informationen für gewünscht, beispielsweise ein paar Beispielfälle mit Kosten, aber das würde für die Betreiber ja Aufwand bedeuten, den man offenbar scheut. Der Eindruck bleibt übrigens auch bei der weiteren Nutzung des Portals bestehen.
Ich habe daraufhin die Suchfunktion bemüht, das Sucheingabefeld auf der Startseite habe ich ignoriert und gleich die »Profisuche« in der Navigation angeklickt, ein paar Autorennamen eingegeben, für deren Bücher ich mich interessiere, und in drei der Fälle hätte ich auch tatsächlich etwas bestellen wollen.
Suche nach Jim Butcher: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Charles Stross: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach George R. R. Martin: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Alan Dean Foster: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Cory Doctorow: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Das hat die Bezeichnung »Profisuche« aber mal wirklich verdient … (facepalm) Was? Ich soll bitte nicht nach dubiosen Ausländern sondern ordentlichen deutschen Autoren suchen? Bitteschön:
Suche nach Kai Meyer: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Ju Honisch: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Oliver Plaschka: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.
»Suche nach Myra Çakan: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Kai Meyer: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Markus Heitz: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Stefan Holzhauer: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.« (kleiner Scherz, aber man hätte mich als Herausgeber der Steampunk-Chroniken durchaus finden können)
An dieser Stelle war ich vor Lachen kaum noch in der Lage, zu tippen und hätte den Test aufgrund völliger Untauglichkeit der Plattform fast abgebrochen. Es hilft nicht im Geringsten, dass man über eine Eingabe in »Stichwort« tatsächlich Bücher hätte angezeigt bekommen können (wie ich später noch heraus fand). Wenn ich »Suche nach Autor« angeboten bekomme, möchte ich sie auch nutzen können. Dass hier nicht ein Ergebnis geliefert wird, ist derart grotesk, dass es jeglicher Beschreibung spottet.
Die Stichwortsuche fand dann überraschenderweise tatsächlich Bücher von Jim Butcher, leider fehlen bei sehr vielen englischsprachigen Werken die Coverabbildungen. Der Preis für den Harry Dresden-Roman BLOOD RITES liegt als Paperback bei sagenhaften 10,99 Euro, dabei wird mit Informationen gegeizt, es wird nicht angegeben, um welche Verlagsfassung es sich dabei handelt. Zum Vergleich: bei Amazon kostet das Taschenbuch BLOOD RITES 7,10 Euro, ist also fast vier Euro preiswerter!
Egal, für den Test in den Warenkorb gelegt. Danach Warenkorb aufgerufen und bestellen wollen. Ich soll eine Postleitzahl angeben, um eine Buchhandlung in der Nähe zu finden. Die Remscheider Buchhandlung Potthoff wird ebensowenig angezeigt, wie die Thalia-Filiale, dafür eine Fachbuchhandlung, die gleich mal darauf hinweist, dass es portofrei erst ab 25 Euro gibt. Geh weg mit Deinem Kleinkram, Du Kunde. Wir wollen Dich nicht. Die nächsten angebotenen Buchhändler sind in Velbert, Ratingen und Düsseldorf. Das macht ja viel Sinn, und ist auch garantiert total gut für meinen CO2-Footprint, wenn ich Kilometer weit fahre, um mir die Bücher abzuholen. Etliche der Buchhandlungen bieten vorsichtshalber erst gar keinen Versand, andere sagen stolze Portokosten, wie beispielsweise deftige 5,90 Euro, an. Damit läge der Butcher bei 16,89 Euro, dafür bekomme ich anderswo das Hardcover.
An dieser Stelle habe ich dann tatsächlich abgebrochen, denn ich sah keinen Sinn darin, diese alberne Plattform weiter zu nutzen. Wer glaubt, dass ich unter diesen Bedingungen kaufe, der glaubt auch an die Schlümpfe. Das Ergebnis stellt allerdings meiner Ansicht nach die Probleme der Buchbranche im Web sehr gut dar, ohne dass man es weiter kommentieren müsste: Ignoranz, Kundenunfreundlichkeit, und vollumfängliche technische sowie inhaltliche Inkompetenz. Von den Mondpreisen für englischsprachige Bücher noch gar nicht gesprochen.
eBooks gibt es übrigens auf buchhandel.de nicht (nur ein Suchfeld für libreka) …
Update (11:00 Uhr): Auf buchreport.de kommentiert Matthias Ulmer:
Sie finden von Cory Doctorow 14 Treffer, wenn Sie im Autorenfeld den Namen so eingeben, wie es Profis tun: Nachname Komma Vorname.
»Eingeben, wie es die Profis tun« – Der war gut! Ich habe gelacht. Wie wäre es mit »Eingeben wie es die Kunden tun«? Oder »Eingeben, wie es in Suchmaschinen üblich ist«?
Update 2 (12:00 Uhr) ich lese gerade auf boersenblatt.de: wenn man als Buchhändler dort erscheinen möchte, muss man monatlich (!) 20 Euro (!!) abdrücken. Dort kann man zudem lesen:
Wir wollen gemeinsam mit dem Buchhandel die Plattform in den nächsten Monaten komplett überarbeiten. Das betrifft zum Einen die Darstellung, die Suche und den Bestellprozess…
»Wir wollen … in den nächsten Monaten …« – Ja, lasst euch ruhig Zeit, die Konkurrenz schläft ganz sicher! Ich bin schon sehr gespannt, ob sie diesmal jemanden fragen, der sich mit so etwas auskennt, oder ob wieder ein ergonomiefreier Moloch dabei heraus kommt.
Update 3 (19:00 Uhr) Auf buchreport.de wurde darauf hingewiesen, dass die Leistung für Buchhändler ab sofort kostenlos ist, die 20 Euro fallen also nicht mehr an. Allerdings will man den Buchhändlern ab Mitte 2013 eine »umsatzabhängige Transaktionsgebühr« berechnen. Ich würde mal vermuten, dass die bei viel Umsatz höher ausfällt, als 20 Euro. Wäre dem so, dann wäre die ach so tolle Neuerung keine.
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