An dieser Stelle könnte ich die Gewinner der Deutschen Computerspielepreises listen. Angesichts dessen, was da gestern abgegangen und an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist, verzichte ich darauf. Ich möchte auch gar nicht im Detail auf all die Problem eingehen, auf Politiker, die nicht wissen worüber sie reden, und stattdessen Wahlkrampf betreiben, oder auf Moderatorin und Laudatoren, die verzweifelt versuchen lustig zu sein (und ihre Gags dabei von Karten ablesen), dabei aber nur Branche, Genre und Spieler lächerlich machen.
Wer masochistisch veranlagt ist kann sich die Aufzeichnung des Livestreams auf Youtube ansehen. Aber ich warne euch, zum einen sind es drei Stunden und zum anderen ist es zum Fremdschämen. Sieht man sich ähnliche Veranstaltungen an, die nicht im Deutschland von sich verzweifelt anbiedernden Figuren wie Doro Baer und Andi Scheuer stattfinden, und das Thema wirklich zelebrieren, dann ist die Peinlichkeit noch viel größer.
Der Inhalt ist nicht verfügbar. Bitte erlaube Cookies und externe Javascripte, indem du sie im Popup am unteren Bildrand oder durch Klick auf dieses Banner akzeptierst. Damit gelten die Datenschutzerklärungen der externen Abieter.
Anlässlich diverser Kritikpunkte am Onlinehändler Amazon (nein, ich stimme nicht ins allgemeine und zu einem nicht geringen Teil alberne Gebashe aufgrund eines reißerischen und manipulierend gestalteten ARD-Berichts ein) wird immer wieder die Aussage laut: »es gibt doch Alternativen!« Das möchte ich überprüfen und werde deswegen hier in Zukunft die ein oder andere angebliche Alternative vorstellen.
Als erstes nahm ich mir heute buchhandel.de vor. Da soll man »umfassend in 1,2 Millionen Büchern und anderen Medien« suchen können. Die kann man dann bestellen und bei einem Buchhändler vor Ort abholen, alternativ steht auch der Versandweg zur Verfügung.
Auf den ersten Blick wirkt das Portal sehr übersichtlich, da auf nahezu jegliche Illustrationen verzichtet wird, es gibt allerdings einen Slider mit Buchcovern. Der Content ist schön brav an die linke Seite gequetscht, Webdesign like it’s 2005. Bei einem Klick auf den Infolink zu Versandkosten erhält man keinerlei sachdienliche Informationen, sondern wird lakonisch belehrt:
Etwaig anfallende Versandkosten für die Lieferung von Büchern werden Ihnen bei der Auswahl Ihres Buchhändlers angezeigt. Eine Übersicht über sämtliche im Zusammenhang mit der Bestellung anfallenden Kosten erhalten Sie außerdem am Ende des Bestellprozesses.
Das hilft nicht wirklich weiter, hier hätte ich mir deutlich erschöpfendere Informationen für gewünscht, beispielsweise ein paar Beispielfälle mit Kosten, aber das würde für die Betreiber ja Aufwand bedeuten, den man offenbar scheut. Der Eindruck bleibt übrigens auch bei der weiteren Nutzung des Portals bestehen.
Ich habe daraufhin die Suchfunktion bemüht, das Sucheingabefeld auf der Startseite habe ich ignoriert und gleich die »Profisuche« in der Navigation angeklickt, ein paar Autorennamen eingegeben, für deren Bücher ich mich interessiere, und in drei der Fälle hätte ich auch tatsächlich etwas bestellen wollen.
Suche nach Jim Butcher: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Charles Stross: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach George R. R. Martin: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Alan Dean Foster: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Cory Doctorow: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Das hat die Bezeichnung »Profisuche« aber mal wirklich verdient … (facepalm) Was? Ich soll bitte nicht nach dubiosen Ausländern sondern ordentlichen deutschen Autoren suchen? Bitteschön:
Suche nach Kai Meyer: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Ju Honisch: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Oliver Plaschka: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.
»Suche nach Myra Çakan: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Kai Meyer: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Markus Heitz: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.«
Suche nach Stefan Holzhauer: »Leider wurde zu Ihrer Suchanfrage kein Ergebnis gefunden. Bitte recherchieren Sie erneut mit geänderten Eingaben.« (kleiner Scherz, aber man hätte mich als Herausgeber der Steampunk-Chroniken durchaus finden können)
An dieser Stelle war ich vor Lachen kaum noch in der Lage, zu tippen und hätte den Test aufgrund völliger Untauglichkeit der Plattform fast abgebrochen. Es hilft nicht im Geringsten, dass man über eine Eingabe in »Stichwort« tatsächlich Bücher hätte angezeigt bekommen können (wie ich später noch heraus fand). Wenn ich »Suche nach Autor« angeboten bekomme, möchte ich sie auch nutzen können. Dass hier nicht ein Ergebnis geliefert wird, ist derart grotesk, dass es jeglicher Beschreibung spottet.
