Da wird postuliert, dass es ein spezielles, neues Webformat für eBooks geben müsse, damit der Buchhändler dem Kunden im Laden eine Leseprobe zeigen könne, woraufhin der dann prüfen kann, ob das Buch für ihn geeignet ist. Es wird auch gleich via iFrame eine solche Lösung gezeigt. Mal abgesehen davon, dass die Vorschau im iFrame an mangelhafter Ergonomie kaum zu schlagen ist, frage ich mich: wozu?
Wir haben längst webtaugliche eBook-Formate. ePub, Mobipocket und insbesondere PDF können direkt im Browser angezeigt werden. Ich kann nicht mal ansatzweise verstehen, wozu man hier ein neues Format oder gar eine »Webanwendung« benötigt? Warum nicht einfach die Leseprobe als PDF bereit stellen, dann sieht der Kunde genauso sofort das Layout des Buches wie bei dieser proprietären iFrame-Lösung? Auch der Buchhändler mit Webshop kann Leseproben in allen Formaten problemlos bereit halten, wenn diese beim Verlag vorhanden sind und der Shop des Händlers darauf deeplinkt. Ganz ohne »Webanwendung«.
Der Satz
Der Buchhändler muss nur über wenig technologisches Know-How verfügen, und kein Experte sein für E‑Book-Formate, Digital Rights Management und E‑Book-Reader.
ist ebenfalls völlig sinnfrei, denn zur Sachkompetenz des Buchhändlers gehören eBooks und deren Formate deutlich eher, als das Einfügen von Code in Webseiten, letzteres ist wohl mit »ein wenig technologisches Know How« gemeint. Leseproben sind ohnehin nicht DRM-geschützt (sind sie es doch, wäre das idiotisch).
Erklären kann ich mir diese ganze weltfremde und technisch hanebüchene Nummer eigentlich nur damit, dass Wrede das Verfahren, also diese ominöse Webanwendung, verkaufen möchte, und das obwohl dies viel einfacher mit bereits existierenden Techniken zu bewerkstelligen ist. Sollte dem nicht so sein, besteht der Artikel in Hinsicht auf diese überflüssige Vorschaufunktion keinerlei Realitätscheck.
Wenn so wie im Blogbeitrag beschrieben auch die anderen angedachten Lösungen der Branche für die Probleme der Buchhändler mit den eBooks und anderen neuen Medien aussehen, dann gute Nacht.
Ach ja: wenn ich in eine Buchhandlung gehe, weil ich ein Buch kaufen möchte und der Händler hat es nicht vorrätig, dann kann es dafür nur eine Lösung geben, die dafür sorgt, dass ich das Buch bei ihm bestelle, statt bei Amazon: es muss morgen (von mir aus auch übermorgen) portofrei in meinem Briefkasten liegen. Ob das der Verlag übernimmt, oder irgendein Barsortimenter (Zulieferer) oder der Buchhändler selbst (was bei kleineren selbstverständlich nicht machbar ist, aber ein Branchenzusammenschluss könnte sowas problemlos stemmen – Amazon kann’s ja auch) ist mir egal.
Bild: Dr. Sheldon Cooper von pulvis auf DeviantArt, CC BY-NC-ND