Als erstes ist zu bemerken, dass das Update unter massiven und zahlreichen Bugs leidet. Das verwundert mich auch nicht, denn das ist bei Cryptic so üblich. Noch weniger verwunderlich wird diese Tatsache durch den Fakt, dass SEASON 2 zuvor nicht vollständig auf dem Testserver Tribble getestet wurde, sondern offenbar nur Teile davon. Wie ich darauf komme? Ich hatte mir einige Inhalte auf dem Testshard bereits angesehen und diese ließen Teile missen, die bei der Live-Schaltung auf dem Hauptserver plötzlich vorhanden waren. Es konnten also von den Versuchskaninchen-Spielern auf dem Testserver vor Release gar nicht alle Fehler gefunden werden. Warum und wofür Cryptic dann überhaupt einen Testserver anbietet, kann man nur erraten.
Es ist jedenfalls festzustellen, dass die neuen Inhalte zum Teil massiv verbuggt sind, in Formen, die es nicht erlauben Missionen abzuschließen, oder Crafting durchzuführen (weil wichtige Komponenten nicht droppen). Cryptic hat jeden Tag den Server mindestens einmal offline genommen, gestern sogar zweimal, das zweite Mal abends zur europäischen Prime-Time, um ein Hotfix einzuspielen. Verblüffenderweise musste aber kein Clientpatch herunter geladen werden.
Die Serverupdates sind auch bitter nötig, denn zusätzlich zu den Bugs kommt es zu sehr nervigen Serverlags, die zum allseits bekannten und beliebten »Rubberbanding« führt, das bedeutet, dass das Schiff im All und der Charakter am Boden vor und zurück springt. Das letzte Mal sah man diesen Effekt kurz nach dem offiziellen Start Anfang Februar, er war durch das Aufrüsten der Server behoben worden.
Die »aid the planet«-Missionen, in deren Rahmen man dringend benötigte Waren liefern muss, sollen grundlegend überarbeitet worden sein. Das mag sein, dummerweise ist deren Spawnrate in den Explorations-Clustern aber derart gering, dass man sich sehr viel wahrscheinlicher wieder durch Feinde ballern muss, statt Punkte beim Diplomatischen Corps zu sammeln. Das macht aber auch nichts, denn bei diversen diplomatischen Missionen werden die zugehörigen Diplomatie-XP nicht gezählt…
Ich hatte die Mirror-Universe-Uniform im C‑Store gekauft (noch altes Guthaben), konnte sie allerdings beim Schneider dann nicht anlegen, es kam zu einer Fehlermeldung. Der angeschriebene Gamemaster benötigte ein paar Tage um mir zu antworten »er glaube, dass man daran bereits arbeite«.
Um nochmal auf Bugs zu sprechen zu kommen: Ich fühlte mich im Spiel gleich wieder heimisch, denn mir begegneten Fehler wieder, die ich Anfang April (als ich aufhörte zu spielen) das letzte Mal gesehen hatte und bei denen es Cryptic offenbar bis heute nicht geschafft hat, sie zu beseitigen. Manche davon sind sogar schlimmer geworden, beispielsweise derjenige, der NPCs in den Kommunikationsfenstern sich nur langsam aufbauen lässt, so dass man ihnen in Form einer Horrorshow beim Entstehen zusehen kann – die Augäpfel zuerst…
Die angekündigten diplomatischen Missionen scheinen bemüht, einzelne davon sind auch ganz nett, nur leider bestehen etliche einfach nur daraus, zwischen NPCs hin und her zu rennen und Multiple Choice-Fragen zu beantworten. Bei manchen (und das sind die besseren, aber deutlich in der Unterzahl) muss man tatsächlich aufpassen und anhand der gegebenen Antworten passend klicken, sonst ist die Mission gescheitert. Das Missionsdesign ist aber zumeist auf dem Niveau von Point-and-Click-Adventures Mitte der 80er.
Ebenfalls nicht verbessert hat sich die Innenansicht von Schiffen und Stationen, die ob ihrer schieren Größe einen kathedraloiden Eindruck hinterlassen und nichts mit dem Look and Feel der Fernsehserien oder Filme zu tun haben. Es handelt sich hier um eins von den Fans der meistbeklagten Probleme. Aktuell hat gerade erst Dan Stahl darum gebeten, man möge hier mit dem »Getrolle« aufhören, es handle sich nunmal um ein Spiel in 3rd-Person-Perspektive und da müsse man unbedingt so groß »bauen«, damit es nicht zu Kamera-Clipping kommt. Tatsächlich handelt es sich aber um ein Problem der verwendeten Game-Engine, denn andere 3rd-Person-Spiele kommen mit engen Räumen prima klar. Grund dürfte vielmehr sein, dass man für STO keine neue Engine programmiert hat, sondern auf die aus CHAMPIONS zurückgriff. Zudem halte ich es für überaus arrogant, immer wieder sachlich geäußerte Kundenwünsche als »Trollen« zu bezeichnen, statt die begründete Kritik anzunehmen.
Immerhin kann man jetzt Teile seines Schiffes begehen. Man fragt sich allerdings, warum man das tun sollte, denn es gibt keinerlei Möglichkeit in den Räumen mit was auch immer zu interagieren (man kann noch nicht einmal seine Crewmitglieder ansprechen). Man kann sich auch nach wie vor nicht in den Captains-Sessel auf der Brücke (oder im Bereitschaftsraum) setzen – ultra albern. So ist das begehbare Schiff sehr sinnlos.
Erstes Fazit: Alles wie immer, also »business as usual«. Bugs ohne Ende, kein oder schlechter Content, sich stumpfsinnig wiederholende Missionen. Dazu sinnlose Minispielchen und »pay-to-win«-Content im C‑Store. Und Cryptic rühmt sich wegen der neuen Inhalte, die bereits beim Start hätten vorhanden sein müssen.
Demnächst mehr dazu.
Bild: Screenshot Mirror-Universe-Uniform. Gut, dass Sternenflottenschiffe geheizt sind…
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