Weg von Social Media: Ein Plädoyer für RSS Feeds
Dass Soziale Medien problematisch sind ist nichts Neues. Insbesondere weil diese Sozialen Medien in der Hand von monopolistischen Tech-Giganten sind (Facebook und instagram gehören zu Zuckerbergs Meta), oder von irren egomanischen Milliardären aufgekauft werden (Twitter). Zum einen führen die intransparenten Algorithmen dazu, dass man insbesondere fragwürdige Inhalte vermehrt zu sehen bekommt (weil die zu mehr Interaktionen auf der jeweiligen Seite führen), zum anderen ist es im Fall von Facebook so, dass die Seitensichtbarkeit dramatisch verringert wird, um die Seitenbetreiber dazu zu nötigen, für eine minimal erhöhte Sichtbarkeit Geld an die Plattform zu zahlen. Das passiert selbst dann, wenn man eine Seite abonniert und als Favorit gesetzt hat: Man bekommt die Inhalte nicht zu sehen.
Es ist an der Zeit die gezeigten Informationen wieder selbst zu bestimmen. Das Mittel der Wahl sind sogenannte RSS-Feeds. Das ist die Kurzform von »Really Simple Syndication« und die Technologie existiert bereits sehr lange, nämlich in der frühesten Form seit 1999. Eine Erläuterung findet man beispielsweise in der Wikipedia (und hier verlinke ich ausnahmsweise mal auf die unerträgliche deutsche Wikipedia). Kurz erläutert bieten viele Webseiten ihre Inhalte in einem speziellen RSS-Format an, man kann diese sogenannten Feeds in einem RSS-Reader oder Feedreader abonnieren (und da auch nach Kategorien organisieren). Das Ergebnis ist eine übersichtliche Liste von Artikeln der Webseiten, die einen interessieren. Chronologisch und ohne irgendwelche Algorithmen, die einem vorschreiben, was man zu sehen hat.
Auch die Präsentation der Feeds kann man nach eigenem Geschmack gestalten, entweder für »Skimmer« wie mich, indem man nur die Überschriften sieht und die schnell nach Interessantem durchsuchen kann, es gibt aber auch Reader, die die RSS-Feeds beinahe wie eine Tageszeitung aufbereiten, inklusive Vorschaubildern (Beispielsweise Flipboard) ; welche Variante man davon verwenden möchte, hängt von den persönlichen Vorlieben ab.
RSS-Reader gibt es in zahllosen Varianten. Kostenlose und kostenpflichtige Web-Dienste mit unterschiedlichen Funktionsumfängen. Als Browsererweiterung oder gleich als bereits eingebaute Browserfunktion, beispielsweise im von mir sehr geschätzten Browser Vivaldi. Auch Mozillas quelloffenes Mailprogramm Thunderbird hat einen eingebauten Feedreader, oder man nutzt eine Erweiterung mit mehr Funktionen. Für technisch versiertere Nutzer gibt es Lösungen wie TinyTinyRSS, das man auf einem eigenen Hostingkonto installieren kann und dann nicht von externen Anbietern abhängig ist, damit kann man die RSS-Feeds wie bei dem kommerziellen Dienstleistern als Webseite lesen. (Bei Drittanbietern von Feedreadern im Web muss man sich immer darüber im Klaren sein, dass das zwar bequem ist, weil man die abonnierten Feeds ohne Medienbruch auf Desktop- und Mobilgeräten nutzen kann, es besteht aber immer die Gefahr, dass solche Anbieter ihren Service von heute auf morgen einstellen, wie Google es getan hat. In dem Fall kann man seine Feeds zwar also OPML-Datei exportieren und anderswo wieder importieren, aber so ein Umzug ist lästig. Außerdem bieten viele dieser Anbieter kostenlos nur Minimalfunktionen und für mehr Komfort muss man in die Tasche greifen. Abschließend ist bei etlichen kostenlosen Angeboten die Updatefrequenz viel zu niedrig, das bedeutet, wie oft die Feedinhalte von den Ursprungsseiten »geholt« werden). Und schließlich existieren auch noch dedizierte Feedreader Dektop-Apps (wobei ich persönlich den Browser bevorzuge, denn der ist ohnehin immer offen).
Leider bieten nicht mehr alle Webseitenanbieter RSS-Feeds an, da man wohl der Ansicht ist, es gäbe nicht mehr viele Nutzer dafür und weil man sich auf die sogenannten Sozialen Medien konzentrieren möchte. Dennoch: Bei Content-Management-Systemen wie WordPress oder Joomla sind sie fest eingebaut und eigentlich immer vorhanden, auch manchen Webseiten muss man ein wenig suchen, bis man sie findet. Oft sind die RSS-Feeds im Footer von Webseiten verlinkt, aber man kann sie oft auch finden, indem man an die Webseitenadresse ein »/feed«, »/rss« oder »/atom« anhängt. Man erkennt das Vorhandensein von RSS-Feeds auch oft am RSS-Icon, das so ähnlich aussieht wie hier rechts oder im Titelbild dargestellt.
Sollten Webseiten gar keine RSS-Feeds anbieten, gibt es externe Dienstleister, die die Seiteninhalte so aufbereiten, dass man sie trotzdem in einem Feedreader lesen kann. Das würde jetzt in diesem Artikel etwas weit führen, aber bei Interesse kann ich auch dazu mal etwas schreiben.Umsteigen auf RSS-Feeds ist ganz einfach und tut gar nicht weh, es stehen zahllose Optionen zur Verfügung, um Feedreader zu nutzen. Sie sind eine optimale Lösung um Webseiten zu abonnieren, die regelmäßige Updates veröffentlichen, wie z.B. Blogs oder Nachrichtenseiten. Man stellt sich im Prinzip eine eigene Tageszeitung zusammen, ist dabei aber nicht von irgendwelchen Redakteuren abhängig, sondern bestimmt die Inhalte der Newsfeeds selbst.
Und an die Seiten- und Blogbetreibenden: BITTE bietet eure Inhalte auch als RSS-Feed an. Die Wahrscheinlichkeit, dass interessierte Leser°Innen eure Inhalte auch tatsächlich zu sehen bekommen ist VIEL höher, als auf Failbook und Co. Und mit dem richtigen Content Management-System auf euren Webseiten ist das noch nicht mal Arbeit, denn die Chance ist gut, dass die Feeds dort ohnehin bereits existieren. Selbstverständlich könnt ihr eure Inhalte zusätzlich immer noch auf den Sozialen Medien teilen, wenn ihr das wollt, aber ihr seid von Facebook und Co abhängig und die können mal abgesehen von der künstlich niedrigen Sichtbarkeit euch auch noch eure Seite von heute auf morgen schließen. Das ist keine Spinnerei, das kommt gar nicht mal so selten vor. Das kann mit RSS-Feeds nicht passieren.
Für mich sind RSS-Feeds im Reader seit vielen Jahren unverzichtbarer Teil des Tagesablaufs und ich finde es sehr schade, dass nicht mehr Internetnutzer das kennen und verwenden und dass immer wieder Seiten ihre Feeds einfach abschalten.
Traut euch! Nutzt RSS-Feeds! Ein wichtiger Schritt zurück zum Internet, das nicht von Plattformkapitalismus dominiert wird.