Das Wort zum Samstag
Aktuell sehe ich wieder vermehrt Jammerposts von SelfpublisherInnen auf Facebook, die lautstark verkünden niemals (!!einself!!!1!) eBooks für 99 Cent verkaufen zu wollen. Der Wortlaut ist grob wie folgt:
»Mimimi! Ich werde mein eBook nicht für 99 Cent anbieten! Es steckt doch so viel Herzblut drin!!!einself! Wo bleibt denn da ‘der Wert des geschriebenen Wortes’?«
Dazu einige Anmerkungen:
1.: Werbeaktionen sind genau das: Werbeaktionen. Man kann tausende Euronen ausgeben, um eine Anzeige in irgendeinem Käseblatt zu schalten, die dann keiner sieht – oder die keinen interessiert. Oder man versucht eben durch eine Werbeaktion Sichtbarkeit herzustellen. Die Differenz zum üblichen Verkaufspreis ist dann eine ganz normale Werbeinvestition, die keineswegs den eigentlichen Wert des Buches verringert.
2.: Wenn das eBook nicht gekauft wird, dann ist es völlig egal was es kostet: Was ist dann der »Wert des geschriebenen Wortes«?
3.: Wenn das eBook den Umfang eines Heftromans hat, kann 99 Cent ein durchaus angemessener Preis sein.
4.: Schnell herunter geschriebener Massenschmonz ist vielleicht auch nur 99 Cent wert, und das ist dann möglicherweise auch sinnvoll, wenn er sich dafür viel öfter verkauft als für 4,99 Euronen.
5.: Wenn du dein eBook nicht für 99 Cent verkaufen möchtest, dann ist das selbstverständlich deine eigene Entscheidung. Prima, mach es so! Aber warum uns deswegen ständig lange volltexten?
6.: »Der Wert des geschriebenen Wortes« muss sich an zahllosen weiteren Medien messen, beispielsweise Fernsehserien, Filmen, Computerspielen – oder Apps für ebenfalls 99 Cent. Mit denen steht man in der Gunst des Käufers in direkter Konkurrenz.
p.s.: Ich kann die Mimimi-Texte nicht mehr sehen und halte sie für Jammerposts, die nur Verkäufe generieren sollen (wie es die meisten Autoren-Jammerposts sollen). Das ist eine miserable – weil nervige – Art von »Werbung«.
p.p.s.: Das gilt weitestgehend genauso übrigens auch für kostenlos-Aktionen