Deutscher Computerspielepreis

Deutscher Computerspielepreis 2019: zum Fremdschämen

An die­ser Stel­le könn­te ich die Gewin­ner der Deut­schen Com­pu­ter­spie­le­prei­ses lis­ten. Ange­sichts des­sen, was da ges­tern abge­gan­gen und an Pein­lich­keit kaum zu über­bie­ten ist, ver­zich­te ich dar­auf. Ich möch­te auch gar nicht im Detail auf all die Pro­blem ein­ge­hen, auf Poli­ti­ker, die nicht wis­sen wor­über sie reden, und statt­des­sen Wahl­krampf betrei­ben, oder auf Mode­ra­to­rin und Lau­da­to­ren, die ver­zwei­felt ver­su­chen lus­tig zu sein (und ihre Gags dabei von Kar­ten able­sen), dabei aber nur Bran­che, Gen­re und Spie­ler lächer­lich machen.

In einem eng­lisch­spra­chi­gen Twit­ter­th­read sind die Pro­ble­me die­ser Ver­an­stal­tung schön zusam­men­ge­fasst, so dass ich gar nicht mehr viel selbst dazu ran­ten muss. Da kann man auch lesen, dass das seit Jah­ren so ist und sich nicht verbessert.

Wer maso­chis­tisch ver­an­lagt ist kann sich die Auf­zeich­nung des Live­streams auf You­tube anse­hen. Aber ich war­ne euch, zum einen sind es drei Stun­den und zum ande­ren ist es zum Fremd­schä­men. Sieht man sich ähn­li­che Ver­an­stal­tun­gen an, die nicht im Deutsch­land von sich ver­zwei­felt anbie­dern­den Figu­ren wie Doro Baer und Andi Scheu­er statt­fin­den, und das The­ma wirk­lich zele­brie­ren, dann ist die Pein­lich­keit noch viel größer.

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Trotz des CDU-Gejammers: CRYSIS 2 erhält Deutschen Computerspielepreis als bestes Spiel

Die »unab­hän­gig Jury« hat sich offen­bar dar­auf beson­nen, dass sie unab­hän­gig ist und das Gemo­se­re der Moral­apos­tel von der CDU/CSU igno­riert. Cryteks Spiel CRYSIS 2 erhielt ges­tern im Rah­men einer Ver­an­stal­tung im Umspann­werk Alex­an­der­platz in Ber­lin die Aus­zei­chung für das bes­te deut­sche Spiel. Recht so, lie­be Jury! Dem Anspruch der CDU und des Bun­des­ta­ges auf päd­ago­gisch wert­vol­le Spie­le kam man aller­dings bei den rest­li­chen Prei­sen mehr als aus­gie­big nach. Das geht selbst­ver­ständ­lich auch in Ordnung.

CRYSIS 2 lob­te man ange­sichts der zugrun­de lie­gen­den in Deutsch­land ent­wi­ckel­ten »Tech­no­lo­gie, die welt­weit auch im Bereich Serious Games ein­ge­setzt wird, der mehr als Hol­ly­wood-rei­fen Prä­sen­ta­ti­on sowie der gra­fi­schen, akus­ti­schen und spie­le­ri­schen Qua­li­tät auf höchs­tem Niveau«. Wei­ter­hin attes­tier­te man dem Spiel »eine mehr als beein­dru­cken­de Gra­fik, die ihres­glei­chen im Games­be­reich sucht,« die­se »nimmt einen mit in das detail­reich nach­ge­bil­de­te New York.«

Den Preis als »Bes­tes Jugend­spiel« erhielt das Point&Click-Adventure  HARVEYS NEUE AUGEN, ein Spin­off oder Nach­fol­ger von EDNA BRICHT AUS aus dem Hau­se Daeda­lic Enter­tain­ment. Hier lob­te man, dass bril­li­an­te Dia­lo­ge mit unter­halt­sa­men Rät­seln ver­knüpft wur­den, sowie den intel­li­gen­ten Humor, der bis­wei­len auch schwarz daher kommt

Die kom­plet­te Lis­te der Gewin­ner im voll­stän­di­gen Artikel.

Mir sei noch erlaubt anzu­mer­ken, dass ich es höchst posi­tiv sehe, dass die Jury sich nicht den mit­tel­al­ter­li­chen Ansich­ten der Off­li­ner aus den Par­tei­en mit dem »C« im Namen gebeugt und ihr Ding in Sachen CRYSIS 2 durch­ge­zo­gen hat. Dan­ke dafür.

