Kommentar: Börsenverein heuert Hilfssheriffs an

Wie aus einer Pres­se­mit­tei­lung des Bör­sen­ver­eins des deut­schen Buch­han­dels her­vor geht, hat die­ser sich mit den selbst­er­nann­ten Urhe­ber­rechts-Hilfs­she­riffs von der Gesell­schaft zur Ver­fol­gung von Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen e.V. (GVU) zusam­men getan, um gegen ille­ga­le eBook-Ange­bo­te im Netz vor­zu­ge­hen. Dafür erhält die GVU vom Bör­sen­ver­ein jähr­lich 100000 Euro als »Mit­glieds­bei­trag«.

Man muss wei­ter­hin lei­der kon­sta­tie­ren, dass der Bör­sen­ver­ein die Feh­ler der Musik­in­dus­trie wie­der­ho­len möchte.

Mir sind dar­an aller­dings eini­ge Din­ge unklar:

Wäre es nicht viel sinn­vol­ler, end­lich kun­den­freund­lich zu agie­ren und auf DRM-Maß­nah­men zu ver­zich­ten, die die Nut­zung der erwor­be­nen Nut­zungs­li­zen­zen auf belie­bi­gen Gerä­ten unter­bin­den, die Hand­ha­bung der eBooks höchst sper­rig machen und die Kun­den unter Gene­ral­ver­dacht stel­len? Wäre es zudem nicht viel sinn­vol­ler, end­lich von den Mond­prei­sen abzu­kom­men und eBooks zu ange­mes­se­nen Kos­ten anzu­bie­ten? In bei­den Fäl­len wür­de das sofort für eine höhe­re Akzep­tanz und grö­ße­re Umsät­ze sor­gen. Sind Umsät­ze nicht genau das, was die Anbie­ter wollen?

Nach den Pres­se­mit­tei­lun­gen der letz­ten Zeit sind eBooks immer noch kein wirk­li­cher Fak­tor im deut­schen Markt und der Umsatz düm­pelt auf äußerst nied­ri­gem Niveau. Wenn das so ist, dann kann auch in der Schluss­fol­ge­rung eBook-Pira­te­rie noch kein nen­nens­wer­ter Markt sein. Was stimmt denn nun? Oder han­delt es sich um eine Prä­ven­tiv­maß­nah­me, weil das Inter­net ja schließ­lich in Kür­ze von eBook-Kopien über­schwemmt wird? Hört sich für mich nicht nach einem plau­si­blen Sze­na­rio an.

Noch ein ket­ze­ri­scher Gedan­ke zum Abschluss: wenn man einer Orga­ni­sa­ti­on Geld dafür bezahlt, gegen Urhe­ber­rechts­ver­stö­ße vor­zu­ge­hen, dann wird die­se in dem Moment über­flüs­sig, in dem sie groß­flä­chig erfolg­reich ist … Im Jahr 2006 wur­den gegen die GVU Ermitt­lun­gen ein­ge­lei­tet, weil sie selbst ille­gal geschütz­tes Mate­ri­al in Tausch­bör­sen ver­brei­tet hat­ten – sie begin­gen also mög­li­cher­wei­se genau die Taten, die sie ver­hin­dern soll­ten. Wei­ter­hin hal­ten sie selbst Honey­po­ts vor, damit die­se von Release-Grup­pen genutzt wer­den kön­nen. Unbe­denk­lich sind die­se Vor­ge­hens­wei­sen nicht, mei­ner Mei­nung nach auch nicht mora­lisch oder recht­lich ein­wand­frei. Viel­leicht denkt dar­über ja beim Bör­sen­ver­ein mal jemand nach …

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Bild iPad von mir, Jol­ly Roger von Jack Rack­ham, gemein­frei, Col­la­ge von mir