Cory Doctorow: Das EU-Parlament unterzeichnet ein katastrophales Internetgesetz: Was passiert als nächstes?
Der folÂgenÂde Text ist im OriÂgiÂnal von Cory DocÂtoÂrow und von der WebÂseiÂte der ElecÂtroÂnic FronÂtier FounÂdaÂtiÂon, er und die GraÂfik steÂhen wie dieÂse ĂśberÂsetÂzung unter CC-BY
In einer erschĂĽtÂternÂden AblehÂnung des WilÂlens von fĂĽnf MilÂlioÂnen Online-PetenÂten und ĂĽber 100.000 DemonsÂtranÂten an dieÂsem WochenÂenÂde hat das EuroÂpäiÂsche ParÂlaÂment den gesunÂden MenÂschenÂverÂstand und den Rat von WisÂsenÂschaftÂlern, TechÂnoÂloÂgen und UN-MenÂschenÂrechtsÂexperÂten aufÂgeÂgeÂben und das UrheÂberÂrecht in der digiÂtaÂlen BinÂnenÂmarktÂrichtÂliÂnie in seiÂner GesamtÂheit gebilÂligt.
Es gibt jetzt nur noch wenig, was verÂhinÂdern kann, dass dieÂse BestimÂmunÂgen zum Gesetz der LänÂder in ganz EuroÂpa werÂden. Es ist theoÂreÂtisch mögÂlich, dass der endÂgĂĽlÂtiÂge Text auf der Tagung des EuroÂpäiÂschen Rates Ende dieÂses Monats nicht die ZustimÂmung einer MehrÂheit der MitÂgliedÂstaaÂten finÂden wird, aber dazu mĂĽssÂte minÂdesÂtens ein SchlĂĽsÂselÂland seiÂne MeiÂnung ändern. Zu dieÂsem Zweck verÂdopÂpeln deutÂsche und polÂniÂsche AktiÂvisÂten bereits ihre BemĂĽÂhunÂgen, die wichÂtigsÂten StimÂmen ihrer RegieÂrung zu verÂschieÂben.
Wenn dieÂser VerÂsuch fehlÂschlägt, werÂden die ErgebÂnisÂse langÂfrisÂtig und chaoÂtisch sein. Im GegenÂsatz zu EU-VerÂordÂnunÂgen wie der DSGVO, die zu einem Gesetz werÂden, indem sie durch die zenÂtraÂlen EU-InstiÂtuÂtioÂnen verÂabÂschieÂdet werÂden, mĂĽsÂsen EU-RichtÂliÂniÂen umgeÂsetzt werÂden: sie mĂĽsÂsen zu natioÂnaÂlem Recht jedes MitÂgliedsÂlanÂdes werÂden. Die LänÂder haben bis 2021 Zeit, um die UrheÂberÂrechtsÂrichtÂliÂnie umzuÂsetÂzen, aber die EU hält ihre MitÂglieÂder selÂten an dieÂse Frist, so dass es noch länÂger dauÂern könnÂte.
LeiÂder ist es wahrÂscheinÂlich, dass die ersÂte UmsetÂzung der RichtÂliÂnie von den LänÂdern komÂmen wird, die ihre AnnahÂme am meisÂten unterÂstĂĽtzt haben. Die derÂzeiÂtiÂge GrupÂpe der franÂzöÂsiÂschen PoliÂtiÂker hat sich stets fĂĽr die schlimmsÂten TeiÂle der RichtÂliÂnie einÂgeÂsetzt, und die Macron-RegieÂrung könnÂte verÂsuÂchen, einen frĂĽÂhen Sieg fĂĽr die MediÂenÂunÂterÂnehÂmen des LanÂdes zu erzieÂlen.
LänÂder, deren PoliÂtik stärÂker gespalÂten war, werÂden zweiÂfelÂlos länÂger brauÂchen. In Polen wurÂden die PoliÂtiÂker von wĂĽtenÂden WähÂlern belaÂgert, die wollÂten, dass sie die RichtÂliÂnie ablehÂnen, wähÂrend sie gleichÂzeiÂtig mit schamÂloÂsen DroÂhunÂgen von natioÂnaÂlen und lokaÂlen ZeiÂtungsÂbeÂsitÂzern konÂfronÂtiert wurÂden, die warnÂten, dass sie jeden PoliÂtiÂker, der gegen ArtiÂkel 11 gestimmt hatÂte, »nicht verÂgesÂsen« wĂĽrÂden. Die VerÂabÂschieÂdung der RichtÂliÂnie wird dieÂse TrenÂnung zwiÂschen dem polÂniÂschen Volk und dem MediÂenÂunÂterÂnehÂmen aufÂrechtÂerhalÂten, wobei die PoliÂtiÂker darÂum kämpÂfen, eine innerÂstaatÂliÂche Lösung zu finÂden, die ihre AusÂsichÂten bei keiÂner der beiÂden GrupÂpen beeinÂträchÂtigt.
