An dieser Stelle könnte ich die Gewinner der Deutschen Computerspielepreises listen. Angesichts dessen, was da gestern abgegangen und an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist, verzichte ich darauf. Ich möchte auch gar nicht im Detail auf all die Problem eingehen, auf Politiker, die nicht wissen worüber sie reden, und stattdessen Wahlkrampf betreiben, oder auf Moderatorin und Laudatoren, die verzweifelt versuchen lustig zu sein (und ihre Gags dabei von Karten ablesen), dabei aber nur Branche, Genre und Spieler lächerlich machen.
Wer masochistisch veranlagt ist kann sich die Aufzeichnung des Livestreams auf Youtube ansehen. Aber ich warne euch, zum einen sind es drei Stunden und zum anderen ist es zum Fremdschämen. Sieht man sich ähnliche Veranstaltungen an, die nicht im Deutschland von sich verzweifelt anbiedernden Figuren wie Doro Baer und Andi Scheuer stattfinden, und das Thema wirklich zelebrieren, dann ist die Peinlichkeit noch viel größer.
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Die »unabhängig Jury« hat sich offenbar darauf besonnen, dass sie unabhängig ist und das Gemosere der Moralapostel von der CDU/CSU ignoriert. Cryteks Spiel CRYSIS 2 erhielt gestern im Rahmen einer Veranstaltung im Umspannwerk Alexanderplatz in Berlin die Auszeichung für das beste deutsche Spiel. Recht so, liebe Jury! Dem Anspruch der CDU und des Bundestages auf pädagogisch wertvolle Spiele kam man allerdings bei den restlichen Preisen mehr als ausgiebig nach. Das geht selbstverständlich auch in Ordnung.
CRYSIS 2 lobte man angesichts der zugrunde liegenden in Deutschland entwickelten »Technologie, die weltweit auch im Bereich Serious Games eingesetzt wird, der mehr als Hollywood-reifen Präsentation sowie der grafischen, akustischen und spielerischen Qualität auf höchstem Niveau«. Weiterhin attestierte man dem Spiel »eine mehr als beeindruckende Grafik, die ihresgleichen im Gamesbereich sucht,« diese »nimmt einen mit in das detailreich nachgebildete New York.«
Den Preis als »Bestes Jugendspiel« erhielt das Point&Click-Adventure HARVEYS NEUE AUGEN, ein Spinoff oder Nachfolger von EDNA BRICHT AUS aus dem Hause Daedalic Entertainment. Hier lobte man, dass brilliante Dialoge mit unterhaltsamen Rätseln verknüpft wurden, sowie den intelligenten Humor, der bisweilen auch schwarz daher kommt
Die komplette Liste der Gewinner im vollständigen Artikel.
Mir sei noch erlaubt anzumerken, dass ich es höchst positiv sehe, dass die Jury sich nicht den mittelalterlichen Ansichten der Offliner aus den Parteien mit dem »C« im Namen gebeugt und ihr Ding in Sachen CRYSIS 2 durchgezogen hat. Danke dafür.
Ich hatte bereits mehrfach über die Farce berichtet, die sich »Deutscher Computerspielepreis« nennt. Da werden tatsächlich nicht die erfolgreichsten und technisch innovativsten Spiele prämiert, sondern irgendwelche Produkte, die »pädagogisch wertvoll« sind. Dabei ist natürlich gegen eine solche Auszeichnung nichts einzuwenden, allerdings sollte man sie dann anders benennen, beispielsweise »Deutscher Preis für besonders wertvolle Computerspiele«. Der jetztige Name suggeriert eine Allgemeingültigkeit, die dann konsequenterweise alle Spiele einschließen sollte, und nicht nur solche, die den Hard- und Offlinern aus den Uralt-Parteien genehm sind.
Morgen soll der Preis mal wieder verliehen werden – und es hätte wahrscheinlich erneut niemanden aus der Computerspieler-Szene so recht interessiert, hätten nicht heute CDU und CSU in einer einmaligen Aktion für breite Werbung gesorgt. Der medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Wolfgang Börnsen (im Alter von 70 Jahren garantiert ein Fachmann für Computerspiele und ähnliche Themen – not!), meldete sich aufgrund der Nominierung von CRYSIS 2 zu Wort und sagte:
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion distanziert sich von der Entscheidung der unabhängigen Jury, in der Kategorie ‘Bestes Deutsches Spiel’ ein sogenanntes Killerspiel zu nominieren. Wir halten diese Nominierung für unvertretbar
und fügte hinzu:
Sogenannte Killerspiele dürfen nicht honoriert werden, auch wenn sie technisch noch so ausgereift sind.
Weiter ist er der Ansicht, dass die Nominierung nicht mit dem Bundestagsbeschluss von 2007 vereinbar sei, in dem festgelegt wurde, dass der Computerspielepreis nur für »qualitativ hochwertige sowie kulturell und pädagogisch wertvolle Computerspiele« vergeben werden dürfe – und entblödet sich nicht, auch noch eben das Grundgesetz, genauer »die unantastbare Würde des Menschen«, heran zu ziehen (steht da irgendwo »die Würde von Pixeln ist unantastbar«? Als ich das letzte Mal nachgesehen habe jedenfalls noch nicht). Die technische Qualität solle laut diesem Beschluss nur eine sekundäre Rolle spielen.
