Als sie in diesem Jahr wegen Karten nachfragte, erhielt sie die Antwort, dass man leider keine kostenlosen Karten für Schulen und Kindergärten mehr bereit stellen könne. Die Begründung haut einen um: Die Nachfrage sei zu groß gewesen.
Man fasst es kaum. Da geriert sich eine Branche immer wieder als Retter der Kultur und des Abendlandes und man wird nicht müde, zu betonen, wie wichtig Lesen auch und gerade für die Jüngsten sei und man sie unbedingt früh daran heranführen müsse – und dann ist man sich auf einmal zu fein, die dann auch konsequenterweise auf die Buchmesse einzuladen. Offensichtlich möchten die Schaffenden vermeintlich hoher Literatur in Frankfurt lieber unter sich bleiben. Das mit der »großen Nachfrage« konnte ich bei meinem Besuch im letzten Jahr nicht bestätigt finden. Am Freitag, dem Tag an dem Schulen und Kindergärten auf der Messe waren, konnte ich wahrlich kein Gedränge von Kindern feststellen. Die Menge an Schlipsträgern und Wichtigtuern war immer noch deutlich höher.
Ich kann für das Verweigern der Karten nur ein Wort finden: erbärmlich.
Vermutlich werden als nächstes die Publikumstage abgeschafft, damit man gar nicht mehr mit den lästigen Lesern in Kontakt kommen muss.
Bild »Kind« von Pixabay – CC0
@PhantaNews Ganz ehrlich? Gut so. Das Gedrängel ist schlimm genug.
@PhantaNews
Interessant !
RT @PhantaNews: Frankfurter Buchmesse: Kinder müssen leider draußen bleiben http://t.co/uXDlJ5ZHz8 #frankfurt #buchmesse #kinder
@falkoloeffler @PhantaNews Einfach ein passendes Cosplay machen und die Knirpse im Kostüm verstecken. Ich denke an Hodor…
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Natürlich ist es gut, dass Kindern das Lesen näher gebracht wird. Ob allerdings die *Frankfurter* Buchmesse der richtige Ort dafür ist, bezweifle ich. Und da ich schon öfters (nicht nur mit einem Verlagsstand, sondern auch zu geschäftlichen Terminen) auf der FBM war, weiss ich, wovon ich rede.
Stellen Sie sich die riesigen Hallen vollgepropft mit Menschen vor. Alles drängt, schiebt, es ist eng, laut, man kommt kaum voran. Am Samstag sind dann auch noch die Cosplayer mit ihren fantastischen Kostümen unterwegs und es wird noch enger. Dort mit einer Gruppe Kindern unterwegs zu sein ist keine Freude.
Allerdings sind auch die Kinder kaum an Lesestoff interessiert. Das konnten wir jedes Jahr auf der Leipziger Buchmesse beobachten. Dort ist der Donnerstag der Schul- und Kindertag. Die Türen öffnen sich, herein stürmen Schulklassen und Kindergartengruppen und machen sich über alles her, was nicht niet und nagelfest ist. Ich erinnere mich noch gut an den Hauff-Stand von vor einigen Jahren. Dort standen Paletten mit Hausaufgabenheften vom aktuellen Jahr – kostenlos abzugeben. Es entbrannte ein Kampf, der eher nach einer Schlacht aussah, und Kinder rannten mit 10-er Packs der Hefte davon, nur aus Gier. Später fand man dann die zerfledderten Packs überall in der Halle liegen und die Kids mit vollgepackten Tüten in Ecken sitzen und Kugelschreiber tauschen.
Wo auch immer etwas zu verschenken war, wurde mit beiden Händen schamlos zugegriffen.
An wenigen Städen sah man dann auch Kids sitzen, die wirklich mit der Nase im Buch beschäftig waren. Aber die meisten waren auf Beutezug. Wir hatten zu tun, dass die nicht unseren Stand abgeräumt haben, obwohl nichts davon auch nur im geringsten für Kids von Interesse gewesen wäre. Einfach nur haben wollen.
Da verstehe ich dann schon, wenn die FBM irgendwann sagt: Schluss ist.
Erstens: Die Fachbesucher haben Dienstags bis Donnerstags drei kinderfreie Tage.
Zweitens: Die kostenlosen Karten für Kindergärten und schulen gelten nur Freitags.
Drittens: Ich war im letzten Jahr Freitags auf der Buchmesse und auch im Bereich Kinderbücher (weil die Verantwortlichen dort unverständlicherweise auch Science Fiction, Phantastik und Comics unterbringen, für die vermutlich alles Kinderkram). Ich bin schnell mal von zu vielen oder zu lauten Kindern genervt. Und dort war ich es nicht, weil es überhaupt kein Problem darstellte. Ich weiß auch wovon ich rede, auch wenn der Kommentar was anderes suggerieren soll.
Viertens: Was in Leipzig ist, interessiert in diesem Zusammenhang nicht.
Wie ich bereits schrieb: Die Branche macht den Eindruck, dass Kunden und Leser dort nur stören. Und wenn sie schon unbedingt kommen müssen, dann sollen sie gefälligst den Eintrittspreis abdrücken.
Und dann auch noch diese Cosplayer … (mir erscheint es so, dass es etliche Branchenmitglieder nicht nachvollziehen können, wenn Menschen Spaß an ihrem Hobby haben, sonst würde nicht immer wieder hinter vorgehaltener so abfällig über die Cosplayer gelästert)
Liebe Simone Neblich-Spang,
Sie schrieben: »Wo auch immer etwas zu verschenken war, wurde mit beiden Händen schamlos zugegriffen.« […] »…machen sich über alles her, was nicht niet und nagelfest ist…« […] »…Es entbrannte ein Kampf, der eher nach einer Schlacht aussah […] rannten mit 10-er Packs der Hefte davon, nur aus Gier. Später fand man dann die zerfledderten Packs überall in der Halle liegen […] mit vollgepackten Tüten in Ecken sitzen und Kugelschreiber tauschen. […] Wo auch immer etwas zu verschenken war, wurde mit beiden Händen schamlos zugegriffen…« (Reihenfolge der Zitate gegenüber der Vorlage leicht abgewandelt).
Ich kann Ihre Angaben vollumfänglich bestätigen aus eigener Erfahrung – allerdings von IT- und anderen Messen und bezogen auf die angeblich erwachsenen Besucher derselben. Bei Tobit auf irgendeiner Cebit gab es mal Popcorn – darum gab es Schlägereien und auf unserem Sub-Aussteller-Stand wurde sogar aus verschlossenen Schränken geklaut, wenn man mal nicht aufpasste. Von wem die lieben Kleinen das wohl haben???
Ansonsten Zustimmung, Stefan. Erbärmlich ist das völlig passende Wort. Mir fallen noch andere dazu ein, aber die muss ich hier nicht anführen…
Ich kann auch ehrlich gesagt nicht ganz nachvollziehen, warum es »schamlos« sein soll, wenn etwas verschenkt wird, und der Beschenkte das dann tatsächlich annimmt? Ist das nicht der Sinn der Sache?
Außerdem wollen wir mal eins ganz klar sehen: Das sind keine »Geschenke« sondern Werbemaßnahmen.