Die RheÂtoÂrik in DeutschÂland in den letzÂten Tagen war nicht viel besÂser. DeutÂsche PoliÂtiÂker behaupÂteÂten mit unbeÂwegÂten GesichÂtern, dass die TechÂnoÂloÂgieÂunÂterÂnehÂmen die DemonsÂtranÂten an dieÂsem WochenÂenÂde fĂĽr den Marsch auf die StraÂĂźe bezahlt hätÂten. UnterÂdesÂsen legÂte die ChristÂlich-DemoÂkraÂtiÂsche UniÂon, die ParÂtei von AngeÂla MerÂkel, deren eigeÂner Axel Voss als AnfĂĽhÂrer der RichtÂliÂnie agierÂte, einen poliÂtiÂschen VorÂschlag vor, der vorÂschlug, ArtiÂkel 13 nicht mit FilÂtern, sonÂdern mit einem pauÂschaÂlen LizenzÂsysÂtem umzuÂsetÂzen. JurisÂten haben bereits erklärt, dass dieÂse LizenÂzen nicht den strenÂgen AnforÂdeÂrunÂgen von ArtiÂkel 13 entÂspreÂchen werÂden – aber es wird fĂĽr die CDU schwieÂrig werÂden, von dieÂser VerÂpflichÂtung jetzt Abstand zu nehÂmen.
Damit komÂmen wir zur ZukunftsÂperÂspekÂtiÂve der rechtÂliÂchen AusÂeinÂanÂderÂsetÂzunÂgen vor den euroÂpäiÂschen GerichÂten. Im GegenÂsatz zur DSGVO, die den bestehenÂden ReguÂlieÂrungsÂbeÂhörÂden die klaÂre BefugÂnis gab, dieÂses Gesetz und seiÂne UnklarÂheiÂten zu beurÂteiÂlen und durchÂzuÂsetÂzen, ist unklar, wer der EU KonÂsisÂtenz zwiÂschen beiÂspielsÂweiÂse einem harÂten franÂzöÂsiÂschen RĂ©gime und einer potenÂziÂell weiÂcheÂren deutÂschen Lösung aufÂzwinÂgen oder den notoÂrisch inkoÂhäÂrenÂten Text der RichtÂliÂnie interÂpreÂtieÂren soll.
Das bedeuÂtet, dass es am euroÂpäiÂschen JusÂtizÂsysÂtem und dem lanÂgen, langÂsaÂmen Weg zu einer endÂgĂĽlÂtiÂgen EntÂscheiÂdung des ObersÂten Gerichts der EU, des EuroÂpäiÂschen GerichtsÂhofs (EuGH) lieÂgen wird, das Gesetz zu korÂriÂgieÂren.
Wir könÂnen davon ausÂgeÂhen, dass die MediÂen und RechÂteÂinhaÂbern sich fĂĽr mögÂlichst draÂkoÂniÂsche natioÂnaÂle GesetÂze einÂsetÂzen und dann umgeÂhend zu den GerichÂten marÂschieÂren, um GeldÂbuÂĂźen zu verÂhänÂgen, wenn jemand online ĂĽber die unscharÂfen GrenÂzen des GesetÂzes wanÂdert. Die RichtÂliÂnie ist so geschrieÂben, dass jeder EigenÂtĂĽÂmer von urheÂberÂrechtÂlich geschĂĽtzÂtem MateÂriÂal von einem InterÂnetÂdienst ErfĂĽlÂlung verÂlanÂgen kann, und wir haben bereits geseÂhen, dass die RechÂteÂinhaÂber keiÂnesÂwegs einig sind, was Big Tech tun soll. Was auch immer InterÂnetÂunÂterÂnehÂmen und ‑OrgaÂniÂsaÂtioÂnen tun, um 27 oder mehr natioÂnaÂle GesetÂze einÂzuÂhalÂten – von der vollÂstänÂdiÂgen EinÂstelÂlung von Links zu euroÂpäiÂschen NachÂrichÂtenÂseiÂten ĂĽber die ErhöÂhung ihrer ohneÂhin schon ĂĽberÂempÂfindÂliÂchen FilÂterÂsysÂteÂme bis hin zu GeschäfÂten mit wichÂtiÂgen MediÂenÂkonÂzerÂnen – wird von der einen oder andeÂren FrakÂtiÂon der RechÂteÂinhaÂber in FraÂge gestellt werÂden.
