Einige Stadtbüchereien haben auf das sich ändernde Leseverhalten reagiert und sogenannte »Onleihen« eingerichtet, über die man eBooks online ausleihen kann. Für den Nutzer überaus praktisch, man muss noch nicht einmal mehr das Haus verlassen – und Senioren können die Schriftgröße anpassen, wenn sie nicht mehr so gut sehen können. Ein win-win-Szenario, sollte man meinen – und auch rechtlich unkritisch, da hier grundsätzlich nicht viel anders ist, als beim Ausleihen physisch vorhandener Wälzer.
Doch Matthias Ulmer, geschäftsführender Gesellschafter des Eugen-Ulmer-Verlags, sieht das anders, wie man aus einem Heise-Artikel entnehmen kann. Offenbar stuft er die »ungebremste Ausleihe« sogar als noch problematischer als Piraterie an, denn diese ist völlig legal. Einem Verleger, der angesichts der steigenden eBook-Absätze Dollarzeichen in den Augen hat, kann so etwas natürlich nicht gefallen, er möchte offenbar ein Monopol für das Verleihen von eBooks bei der Buchbranche sehen. Und träumt bereits von brancheneigenen Verleihsystemen und abstrusen Mondpreisen wie 2,99 Euro für das Entleihen eines Buches via Apple. Ausleihen soll laut Ulmer das zentrale Geschäftsmodell werden. Wenn das die lange überfällige Anpassung des Geschäftsmodells an die Internet-Zeit sein soll, dann gute Nacht, Gutenberg.
Deswegen sollen die Bibliotheken die Dienstleistung nach seiner Meinung erheblich einschränken und nur noch sozial oder finanziell schwache damit bedienen. Was für ein Wohltäter …
Es bleibt für den Bürger nur zu hoffen, dass der Gesetzgeber hier nicht erneut vor der Lobby einknickt, denn man darf davon ausgehen, dass auch andere Buchverleger ähnlich abstruse und wieder einmal bürgerfeindliche Gedanken hegen. Eine derartige unnötige Einschränkung des Bibliotheksbetriebs ist nicht hinzunehmen. Es ist nicht einzusehen, warum ein Service, den es bereits sehr lange gibt, nicht mehr breit angeboten werden soll, nur weil sich das Medium minimal ändert. Es ist zudem nicht einzusehen, dass das ausschleißlich aus wirtschaftlichen Interessen der Verlage geschieht. Das Allgemeinwohl wiegt hier deutlich schwerer.
Während Ulmer sich auf öffentliche Bibliotheken einschießt, machen Amazon oder Skoobe derweil schonmal das Geschäft. Persönlich denke ich, dass ein ganz einfacher Weg, um die Umsätze kräftig anzukurbeln der wäre, einfach vernünftige und kundengerechte Preise für eBooks anzusagen, statt solcher, die sich am Hardcover orientieren. Aber das ist wahrscheinlich zu einfach – und nicht gewinnträchtig genug … (facepalm)
Wir werden genau beobachten müssen, was die Branche in dieser Hinsicht plant, um nötigenfalls dagegen vorzugehen.
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