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Amazon startet »Kindle Singles« in Deutschland

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So um 2010 und 2011 war Ama­zons Pro­gramm »Kind­le Sin­gles« schon mal ein The­ma im vir­tu­el­len Blät­ter­wald des #Neu­lands, damals wur­de das Pro­gramm vor­ge­stellt und kurz dar­auf dann auch in den USA gestar­tet. Mit etwas Ver­zö­ge­rung – wie immer – wur­de das Kon­zept nun auch nach Deutsch­land trans­plan­tiert, denn seit heu­te ist eine Kind­le Sin­gles-Sei­te bei Amazon.de zu erreichen.

Kind­le Sin­gles das sind kür­ze­re Tex­te, die man für ver­gleichs­wei­se klei­nes Geld erwer­ben kann. Der Umfang liegt bei ca. 5000 bis 30000 Wor­ten, Ama­zon umschreibt das mit »län­ger als ein Arti­kel, kür­zer als ein Roman«.

Der Plan ist natür­lich nicht dumm, denn ca. 10 Sei­ten Kind­le-eBook ent­spre­chen grob einem Heft­ro­man und damit einer einst­mals erfolg­rei­chen Text­form, die sich für die schnel­le Lek­tü­re »zwi­schen­durch« eig­ne­te. Es gibt eigent­lich kei­nen Grund, war­um sie nicht auch in eBook-Form erfolg­reich sein soll­te. Die Prei­se für die Kind­le Sin­gles begin­nen bei 0,99 Euro und gehen bis 1,99 Euro, je nach Umfang des Wer­kes. Mich per­sön­lich wun­dert, dass Ama­zon sich damit so lan­ge Zeit gelas­sen hat.

Es lie­gen übri­gens der­zeit erstaun­lich vie­le Sach­tex­te vor, ich hät­te mit mehr Bel­le­tris­tik gerech­net. Neben der momen­tan noch ver­gleichs­wei­se über­schau­ba­ren Anzahl an deut­schen Titeln (40 Stück), kann man selbst­ver­ständ­lich auch eng­lisch­spra­chi­ge Sin­gles bekom­men (der­zeit 400). Beson­ders inter­es­sant ist hier­bei auch, dass Ama­zon selbst eng­lisch­spra­chi­ge Titel aus dem eige­nen Pro­gramm ins Deut­sche über­set­zen ließ, um sie zum Start der Platt­form anbie­ten zu kön­nen. Im Rah­men des Pro­gramms »Ama­zon Crossing« wur­den bis­lang fast aus­schließ­lich fremd­spra­chi­ge Titel ins Eng­li­sche über­setzt, jetzt soll das auch für den Weg »Eng­lisch in ande­re Spra­chen« for­ciert werden.

Ich kann aller­dings nicht nach­voll­zie­hen, war­um gera­de in Deutsch­land jetzt auf ein­mal so ein Hype um das For­mat gemacht wird, denn auch ande­re Ver­la­ge betä­ti­gen sich bereits im Bereich soge­nann­ter »Sin­gles«, die ja letzt­end­lich auch nix ande­res sind als Tex­te im Heft­ro­man­um­fang und die­ses For­mat ist nun wahr­lich nix Neu­es. Ob es nun als Heft oder eBook vor­liegt ist ja erst ein­mal zweit­ran­gig. Natür­lich waren die Heft­ro­ma­ne immer das unge­lieb­te Lite­ra­tur­kind und wur­den als Schund abge­tan. Das ist viel­leicht der Grund, war­um die hie­si­gen Ver­la­ge sich bemü­hen, die­sen Ver­gleich erst gar nicht auf­kom­men zu lassen.

Ich fin­de das merk­wür­dig, denn letzt­end­lich han­delt es sich um schnell zu kon­su­mie­ren­de Tex­te, dar­an kann ich nichts Ver­werf­li­ches erken­nen. Pro­fa­ne Kitsch-Roman­t­a­sy, wie sie zuhauf von den Ver­la­gen auf den Markt gewor­fen wur­de, fin­de ich per­sön­lich schlim­mer, weil sie eine Mono­kul­tur im Phan­tas­tik-Bereich schuf, die nicht jedem gefällt und die die rest­li­chen phan­tas­ti­schen Gen­res kan­ni­ba­li­siert hat.