Aber es gibt auch MögÂlichÂkeiÂten fĂĽr die GerichÂte, die RichtÂliÂnie in den Griff zu bekomÂmen – oder sogar ihre schlimmsÂten ArtiÂkel ganz zu streiÂchen. Ein zenÂtraÂles ParaÂdoÂxon, das den Kern der RichtÂliÂnie ausÂmacht, muss sehr bald gelöst werÂden. ArtiÂkel 13 soll mit der älteÂren E‑ComÂmerÂce-RichtÂliÂnie verÂeinÂbar sein, die ausÂdrĂĽckÂlich jede VerÂpflichÂtung zur proÂakÂtiÂven ĂśberÂwaÂchung der DurchÂsetÂzung von geisÂtiÂgem EigenÂtum verÂbieÂtet (eine BestimÂmung, die vom EuGH 2011 bestäÂtigt und verÂstärkt wurÂde). Alle gesetzÂlich vorÂgeÂschrieÂbeÂnen FilÂter könnÂten angeÂfochÂten werÂden, um dieÂse InkonÂsisÂtenz zu beseiÂtiÂgen.
Aber wer wird die InterÂnetÂnutÂzer vor Gericht verÂtreÂten? Big Tech hat einiÂge BewegÂgrĂĽnÂde und MilÂlioÂnen, es zu tun, aber nach dieÂser schweÂren NieÂderÂlaÂge könÂnen dieÂse zunehÂmend defenÂsiÂven RieÂsen durchÂaus entÂscheiÂden, dass es besÂser sein wird, sich auĂźerÂgeÂrichtÂlich zu einiÂgen und ein Geschäft abzuÂschlieÂĂźen, das den etaÂblierÂten MediÂen in EuroÂpa ein DaneÂgeld zahlt – zu einem Preis, der potenÂziÂelÂle Tech-Upstarts bequem aus dieÂsem Markt ausÂschlieĂźt und die MarktÂdoÂmiÂnanz der GroÂĂźen zemenÂtiert.
Das bedeuÂtet, dass sich die euroÂpäiÂschen InterÂnetÂnutÂzer nicht auf die TechÂnoÂloÂgieÂunÂterÂnehÂmen verÂlasÂsen könÂnen, sich gegen das Gesetz zu wehÂren. Der Kampf muss fortÂgeÂsetzt werÂden, wie es in den letzÂten Wochen der Fall war, wobei sich MilÂlioÂnen von AllÂtagsÂnutÂzern online und auf der StraÂĂźe zusamÂmenÂschlieÂĂźen, um ihr Recht auf ZenÂsurÂfreiÂheit und freie KomÂmuÂniÂkaÂtiÂon ohne algoÂrithÂmiÂsche ZenÂsoÂren oder willÂkĂĽrÂliÂche LizenzÂforÂdeÂrunÂgen zum AusÂdruck zu brinÂgen.
EU-NetiÂzens mĂĽsÂsen unabÂhänÂgiÂge euroÂpäiÂsche digiÂtaÂle RechÂteÂgrupÂpen orgaÂniÂsieÂren und unterÂstĂĽtÂzen, die bereit sind, die RichtÂliÂnie vor Gericht anzuÂfechÂten.
Und auĂźerÂhalb EuroÂpas werÂden sich die FreunÂde des InterÂnets darÂauf einÂstelÂlen mĂĽsÂsen, gegen UrheÂberÂrechtsÂmaÂxiÂmisÂten vorÂzuÂgeÂhen, die verÂsuÂchen, dieÂse schreckÂliÂche RichtÂliÂnie in den Rest der Welt zu exporÂtieÂren. Wir mĂĽsÂsen und werÂden uns zusamÂmenÂschlieÂĂźen und zusamÂmenÂhalÂten, um dieÂse RichtÂliÂnie in EuroÂpa zu stopÂpen und ihre weiÂteÂre VerÂbreiÂtung zu verÂhinÂdern.
ĂśberÂsetzt mit www​.DeepL​.com/​T​r​a​n​s​l​a​tor mit Ă„ndeÂrunÂgen und HerÂvorÂheÂbunÂgen durch mich.

















