FSK auf eBooks: erste Antwort von Luebbe

FSK auf eBooks: erste Antwort von Luebbe

FSK18 eBook

Soeben hat­te ich the­ma­ti­siert, dass Lueb­be in ihrem Shop Beam eBooks plötz­lich von den Ver­la­gen und Self­pu­blis­hern ver­langt, eine FSK-Kenn­zeich­nung auf Büchern anzu­brin­gen, die nur für Per­so­nen über 18 Jah­ren geeig­net sind. Dar­auf­hin hat­te ich eini­ge Fra­gen gestellt, die in der soebe­nen Ant­wort fast alle igno­riert wurden:

Lie­ber Ste­fan Holzhauer,

dan­ke für Ihre Nachricht.

Als Hin­ter­grund­in­for­ma­ti­on: wir wer­den in den letz­ten Mona­ten ver­mehrt von der Lan­des­me­di­en­an­stalt abgemahnt.

Hier ein Auszug:

wei­ter­le­sen →

Bastei-Luebbe übernimmt Beam-eBooks

Bastei-Luebbe übernimmt Beam-eBooks

beam-logo

Ver­schie­de­ne Medi­en berich­ten heu­te, dass der Ver­lag Bas­tei-Lueb­be den eBook-Pio­nier Beam-eBooks über­nom­men hat. Hier­für wur­de offen­bar eine eige­ne Fir­ma gegrün­det, denn im Impres­sum fin­det man als Fir­ma neu­er­dings die »Beam GmbH« in Köln.

Beam-eBooks zeich­ne­te sich in mei­nen Augen durch drei Fak­to­ren beson­ders aus: die Bücher waren nicht durch har­te DRM-Maß­nah­men geschützt, Self­pu­blis­her konn­ten dort vor­ur­teils­frei und pro­blem­los ver­öf­fent­li­chen und Hand­ha­bung sowie Ser­vice waren vorbildlich.

Da mich inter­es­sier­te, wie es wei­ter gehen wird, stell­te ich soeben per Email ein paar Fra­gen, die Herr Kauf­mann freund­li­cher­wei­se kurz­fris­tig beant­wor­te­te. Er wird in einer Über­gangs­zeit noch für Beam arbei­ten und die Arbeit dann nach und nach an ande­re übergeben.

Die ange­bo­te­nen eBooks wer­den wei­ter­hin DRM-frei sein. Das war im Prin­zip schon abzu­se­hen, denn auch Bas­tei-Lueb­be ver­zich­tet bei sei­nem eBook-Pro­gramm auf har­te Kopierschutzmaßnahmen.

An den Kon­di­tio­nen für Self­pu­blis­her ändert sich erst ein­mal gar nichts. Das gilt für alte Ver­trä­ge eben­so wie für neu ein­ge­stell­te eBooks. Im Moment sind auch kei­ne Ände­run­gen geplant, was die fer­ne­re Zukunft brin­gen wird, wer­den wir abwar­ten müs­sen. Es ist aber beru­hi­gend zu wis­sen, dass in die­ser Hin­sicht erst ein­mal alles wei­ter geht, wie bisher.

Auch am Pro­gramm ändert sich nichts. Man hät­te viel­leicht anneh­men kön­nen, dass Bas­tei direk­te Kon­kur­renz­pro­duk­te wie bei­spiels­wei­se PERRY RHODAN nicht ver­trei­ben möch­te, dem ist aber nicht so. Die Platt­form ist breit­ban­dig auf­ge­stellt und soll auch nach dem Kauf noch breit­ban­di­ger wer­den, ins­be­son­de­re den Seri­en­be­reich möch­te man deut­lich ver­stär­ken. Beam wird durch den Kauf also kei­nes­falls eine rei­ne Platt­form für Luebbe-Produkte.

Ich sehe das mit einem lachen­den und einem wei­nen­den Auge. Auf der einen Sei­te kön­nen Wis­sen und Geld des Ver­lags für einen Aus­bau der Online­platt­form nur gut sein. Auf der ande­ren Sei­te ver­lie­ren wir einen wirk­lich unab­hän­gi­gen Anbie­ter, der nun auch »nur noch« ein Ver­lags­an­ge­bot ist. Aller­dings hat Lueb­be unter ande­rem durch die Abkehr vom DRM gezeigt, dass sie im Gegen­satz zu einem groß­teil der deut­schen Ver­lags­land­schaft in der Lage sind, sich den Kun­den­wün­schen und Nut­zungs­rea­li­tä­ten anzupassen.

Ich bin sehr gespannt, wie das wei­ter gehen wird.

Logo Beam-eBooks Copy­right Beam GmbH

Kommentar: Bastei Lübbe kauft Bookrix – au weia!

Kommentar: Bastei Lübbe kauft Bookrix – au weia!