Die ver­mut­lich erfolg­reichs­ten »Sin­gles« gibt es in Deutsch­land im eBook-Bereich übri­gens bereits seit Jah­ren, sie nen­nen sich PERRY RHODAN.

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Willkommen im Tal der Ahnungslosen!

Die Jün­ge­ren unter uns mögen es viel­leicht nicht wis­sen: zu Zei­ten des geteil­ten Deutsch­lands wur­den Regio­nen in der DDR, die kein West­fern­se­hen emp­fan­gen konn­ten und des­we­gen auf das zen­sier­te Staats­fern­se­hen ange­wie­sen waren, als »Tal der Ahnungs­lo­sen« bezeich­net.

Heu­te ist in Sachen US-Fern­seh­se­ri­en ganz Deutsch­land ein Tal der Ahnungs­lo­sen. War­um? Wer­fen wir mal einen Blick auf eine Tabel­le aus der Wiki­pe­dia, in der inter­na­tio­na­le Sen­de­ter­mi­ne der von J. J. Abrams (LOST) pro­du­zier­ten Serie ALCATRAZ ver­zeich­net wurden:

Start der Serie in den USA war am 16.  Janu­ar 2012. Bei den Ara­bern konn­te man sie bereits drei Tage spä­ter sehen, im spa­ni­schen Pay-TV einen (!) Tag danach, im dor­ti­gen Free-TV schon am 8. Febru­ar. Auch die ande­ren Sen­de­ter­mi­ne welt­weit spre­chen eine deut­li­che Spra­che: wenn auch nicht zeit­gleich, so konn­te man die Serie in zahl­lo­sen Län­dern – auch euro­päi­schen – inner­halb kür­zes­ter Zeit nach der Pre­miè­re im US-Fern­se­hen goutieren.

Nur bei uns dau­ert es Jah­re bis zu einer Ausstrahlung.

Klar: es wird syn­chro­ni­siert, weil der Groß­teil der deut­schen Fern­seh­zu­schau­er (angeb­lich?) kei­nen Bock hat, Seri­en im eng­li­schen Ori­gi­nal zu sehen. Ange­sichts der Absatz­zah­len von Ori­gi­nal­ton-Seri­en in iTu­nes und ange­sichts der Down­load­zah­len in Tausch­bör­sen und von Share­hos­tern kann ich nicht so recht glau­ben, dass hier­zu­lan­de kein Markt besteht. Und den­noch: teil­wei­se jah­re­lan­ges War­ten ist die Regel (oder Seri­en wer­den gar nicht erst gezeigt).

Noch ein Bei­spiel gefällig?

Die Mär­chen-Mys­tery-Cop-Serie GRIMM, wur­de in den USA soeben für eine zwei­te Staf­fel erneu­ert. Start­ter­min USA: 28. Okto­ber 2011. In Schwe­den bereits am 17. Novem­ber 2011, Grie­chen­land: 16. Janu­ar 2012.

Deutsch­land: Wahr­schein­lich irgend­wann in 2012 auf VOX. Immerhin.

Man könn­te die­se Auf­zäh­lung bei­na­he end­los mit Seri­en­neu­starts der letz­ten Jah­re fort­set­zen. Die ein­zi­ge Chan­ce, eine Show zeit­nah sehen zu kön­nen besteht dar­in, dass ein deut­scher Sen­der dar­an mit­pro­du­ziert (aber auch das ist kei­ne Garan­tie, wie das unter Betei­li­gung von Pro7 rea­li­sier­te  DEFYING GRAVITY zeigt, das hier nie lief und auch nicht auf DVD erhält­lich ist). In zahl­lo­sen über den Glo­bus ver­streu­ten Län­dern, die nicht Eng­lisch als Haupt­spra­che spre­chen, ist man in der Lage, neue Seri­en legal kurz nach dem Start anse­hen zu können.

Nur in Deutsch­land lebt man im Tal der Ahnungslosen …

Es wird drin­gend Zeit, dass jemand die Zei­chen der Zeit erkennt und die Seri­en zu ver­nünf­ti­gen Prei­sen inter­na­tio­nal übers Netz ver­mark­tet, damit wir auf die fos­si­len, schnarch­na­si­gen deut­schen Fern­seh­sen­der nicht mehr ange­wie­sen sind. Fern­se­hen ist ohne­hin sowas von 90er.

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Tabel­le aus der Wiki­pe­dia, CC-BY-SA

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