Deutscher Computerspielepreis: CDU/CSU kritisieren Nominierung von CRYSIS 2

Ich hat­te bereits mehr­fach über die Far­ce berich­tet, die sich »Deut­scher Com­pu­ter­spie­le­preis« nennt. Da wer­den tat­säch­lich nicht die erfolg­reichs­ten und tech­nisch inno­va­tivs­ten Spie­le prä­miert, son­dern irgend­wel­che Pro­duk­te, die »päd­ago­gisch wert­voll« sind. Dabei ist natür­lich gegen eine sol­che Aus­zeich­nung nichts ein­zu­wen­den, aller­dings soll­te man sie dann anders benen­nen, bei­spiels­wei­se »Deut­scher Preis für beson­ders wert­vol­le Com­pu­ter­spie­le«. Der jetz­ti­ge Name sug­ge­riert eine All­ge­mein­gül­tig­keit, die dann kon­se­quen­ter­wei­se alle Spie­le ein­schlie­ßen soll­te, und nicht nur sol­che, die den Hard- und Off­linern aus den Uralt-Par­tei­en genehm sind.

Mor­gen soll der Preis mal wie­der ver­lie­hen wer­den – und es hät­te wahr­schein­lich erneut nie­man­den aus der Com­pu­ter­spie­ler-Sze­ne so recht inter­es­siert, hät­ten nicht heu­te CDU und CSU in einer ein­ma­li­gen Akti­on für brei­te Wer­bung gesorgt. Der medi­en­po­li­ti­sche Spre­cher der CDU/C­SU-Bun­des­tags­frak­ti­on Wolf­gang Börn­sen (im Alter von 70 Jah­ren garan­tiert ein Fach­mann für Com­pu­ter­spie­le und ähn­li­che The­men – not!), mel­de­te sich auf­grund der Nomi­nie­rung von CRYSIS 2 zu Wort und sagte:

Die CDU/C­SU-Bun­des­tags­frak­ti­on distan­ziert sich von der Ent­schei­dung der unab­hän­gi­gen Jury, in der Kate­go­rie ‘Bes­tes Deut­sches Spiel’ ein soge­nann­tes Kil­ler­spiel zu nomi­nie­ren. Wir hal­ten die­se Nomi­nie­rung für unvertretbar

und füg­te hinzu:

Soge­nann­te Kil­ler­spie­le dür­fen nicht hono­riert wer­den, auch wenn sie tech­nisch noch so aus­ge­reift sind.

Wei­ter ist er der Ansicht, dass die Nomi­nie­rung nicht mit dem Bun­des­tags­be­schluss von 2007 ver­ein­bar sei, in dem fest­ge­legt wur­de, dass der Com­pu­ter­spie­le­preis nur für »qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge sowie kul­tu­rell und päd­ago­gisch wert­vol­le Com­pu­ter­spie­le« ver­ge­ben wer­den dür­fe – und ent­blö­det sich nicht, auch noch eben das Grund­ge­setz, genau­er »die unan­tast­ba­re Wür­de des Men­schen«, her­an zu zie­hen (steht da irgend­wo »die Wür­de von Pixeln ist unan­tast­bar«? Als ich das letz­te Mal nach­ge­se­hen habe jeden­falls noch nicht). Die tech­ni­sche Qua­li­tät sol­le laut die­sem Beschluss nur eine sekun­dä­re Rol­le spielen.

Ja, wenn das so fest­ge­legt wur­de, dann muss man das auch so durch­füh­ren. Wisst ihr was? Nagelt euch euren alber­nen Preis doch ein­fach vors Knie, zusam­men mit dem Begriff »Kil­ler­spie­le«. Und distan­ziert euch bit­te auch von mir – ich kann das Gesei­er näm­lich nicht mehr hören. Ehr­lich. Ich geh jetzt was weg­bal­lern, um mich abzu­re­agie­ren. Nein, kei­ne Sor­ge, nur vir­tu­ell … :o)

[cc]

Cover CRYSIS 2 Copy­right Crytek

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Der Deutsche Computerspielepreis – eine Farce

Logo Computerspielepreis

Ges­tern wur­de er mit gro­ßem Medi­en-Tam­tam und Vor­zei­ge­stars aus Unter­hal­tung und Poli­tik in Ber­lin prä­sen­tiert: Der Deut­sche Computerspielepreis.

Erst­mal könn­te man anneh­men, dass das ein gutes Zei­chen ist, ange­sichts der von Poli­ti­kern und ande­ren Gut­men­schen pole­misch geführ­ten »Killerspiele«-Diskussionen der letz­ten Mona­te. Man könn­te anneh­men, dass eine gesell­schaft­lich längst als völ­lig nor­mal ange­nom­me­ne und durch­ge­führ­te Frei­zeit­be­schäf­ti­gung durch die Ver­lei­hung eines sol­chen Prei­ses die lan­ge über­fäl­li­ge Aner­ken­nung erhal­ten soll­te, und das The­ma aus dem angeb­li­chen Gewalt­sumpf und aus dem Stamm­tisch-Popu­lis­mus gewis­ser CSU-Poli­ti­ker hebt.

