mit interpretierenden und weiterführenden multimedialen Elementen angereichert wurden und daher nach herrschender Meinung der Preisbindungstreuhänder nicht unter das Buchpreisbindungsgesetz fallen.
Das mag so sein oder nicht, wie der Börsenverein und dessen Treuhänder reagieren, wird die Zukunft zeigen. Meiner Ansicht nach wären sie in ihrem Interesse gut beraten, keinen Präzedenzfall in Sachen Buchpreisbindung und Selfpublishing zu schaffen. Im Sinne der Indie-Autoren und der Kunden wäre ein solcher Präzedenzfall jedoch sicherlich zu begrüßen.
Für viel interessanter halte ich im Moment allerdings, dass bis jetzt gerade mal 45 »Hambel Bandels« abgesetzt werden konnten, eine fast lächerlich geringe Menge. Woran mag das liegen? Meiner Ansicht nach gibt es hierfür mehrere Gründe:
1. Es wird ein Mindestpreis von 5 Euro vorgegeben. Bei der US-Variante ist das nicht der Fall. Entweder es handelt sich um eine echte »zahl’ was Du willst«-Aktion oder nicht. Wird dann doch ein Mindestpreis vorgegeben, hat das ein Geschmäckle.
2. Es gibt im Netz diverse Kritik an MexxBooks Informationspolitik im Zusammenhang beispielsweise mit Kindle-Verkäufen, aber auch mit Bestellungen allgemein zu finden. Ich gehe davon aus, dass sich potentielle Kunden vor einem Kauf eines Bundles informieren und eventuell von den negativ-Meldungen verunsichert sind.
3. Die Zusammenstellung der eBooks lässt eine klare Linie vermissen. Zweimal Phantastik, einmal Crowdfunding, einmal die Geschichte des eBooks und eine Storysammlung mit Geschichten aus dem Leben. Wo ist denn da die Zielgruppe? Das amerikanische Vorbild setzte auf eine Nerd-taugliche Zusammenstellung mit ausschließlich Phantastik-Titeln, darunter auch welche von namhaften Autoren. Hätte man das auch hier so gehandhabt, wäre vielleicht eher etwas daraus geworden. So bleiben noch fünf Tage und es sind gerade mal 45 Bundles abgesetzt.
Zudem wäre wirklich interessant zu sehen, wieviel Geld mit diesen 45 verkauften Einheiten eingenommen wurde. Die Humble Bundle Inc. informiert zu jeder Zeit transparent über die Einnahmen. Warum macht MexxBooks das nicht?
So bleibt das Ganze ein durchaus interessantes Experiment, das mit veränderten Parametern in Zukunft vielleicht erfolgreicher wiederholt werden könnte. Und es bleibt spannend abzuwarten, ob der Börsenverein sich dazu konkret noch äußert oder nicht (oder sogar über die Treuhand-Kanzlei Maßnahmen ergreift), alle Varianten würden aber wahrscheinlich zu einem Gesichtsverlust führen.
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Bild: eBook-Paragraph von mir, CC BY-NC-SA
Vielen Dank für den Artikel und die konstruktive Kritik, die wohl in allen Aspekten zutrifft, soweit ich das aus Sicht von MexxBooks beurteilen kann. Auch für uns ist das ein neuer Ansatz der Buchvermarktung und war bzw. ist ein schwieriges »Baby«. Hier an paar Anmerkungen zu den offenen Fragen:
Wir sind inzwischen davon überzeugt, dass das Buchpreisbindungsgesetz rechtlich nicht für eBooks gelten kann und finden es auch grob fahrlässig vom Börseverein so zu tun als ob (siehe auch unseren Beitrag)…
Aber solange die SelfPublisher davor Angst haben, »gilt« es eben.
Danke für die Rückmeldung.
Das mit den Einnahmen muss ja nicht sekundengenau sein, meiner Ansicht nach würde »einmal am Tag« (o.ä.) durchaus reichen. Könnte sogar ein Redakteur manuell machen, kostet ja dank CMS kaum Zeit.
Meiner Ansicht nach haben nicht die Selfpublisher das Problem mit dem Börsenverein, sondern der Anbieter des Pakets, immerhin ist er es, der nach Ansicht des Vereins die Preisbindung unterläuft. Dennoch muss man leider davon ausgehen, dass die üblichen Abmahn-Abzocker auch an die Autoren heran treten könnten und dass dieses (insbesondere finanzielle) Risiko manch einem zu hoch sein dürfte. Verständlicherweise.
Dass die Buchpreisbindung nicht für Selfpublisher gilt, sieht ja sogar der Treuhänder des Börsenvereins so. Nur hat sogar hier der Verein eine andere Meinung bzw. gleich mehrere unterschiedliche, je nachdem, wer wann fragt.
Es wird Zeit, dass das endlich mal abschließend geklärt wird und allein aus diesem Grund finde ich eine Aktion wie das »Hambel Bandel« grundsätzlich sehr lobenswert. Und wie gesagt: an den Rahmenbedingungen kann man arbeiten.