In der FAZ erschien soeben ein Kommentar der sich in leicht jammerndem Ton damit auseinandersetzt, dass Verlage und Autoren Bücher nicht mehr veröffentlichen, weil sie Angst vor »Cancel Culture« und »Webmobs« haben.
Ich werde der FAZ an dieser Stelle keine zusätzliche Sichtbarkeit durch einen Link schenken, aber ihr dürftet den Text leicht finden, wenn ihr in der Suchmaschine eurer Wahl nach »CANCEL CULTURE: Schriftsteller vor dem Sittengericht« und »FAZ« sucht.
Mein Kommentar zum Kommentar:
Das unerträglich strunzkonservative Blatt FAZ halte ich nicht für ein geeignetes Medium, um sich mit dem Thema objektiv auseinander zu setzen. Wenn irgendwelche Personen oder Verlage irgendwas nicht veröffentlichen, dann ist der Grund dafür auch nicht in irgendeiner angeblichen »Cancel Culture« zu suchen, sondern liegt in der Verantwortung der Personen und Verlagsverantwortlichen. Das dann vorauseilend hypothetischen »Webmobs« anlasten zu wollen, die damit aber auch gar nichts zu tun haben (können), halte ich für eine äußerst armselige Begründung.
Zuletzt möchte ich LeVar Burton zitieren, der kürzlich sagte »Wir haben keine ‘Cancel Culture’, sondern eine ‘Consequence Culture’ «. Also dass Personen neuerdings mit den Konsequenzen ihres Handelns und Redens leben müssen. Auch solche, die das aufgrund ihrer Privilegien bisher nicht mussten. Das passt denen natürlich nicht und dann fangen sie an zu jammern.
p.s.: Es gibt keine »Cancel Culture«. Das ist ein Kampfbegriff von Personen, die weiter diskriminieren möchten.
Dass die deutschsprachige Wikipedia insbesondere in Sachen Popkultur eine größere Katastrophe ist und bei weitem hinter der englischsprachigen Ausgabe hinterherhinkt, ist begründet im Relevanzfetisch etlicher dort agierender Administratoren und Moderatoren. Das ist so weit nichts Neues und hat dazu geführt, dass ich die deutsche Ausgabe der Wikipedia inzwischen weitestgehend meide. Erstens findet man die gesuchten Informationen zu Filmen, Serien, Comics oder Computerspielen dort nicht und zweitens hat man auch keine Chance sie hinzuzufügen, denn es wird garantiert sofort ein größenwahnsinniger Admin mit Blockwart-Mentalität kommen und den Text wegen Relevanz auf die Löschliste stellen. Deswegen verlinke ich bei den entsprechenden Themen hier auf PhantaNews auch so oft auf die englischsprachige Ausgabe: weil die Informationen auf der deutschen Fassung unzureichend oder schlicht nicht vorhanden sind.
Dass die deutsche Wikipedia ein Problem mit Mansplainern sowie alten weißen Männern hat, und Frauen dort erheblich unterrepräsentiert sind, ist leider nichts Neues, und das zeigt auch wieder ein aktueller Fall:
Es wird eine Liste deutschsprachiger SF-Autorinnen erstellt und keine zehn Stunden später kommt der Löschantrag wegen »Irrelevanz«. Siehe den Beitrag und die zugehörige Diskussionsseite des Löschantrags. Es gibt bisher noch nicht einmal eine Möglichkeit, nach Autorinnen zu filtern.
Die Begründung für den Löschantrag lässt einen sprachlos zurück:
Überflüssige Liste, die Redundanzen schafft, vom Inhalt her unklar und vom Konzept her dubios ist. – Wolfgang Rieger(Diskussion) 22:53, 12. Mär. 2019 (CET)
»Wer entscheidet, was für eine Gesellschaft relevant ist?«, fragt die Initiatorin Theresa Hanning auf ihrer Webseite und ich möchte mich dieser Frage zum einen anschließen, und zum anderen hinzufügen: »Wikipedia-Admins mit Relevanzfetisch sollten es ganz sicher nicht sein«. Wenn man sich manche in der »Diskussion« vorgebrachten »Argumente« ansieht, hilft nur noch ein doppelter Facepalm.
Wie alt muss man im Kopf sein, wie rückständig und reaktionär muss man sein, um dort solch einen Löschantrag für diese absolut relevante Liste zu stellen? Leider zeigt das erneut deutlich auf, was in der deutschen Wikipedia falsch läuft und warum man sie meiden sollte.
Bitte sucht die Löschungs-Diskussionsseite auf, nehmt an der Diskussion teil und sagt den vorgestrigen Admins ausdrücklich, dass wir im 21. Jahrhundert leben, Frauen schon länger das Wahlrecht besitzen und Teil unserer Gesellschaft sind, das haben die da in der Provinz-Wikipedia offensichtlich nicht mitbekommen, wenn sie SF-Autorinnen in dieser Form diskriminieren.
Danke.
Edit: Ich wurde darauf hingewiesen, dass es sich möglicherweise auch um picklige Jünglinge statt alter weißer Männer handeln könnte.
Edit 2: Wenn man ohnehin gerade dabei ist, könnte man gleich auch noch »divers« als »Geschlecht« für Autor*Innen aufnehmen.
Edit 3: Ich wurde als »uninformierter Flegel« tituliert. Ich nehme das als Auszeichnung gern an. Danke.
Edit 4: Der Löschantrag wurde in angepisst klingendem Ton zurückgenommen.
Edit 5:Artikel zum Thema bei Vice. Da wird unter anderem auch darauf eingagengen, dass man sich bei der deutschen Wikipedia mit Händen und Füßen gegen Beiträge über Selfpublisher wehrt, was auch nicht wirklich ins 21. Jahrhundert passt. Im Text steht desweiteren:
Feministische Themen würden von bestimmten Nutzergruppen bewusst an den Rand gedrängt, zusammengekürzt oder direkt gelöscht … , sagte eine deutsche Wikipedia-Editorin gegenüber netzpolitik.org.
Edit 6: In den Kommentaren beschwerte man sich über meine harschen Worte im Text oben. Liest man sich das durch, was im vorstehend verlinkten Artikel bei Netzpolitik.org über das Mobbing von Wikipedia-Editorinnen durch männliche Volldeppen geschrieben wurde, und wie die deutsche Wikipedia aggressiv männerdominiert ist, waren meine Worte noch lange nicht harsch genug.
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