Doch das ist lei­der nicht der Fall, die Jury macht sich dop­pelt lächer­lich: zum einen dadurch, dass sie ihre Ent­schei­dung auf Druck der dar­in sit­zen­den Poli­ti­ker fällt und nicht auf­grund der Qua­li­tät eines Spie­les abstimmt, son­dern Pro­duk­te mit angeb­lich zu hohem Gewalt­an­teil ein­fach her­aus­fal­len lässt – ohne jede kon­kret nach­voll­zieh­ba­re Begründung.
Zum ande­ren ver­sto­ßen sie gegen ihre eige­nen Richt­li­ni­en, wenn sie ein deut­sches Spiel als bes­tes inter­na­tio­na­les Pro­dukt küren, obwohl die­se Rubrik ein­deu­tig nur für nicht-deut­sche Spie­le gedacht war, nur um wie­der ein angeb­lich gewalt­tä­ti­ges Game nicht aus­zeich­nen zu müssen.

Anno 1404

Gewin­ner in den Kate­go­rien »bes­tes deut­sches Spiel« und »bes­tes inter­na­tio­na­les Spiel« ist ANNO 1404. Gutes Spiel, Gra­tu­la­ti­on. Ein inter­na­tio­na­les Pro­dukt laut der Vor­ga­be ist das aber nicht: »Jeder Ver­band kann jeweils bis zu drei im Aus­land her­ge­stell­te Spie­le für die­se Kate­go­rie vor­schla­gen.« Dar­an gehal­ten hat sich die Jury nicht, als sie ANNO als rein deut­sches Pro­dukt prämierte.
Nomi­niert war auch UNCHARTED 2 und das hät­te den inter­na­tio­na­len Preis nach Mei­nung so ziem­lich jeden sach­kun­di­gen Beob­ach­ters auch gewin­nen müs­sen. Ver­hin­dert haben das aller­dings Polit-Jury­mit­glie­der, die dar­in zuviel Gewalt sahen – was völ­li­ger Unsinn ist, denn UNCHARTED 2 ist ein span­nen­des Spiel, das auf Bru­ta­li­ät jedoch verzichtet.

Staats­mi­nis­ter Bernd Neumann:

»Der Preis ist in der Com­pu­ter­spiel­sze­ne angekommen.«

Die Ver­ga­be zeigt, dass der Deut­sche Com­pu­ter­spie­le­preis in die­ser Form nicht nur nichts damit zu tun hat, was gut ist (oder detail­lier­ter: tech­nisch, künst­le­risch oder dra­ma­tur­gisch bril­li­ant gemacht), son­dern auch die rea­len Com­pu­ter­spie­ler in die­sem Land wei­test­ge­hend igno­riert. Nennt das Ding wie ihr wollt, viel­leicht »Preis für päd­ago­gisch wert­vol­le Com­pu­ter­spie­le«, aber ver­sucht nicht, uns Spie­lern vor­zu­ma­chen, dass ihr irgend­ei­ne Ahnung habt, was in der Sze­ne gespielt wird, oder dass ihr gar eine Affi­ni­tät zu die­ser Sze­ne habt. Aber was soll­te man schon erwar­ten, wenn sich Regie­rungs­mit­glie­der als »Fach­ju­ry« bezeich­nen – ich neh­me denen defi­ni­tiv nicht ab, dass sie über Skat oder »Mensch ärge­re Dich nicht« hin­aus Spie­le­fach­wis­sen haben, schon gar nicht in Sachen Computerspiele.

Wenn das so wei­ter durch­ge­zo­gen wird (und davon kann man aus­ge­hen), dann wird auch im nächs­ten Jahr wie­der allent­hal­ben über die­sen alber­nen Preis gelacht wer­den. Zu Recht.

Ach ja: Sie­ger in der Kate­go­rie »Bes­tes Jugend­spiel«: THE WHISPERED WORLD (Daeda­lic). »Bes­tes mobi­les Spiel«: GIANA SISTER (dtp Enter­tain­ment). »Bes­tes Kin­der­spiel«:  CAPTN SHARKY (Tivo­la). »Bes­tes Serious Game«: EXPERIMINTE (IW Medi­en GmbH). »Bes­tes Brow­ser­game«:  WEWAII (Tra­vi­an Games). Gewin­ner des Stu­den­ten­wett­be­werbs ist NIGHT OF JOEANNE und Platz 1 des Schü­ler­wett­be­werbs ging an GOOSEGOGS. Ein »Bes­tes Online Lern­spiel« wur­de nicht nomi­niert und somit gab es auch kei­nen Gewinner.

Logo Copy­right G.A.M.E. Bun­des­ver­band der Ent­wick­ler von Com­pu­ter­spie­len e.V., Cover ANNO 1404 Copy­right Ubisoft

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