Ja, wenn das so festgelegt wurde, dann muss man das auch so durchführen. Wisst ihr was? Nagelt euch euren albernen Preis doch einfach vors Knie, zusammen mit dem Begriff »Killerspiele«. Und distanziert euch bitte auch von mir – ich kann das Geseier nämlich nicht mehr hören. Ehrlich. Ich geh jetzt was wegballern, um mich abzureagieren. Nein, keine Sorge, nur virtuell … :o)
Gestern wurde er mit großem Medien-Tamtam und Vorzeigestars aus Unterhaltung und Politik in Berlin präsentiert: Der Deutsche Computerspielepreis.
Erstmal könnte man annehmen, dass das ein gutes Zeichen ist, angesichts der von Politikern und anderen Gutmenschen polemisch geführten »Killerspiele«-Diskussionen der letzten Monate. Man könnte annehmen, dass eine gesellschaftlich längst als völlig normal angenommene und durchgeführte Freizeitbeschäftigung durch die Verleihung eines solchen Preises die lange überfällige Anerkennung erhalten sollte, und das Thema aus dem angeblichen Gewaltsumpf und aus dem Stammtisch-Populismus gewisser CSU-Politiker hebt.
Doch das ist leider nicht der Fall, die Jury macht sich doppelt lächerlich: zum einen dadurch, dass sie ihre Entscheidung auf Druck der darin sitzenden Politiker fällt und nicht aufgrund der Qualität eines Spieles abstimmt, sondern Produkte mit angeblich zu hohem Gewaltanteil einfach herausfallen lässt – ohne jede konkret nachvollziehbare Begründung.
Zum anderen verstoßen sie gegen ihre eigenen Richtlinien, wenn sie ein deutsches Spiel als bestes internationales Produkt küren, obwohl diese Rubrik eindeutig nur für nicht-deutsche Spiele gedacht war, nur um wieder ein angeblich gewalttätiges Game nicht auszeichnen zu müssen.
Gewinner in den Kategorien »bestes deutsches Spiel« und »bestes internationales Spiel« ist ANNO 1404. Gutes Spiel, Gratulation. Ein internationales Produkt laut der Vorgabe ist das aber nicht: »Jeder Verband kann jeweils bis zu drei im Ausland hergestellte Spiele für diese Kategorie vorschlagen.« Daran gehalten hat sich die Jury nicht, als sie ANNO als rein deutsches Produkt prämierte.
Nominiert war auch UNCHARTED 2 und das hätte den internationalen Preis nach Meinung so ziemlich jeden sachkundigen Beobachters auch gewinnen müssen. Verhindert haben das allerdings Polit-Jurymitglieder, die darin zuviel Gewalt sahen – was völliger Unsinn ist, denn UNCHARTED 2 ist ein spannendes Spiel, das auf Brutaliät jedoch verzichtet.
Staatsminister Bernd Neumann:
»Der Preis ist in der Computerspielszene angekommen.«
Die Vergabe zeigt, dass der Deutsche Computerspielepreis in dieser Form nicht nur nichts damit zu tun hat, was gut ist (oder detaillierter: technisch, künstlerisch oder dramaturgisch brilliant gemacht), sondern auch die realen Computerspieler in diesem Land weitestgehend ignoriert. Nennt das Ding wie ihr wollt, vielleicht »Preis für pädagogisch wertvolle Computerspiele«, aber versucht nicht, uns Spielern vorzumachen, dass ihr irgendeine Ahnung habt, was in der Szene gespielt wird, oder dass ihr gar eine Affinität zu dieser Szene habt. Aber was sollte man schon erwarten, wenn sich Regierungsmitglieder als »Fachjury« bezeichnen – ich nehme denen definitiv nicht ab, dass sie über Skat oder »Mensch ärgere Dich nicht« hinaus Spielefachwissen haben, schon gar nicht in Sachen Computerspiele.
Wenn das so weiter durchgezogen wird (und davon kann man ausgehen), dann wird auch im nächsten Jahr wieder allenthalben über diesen albernen Preis gelacht werden. Zu Recht.
Ach ja: Sieger in der Kategorie »Bestes Jugendspiel«: THE WHISPERED WORLD (Daedalic). »Bestes mobiles Spiel«: GIANA SISTER (dtp Entertainment). »Bestes Kinderspiel«: CAPTN SHARKY (Tivola). »Bestes Serious Game«: EXPERIMINTE (IW Medien GmbH). »Bestes Browsergame«: WEWAII (Travian Games). Gewinner des Studentenwettbewerbs ist NIGHT OF JOEANNE und Platz 1 des Schülerwettbewerbs ging an GOOSEGOGS. Ein »Bestes Online Lernspiel« wurde nicht nominiert und somit gab es auch keinen Gewinner.
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