Selfpublishing != Verlag

Es ist noch gar nicht lan­ge her, da schall­te es aus den hei­li­gen Hal­len der Publi­kums­ver­la­ge: »Ach, die­ses Self­pu­bli­shing. Das ist ja total nied­lich. Aber ernst neh­men soll­te man das nicht. Die wah­ren Hel­den der Lite­ra­tur sind wir, die Ver­la­ge. Wir haben das grob seit der Jung­stein­zeit gemacht und wir wis­sen wie das geht. Die­se Ama­teu­re mit ihrem Geschreib­sel das wir nicht haben wol­len, darf man nicht ernst neh­men. Das mit dem Self­pu­bli­shing ist mor­gen wie­der vorbei.«

War es aber nicht. Self­pu­bli­shing boomt, nicht nur in den USA, son­dern auch hier bei uns. Und jetzt haben sogar die Ver­la­ge auf ihrem Lite­ra­ten­ross erkannt, dass das a) nicht wie­der so ein­fach weg­geht und b) ordent­li­che Umsät­ze gene­riert wer­den. Und was ist die logi­sche Kon­se­quenz? Auf ein­mal will man auch ein Stück von die­sem Kuchen haben. Die PR-Abtei­lun­gen sal­ba­dern natür­lich was das Zeug hält, aber man soll­te sich kei­nen Illu­sio­nen hin­ge­ben: Die machen das nicht aus Men­schen­freund­lich­keit, oder weil sie Self­pu­blis­her so toll fin­den, son­dern weil sie Koh­le absei­hen wollen.

Das ist aber auch ein gran­dio­ses Kon­zept: Man war­tet ein­fach mal, ob einer die­ser nied­li­chen Self­pu­blis­her mit viel Müh­sal und Arbeit erfolg­reich ist – und erlaubt ihm dann gön­ner­haft, doch im ach so tol­len, nam­haf­ten Ver­lag zu ver­öf­fent­li­chen. Nach­dem er bereits Bücher unters Volk gewor­fen hat, sich einen Namen gemacht und nach­dem er sich schon den Arsch auf­riss, um Wer­bung zu machen und auf den Sozi­al­me­di­en eine Fan­ba­se auf­zu­bau­en. Dann erst fragt man an. Pri­ma Idee, nichts getan und trotz­dem ein neu­es Pro­dukt. Und dann speist man den Autor, nach­dem er stumm vor Glück ob des Ver­lags­an­ge­bots den Kne­bel-Buy­out-Ver­trag unter­schrie­ben hat, wie immer mit Pea­nuts ab.

Mal ganz deut­lich: Self­pu­bli­shing und Ver­la­ge pas­sen nicht zusam­men. Der Kern der Idee beim Selbst­ver­öf­fent­li­chen ist, dass man selbst ver­öf­fent­licht. In vie­len Fäl­len ist der Hin­ter­grund, dass eben die­se Ver­la­ge die Roma­ne gar nicht haben woll­ten und der Autor des­we­gen zur Selbst­hil­fe griff. Und mit was? Mit Recht! Wenn ihr zehn Bücher – egal ob als eBook oder Crea­teSpace-Print­werk – ver­kauft, dann habt ihr ein Viel­fa­ches von dem ein­ge­nom­men, was ihr bekommt, wenn ihr bei einem Ver­lag unter­schreibt und dort hun­der­te abge­setzt wer­den. Und sie behaup­ten auch noch dreist, sie wür­den ja Wer­bung für euch machen. Tun sie nicht, wenn ihr nicht Hohl­bein oder Heitz heißt. Wenn ihr das nicht glaubt, dann fragt mal ver­gleichs­wei­se unbe­kann­te Autoren, die bei Publi­kums­ver­la­gen ver­öf­fent­licht haben. Wer­bung? Fehl­an­zei­ge. Ihr braucht die nicht, ihr braucht viel­leicht einen Lek­tor, mög­li­cher­wei­se einen Cover­de­si­gner, even­tu­ell einen Dienst­leis­ter für Lay­out oder tech­ni­sche Umset­zung eines eBooks. Aber das sind dann Dienst­leis­ter, die ihr bezahlt und die euch des­we­gen hofie­ren. Im Nor­mal­fall sug­ge­riert euch ein Ver­lag, dass ihr die Bitt­stel­ler seid, und benimmt sich entsprechend.

So ziem­lich alle Self­pu­bli­shing-Dienst­leis­ter abseits von Ama­zon sind in Deutsch­land nun in Ver­lags­hand. Bil­li­ges Best­sel­ler-Scou­ting. Aber kei­ne gute Nach­richt, denn damit wird die Idee des Self­pu­bli­shing ad absur­dum geführt. Ist es denn wirk­lich so erstre­bens­wert, unbe­dingt bei einem Ver­lag unter­zu­kom­men? Ich bezweif­le es.

p.s.: Für die Nicht­pro­gram­mie­rer: das »!=« im Bild bedeu­tet »nicht gleich«

Bild: von Johan­nes Jans­son, aus der Wiki­pe­dia, CC BY