Ein nicht geringer Teil der deutschen Indie-Autoren vertreibt seine Werke als eBook via Amazon. Die Gründe hierfür sind nachvollziehbar: Zum einen ist das Veröffentlichen über diese Plattform vergleichsweise simpel und zum anderen räumt sich Amazon keine überbordenden Rechte an den Büchern ein.
Eine weitere Möglichkeit sind verschiedene Selfpublishing-Plattformen, die allerdings mehr oder weniger versteckt in Verlagshand sind. Die sorgen zwar möglicherweise dafür, dass man seine eBooks in verschiedene Shops bekommt, räumen sich allerdings dafür zum Teil recht unverschämte Nutzungsrechte ein, bis hin zu Film- oder Hörspielrechten, oder solchen für »bisher unbekannte Nutzungsarten«. Dass man sich damit dann wieder in Abhängigkeit von einem Verlag oder Dienstleister begibt, kann nicht Ziel eines Selfpublishers sein. Von Problemen für die Leser durch Adobe-DRM, das diverse Shops zwingend einsetzen, mal ganz abgesehen.
Vergleichsweise unbekannt ist aber unverständlicherweise, dass es mit Beam-eBooks eine Plattform gibt, über die man seine eBooks in verschiedenen Formaten (ePub, mobi, pdf) ganz einfach unter die Leute bringen kann.
Womit die Musikindustrie übelst aufs Maul gefallen ist, stellt in Sachen eBooks leider nach wie vor den Regelfall dar: Bücher, die mit harten DRM-Maßnahmen »geschützt« wurden. Man könnte auch »verseucht« sagen. Was in Sachen Musik auf die harte Tour eindeutig klar wurde, nämlich dass kopiergeschütze Lieder, die nur mit Klimmzügen, höchst unergonomisch und nicht auf allen Endgeräten genutzt werden können, vom Kunden nicht angenommen werden, ist bei elektronischen Büchern leider immer noch die Regel. Warum die Verlage nicht imstande sind, aus den Fehlern der Musikindustrie zu lernen und diese unbedingt – und gegen jegliche Vernunft – wiederholen wollen, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht. Vermutlich handelt es sich um Evolutionsresistenz.
Immerhin gibt es auch Anbieter, die explizit auf harte oder sogar auf jegliche kundenfeindliche Kopierschutzmaßnahmen verzichten, was ich im höchsten Maße löblich finde. Eine »Weiße Liste« dieser Verlage haben die Nutzer des eReader-Forums zusammengestellt und Johannes Haupt präsentiert diese heute in einem Beitrag auf lesen.net. Also nichts wie hin und nachsehen, welche Verlage man unterstützen sollte.
Beachten muss man bei dieser Liste meiner Ansicht nach allerdings, dass man je nach Vertriebskanal möglicherweise dann doch DRM-verseuchte eBooks bekommen kann, weil manche Anbieter dies erzwingen. Also bitte auch immer genau darauf achten, wo man kauft, will man Ware ohne harten Kopierschutz erwerben.
Das wird die DRM-Verfechter in der deutschen Verlagsbranche hart treffen – wenn sie es denn überhaupt wahrnehmen (denn mit dem Internet haben es viele darin bekanntlich nicht so): wie der Spiegel heute berichtet, will der auf Science Fiction und Fantasy spezialisierte Verlag Tor Books bei seinen eBook-Publikationen auf jegliche harte DRM-Maßnahmen verzichten.
Unsere Autoren und Leser haben bereits lange Zeit danach gefragt. Sie sind ein technisch ziemlich aufgeklärter Haufen und DRM ist für sie ein ständiges Ärgernis. Es hindert sie daran, ehrlich erworbene eBooks auf völlig legale Arten zu nutzen, beispielsweise sie auf verschiedenen Readern lesen zu können.
Our authors and readers have been asking for this for a long time. They’re a technically sophisticated bunch, and DRM is a constant annoyance to them. It prevents them from using legitimately-purchased e‑books in perfectly legal ways, like moving them from one kind of e‑reader to another.
Laut der Mitteilung im Blog sollen ab Juli 2012 alle eBooks ohne DRM erhältlich sein, also sowohl bereits erhältliche wie auch neue. Der britische Ableger Tor UK kündigte dies heute ebenfalls an. Die eBooks sollen bei allen bislang bekannten Verkäufern ohne Kopierschutz zu bekommen sein, zudem wird man die Bücher auch über Plattformen vertreiben, die ohnehin bereits Wert darauf legen, nur DRM-freie eBooks anzubieten und bei denen man die Publikationen des Verlags bislang nicht bekam.
Großartig! Es bleibt abzuwarten, wer als nächstes folgt.
Geht es nach den deutschen Verlegern, dürfte damit allerdings der Untergang des Abendlandes eingeläutet sein. :o)
J. K. Rowling hat sich jahrelang dagegen gewehrt, dass ihre HARRY POTTER-Romane als eBooks erscheinen und alle Welt hat sich darüber gewundert. Insbesondere deswegen, weil es nicht lange dauerte und die Bücher dennoch im Netz zu finden waren – das ist eine einfache Kausalität: Wenn etwas gewünscht aber nicht angeboten wird, finden sich immer Wege. Bisher hielt ich das Vorgehen für Dummheit, jetzt zeigt sich allerdings, dass es etwas ganz anderes war.
Im Zusammenhang mit der angekündigten Webseite pottermore.com, wurde jetzt bekannt, dass Rowling explizit die Rechte einer digitalen Vermarktung behalten hat und sie NICHT an Bloomsbury verkaufte. Jetzt will sie die POTTER-Romane im Direktverkauf absetzen, also ohne einen Verlag. Weiterhin werden sie ohne jegliche DRM-Maßnahmen angeboten! Zudem sollen die Romane für alle möglichen Endgeräte zur Verfügung stehen, statt sich beispielsweise auf Kindle oder andere eReader zu beschränken.
Bei Gigantmarken wie HARRY POTTER ist das ein bislang einmaliger Vorgang und er dürfte der Verlagswirtschaft Hagrid-große Schweißperlen auf die Stirn treiben, denn wenn das Beispiel machen sollte (was zu hoffen wäre), dann könnte das in Zukunft dazu führen, dass mehr Autoren ihre Werke digital auf diese Art vertreiben. Natürlich schreibt nicht jeder eine HARRY POTTER-Serie, aber dennoch…
Hier ein Video von J. K. Rowling zum Launch von Pottermore:
Der Distributor für digitale Inhalte OverDrive stellt die Plattform für den eBook-Absatz zur Verfügung, dem Vernehmen nach erhält der britische Publisher Bloomsbury einen Anteil an den Verkäufen. Der dürfte aber deutlich geringer ausfallen, als wenn der Verlag das komplett in der Hand hätte. Es ist davon auszugehen, dass auch der US-Publisher Scholastic ebenfalls ein paar Brosamen abbekommt.
Ich finde das Vorgehen ganz großartig, ebnet es doch den Weg für DRM-Freiheit. Bei den Verlagen, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels (lautstarke Kopierschutz-Verfechter) und insbesondere bei den Anbietern von DRM-Verseuchung werden die Reaktionen weniger enthusiastisch ausfallen – die dürfte das alles ziemlich kalt erwischen… :o)
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