Im Buchhandel bekommt man jedes Buch. Nicht.
Aktuelles Beispiel: Ich hatte hier vor ein paar Wochen Alex Jahnkes Satire NEUES AUS NEUSCHWABENLAND vorgestellt. Es handelt sich hierbei nicht um ein Selfpublishing-Buch, es ist beim Verlag Edition Roter Drache erschienen. Sucht man auf der KNV-Seite buchkatalog.de danach, dann bekommt man die Meldung »bei Buchkatalog nicht erhältlich« – und das, obwohl das Buch durchaus lieferbar ist. Amazon kann es sofort liefern, ebenso wie der Verlag selbst und auch libri. Versucht man es über bei KNV angeschlossene Buchhandlungen zu bestellen, stellen auch die fest, dass man es über den Barsortimenter nicht bekommen kann. Damit ist es effektiv nicht erwerbbar, obwohl es definitiv lieferbar ist (bei einem neuen Buch auch kein Wunder).
Man muss sich die Frage stellen, warum KNV meint es nicht anbieten zu müssen. Wegen des Themas? Was ist an einem satirischen Roman über Antarktis-Nazis ehrenrührig? Und wenn dem tatsächlich so wäre: Wer gibt KNV das Recht, irgendwelche Bücher nach Gutsherrenart zu zensieren, und das offensichtlich ohne den Inhalt zu kennen? Und: Man darf davon ausgehen, dass es sich bei diesem Buch nicht um einen Ausnahmefall handelt.
Warum das Buch nicht gelistet wird, hat der Verlag versucht herauszubekommen und eine entsprechende Anfrage bei KNV gestellt. Es wird niemanden wirklich überraschen, dass man dort offensichtlich keinerlei Veranlassung sah, in irgendeiner Art auf die höflich gestellte Anfrage zu antworten. Diese Art von Arroganz zeigt wieder einmal ganz deutlich, dass es überhaupt keinen Sinn hat zu versuchen, sich mit den klassischen Strukturen des Buchhandels zu arrangieren. Man hält es beim Barsortimenter noch nicht einmal für nötig, auf berechtigte Fragen von Verlagen zu antworten, warum ein Buch nicht lieferbar ist.
Ich werde ebenfalls noch einmal anfragen, mit Verweis auf diesen Artikel, und dann berichten, ob es zu irgendeiner Art von Reaktion kam.
[Update 13:00 Uhr] Soeben erhielt ich einen Anruf von KNV. Die Dame sagte, es sei ihr nicht bekannt, warum das Buch im Katalog gestrichen worden sei, die Kollegin die dafür verantwortlich ist, wäre aber noch bis Mitte September in Urlaub und man könne sie erst dann dazu befragen. Es sei übrigens nicht korrekt, dass das Buch nicht bestellt werden könne, Buchhändler erhalten nach ihren Aussagen den Hinweis, es direkt beim Verlag zu bestellen. Man kann nur vermuten, dass die Buchhändler das dann nicht tun, weil ihnen der Aufwand zu groß ist. Man will meine Anfrage der Dame vorlegen, wenn sie aus dem Urlaub zurück ist, und ich soll dann Mitte September eine Antwort erhalten, warum das Buch ausgelistet wurde. Ich lege mir den Termin auf Wiedervorlage und frage ggfs. nochmals nach. Interessant finde ich allerdings dabei, dass bei KNV offenbar eine einzelne Person ohne jegliche Begründung entscheiden darf, welche Bücher als nicht lieferbar eingestuft werden und welche nicht …?
Cover NEUES AUS NEUSCHWABENLAND Copyright Edition Roter Drache