Die Stichwortsuche fand dann überraschenderweise tatsächlich Bücher von Jim Butcher, leider fehlen bei sehr vielen englischsprachigen Werken die Coverabbildungen. Der Preis für den Harry Dresden-Roman BLOOD RITES liegt als Paperback bei sagenhaften 10,99 Euro, dabei wird mit Informationen gegeizt, es wird nicht angegeben, um welche Verlagsfassung es sich dabei handelt. Zum Vergleich: bei Amazon kostet das Taschenbuch BLOOD RITES 7,10 Euro, ist also fast vier Euro preiswerter!
Egal, für den Test in den Warenkorb gelegt. Danach Warenkorb aufgerufen und bestellen wollen. Ich soll eine Postleitzahl angeben, um eine Buchhandlung in der Nähe zu finden. Die Remscheider Buchhandlung Potthoff wird ebensowenig angezeigt, wie die Thalia-Filiale, dafür eine Fachbuchhandlung, die gleich mal darauf hinweist, dass es portofrei erst ab 25 Euro gibt. Geh weg mit Deinem Kleinkram, Du Kunde. Wir wollen Dich nicht. Die nächsten angebotenen Buchhändler sind in Velbert, Ratingen und Düsseldorf. Das macht ja viel Sinn, und ist auch garantiert total gut für meinen CO2-Footprint, wenn ich Kilometer weit fahre, um mir die Bücher abzuholen. Etliche der Buchhandlungen bieten vorsichtshalber erst gar keinen Versand, andere sagen stolze Portokosten, wie beispielsweise deftige 5,90 Euro, an. Damit läge der Butcher bei 16,89 Euro, dafür bekomme ich anderswo das Hardcover.
An dieser Stelle habe ich dann tatsächlich abgebrochen, denn ich sah keinen Sinn darin, diese alberne Plattform weiter zu nutzen. Wer glaubt, dass ich unter diesen Bedingungen kaufe, der glaubt auch an die Schlümpfe. Das Ergebnis stellt allerdings meiner Ansicht nach die Probleme der Buchbranche im Web sehr gut dar, ohne dass man es weiter kommentieren müsste: Ignoranz, Kundenunfreundlichkeit, und vollumfängliche technische sowie inhaltliche Inkompetenz. Von den Mondpreisen für englischsprachige Bücher noch gar nicht gesprochen.
eBooks gibt es übrigens auf buchhandel.de nicht (nur ein Suchfeld für libreka) …
Update (11:00 Uhr): Auf buchreport.de kommentiert Matthias Ulmer:
Sie finden von Cory Doctorow 14 Treffer, wenn Sie im Autorenfeld den Namen so eingeben, wie es Profis tun: Nachname Komma Vorname.
»Eingeben, wie es die Profis tun« – Der war gut! Ich habe gelacht. Wie wäre es mit »Eingeben wie es die Kunden tun«? Oder »Eingeben, wie es in Suchmaschinen üblich ist«?
Update 2 (12:00 Uhr) ich lese gerade auf boersenblatt.de: wenn man als Buchhändler dort erscheinen möchte, muss man monatlich (!) 20 Euro (!!) abdrücken. Dort kann man zudem lesen:
Wir wollen gemeinsam mit dem Buchhandel die Plattform in den nächsten Monaten komplett überarbeiten. Das betrifft zum Einen die Darstellung, die Suche und den Bestellprozess…
»Wir wollen … in den nächsten Monaten …« – Ja, lasst euch ruhig Zeit, die Konkurrenz schläft ganz sicher! Ich bin schon sehr gespannt, ob sie diesmal jemanden fragen, der sich mit so etwas auskennt, oder ob wieder ein ergonomiefreier Moloch dabei heraus kommt.
Update 3 (19:00 Uhr) Auf buchreport.de wurde darauf hingewiesen, dass die Leistung für Buchhändler ab sofort kostenlos ist, die 20 Euro fallen also nicht mehr an. Allerdings will man den Buchhändlern ab Mitte 2013 eine »umsatzabhängige Transaktionsgebühr« berechnen. Ich würde mal vermuten, dass die bei viel Umsatz höher ausfällt, als 20 Euro. Wäre dem so, dann wäre die ach so tolle Neuerung keine.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.
Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.
Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.