Kommentar: Kaufe das Buch und Du bekommst das eBook dazu?

Ich hat­te vor Mona­ten schon ein­mal pro­phe­zeiht bzw. mir gewünscht, dass es dazu kom­men wür­de: erwirbt man ein phy­si­ka­li­sches Buch, bekommt man als Drein­ga­be das eBook gleich dazu. Über zwei Ver­la­ge, die das bald so hand­ha­ben, berich­tet die FAZ am 5.12. – und man könn­te in den Arti­kel Unglau­ben hin­ein inter­pre­tie­ren, eben­so Zwei­fel, ob das funk­tio­nie­ren kann.

Für die rest­li­chen Ver­la­ge dürf­te die­se Ankün­di­gung einen Schock und eine Kampf­an­sa­ge bedeu­ten, denn die spe­ku­lie­ren trotz der nebu­lö­sen und unbe­grün­de­ten Angst vor Tausch­bör­sen (unter­mau­ert durch vor­sätz­lich falsch genann­te Zah­len) immer noch auf den ganz dicken Rei­bach mit dem elek­tro­ni­schen Buch. Und ver­lan­gen Mond­prei­se, die sich auf­grund deut­lich gerin­ge­ren Auf­wands in Sachen Druck oder Logis­tik gera­de­zu gro­tesk aus­neh­men.

Bei Haff­mans & Tolk­emitt und Rogner & Bern­hard erhält man an ab dem Früh­jahr das eBook als kos­ten­lo­se Drein­ga­be dazu, wenn man das Hard­co­ver erwirbt. Da das eBook laut FAZ auf »allen Lese­ge­rä­ten« genutzt wer­den kann, ist davon aus­zu­ge­hen, dass es DRM-frei ist. Dabei ist der Preis des Hard­co­vers samt Zuga­be nicht teu­rer als bei ande­ren Ver­la­gen das phy­si­ka­li­sche Buch allei­ne. War­um soll­te es auch? Gän­gi­ge Satz­pro­gram­me (sogar sol­che für Lai­en) expor­tie­ren heut­zu­ta­ge auf einen Maus­klick auch gleich die eBook-Ver­si­on mit, der angeb­li­che »Mehr­auf­wand« für die Erstel­lung der elek­tro­ni­schen Vari­an­ten ist tat­säch­lich mini­mal.

Die FAZ schreibt:

Wie der sta­tio­nä­re Buch­han­del Hard­co­ver Plus auf­nimmt und ob wei­te­re Ver­la­ge dem für sie wenig pro­fi­ta­blen Bei­spiel fol­gen wer­den, bleibt abzu­war­ten.

Ich fra­ge mich: was soll die­se Anmer­kung uns ohne wei­te­ren Kom­men­tar sagen? Außer, dass der Autor mit dem The­ma offen­sicht­lich über­for­dert scheint? Für den Buch­han­del ist das posi­tiv zu wer­ten, denn es ist für den Kun­den ein über­aus attrak­ti­ver Zusatz­nut­zen, dass er sich das eBook durch einen Code im Buch ein­fach zusätz­lich her­un­ter laden und damit bei­de Buch­va­ri­an­ten je nach Anlass nut­zen kann; die Bücher der Ver­la­ge wer­den dadurch für Freun­de bei­der Medi­en deut­lich inter­es­san­ter und es lohnt sich dann auch wie­der, mal ein gedruck­tes Exem­plar im Laden zu kau­fen.
Ob wei­te­re Ver­la­ge dem »wenig pro­fi­ta­blen Bei­spiel« fol­gen? Das wer­den sie wohl müs­sen, denn ich bin sicher der Ansicht, dass es sich durch­set­zen wird, weil es kun­den­freund­lich ist und vom Ver­brau­cher ange­nom­men wer­den wird. Na gut, von Kun­den­freund­lich­keit ver­ste­hen die weit­aus meis­ten »Publikums«-Verlage in Deutsch­land ins­be­son­de­re in Sachen eBooks momen­tan lei­der gar nichts.

Auch wenn man es bei der FAZ als Tot­holz­me­di­um nicht ein­se­hen möch­te (weil das selbst­ver­ständ­lich am eige­nen Geschäfts­mo­dell knab­bert): der gezeig­te Weg ist genau der rich­ti­ge. Und wenn jetzt sogar schon Libri mel­den muss, dass sie mehr Bücher abset­zen als Hard­co­ver oder Taschen­bü­cher (nicht zusam­men), dann bedeu­tet das mei­ner Ansicht nach ent­we­der, dass sie ins­ge­samt besch…eidene Ver­kaufs­zah­len haben, oder dass das eBook auch im Main­stream schon näher ist, als vie­le den­ken (wol­len).

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Bild: eRea­der, von Masaru Kami­ku­ra auf flickr, CC-BY

4 Kommentare zu „Kommentar: Kaufe das Buch und Du bekommst das eBook dazu?“

  1. An sich ist dei­ne rich­tig net­te Sache und im Grun­de nichts ande­res als eine kos­ten­lo­se Digi­tal Copy, die bei vie­len Blu Rays »mit­ge­schenkt« wird. Im Fal­le der eBooks aller­dings wäre es eine sehr gute Mög­lich­keit, das Modell eBook zu eta­blie­ren. Buch kau­fen, eBook run­ter­la­den, eBook aus­pro­bie­ren. Damit könn­te man wesent­lich schnel­ler weit mehr Leu­te errei­chen. Spä­ter wür­den die (über­zeug­ten) Kun­den wohl ohne­hin voll­stän­dig wech­seln. Nur eben nach einem viel kür­ze­rem Adap­ti­ons­pro­zess.

  2. Das ist doch wie­der mal nur halb durch­dacht und soll dazu die­nen ein ster­ben­des Medi­um wie das gedruck­te Bel­le­tris­tik-Buch noch ein biss­chen am Leben zu hal­ten.
    Die­ses Ange­bot ist doch nur ein Trost­pflas­ter für Bücher-ins-Regal-Stel­ler.
    In Wahr­heit wer­den hier nicht digi­ta­le Bücher den gedruck­ten son­dern gedruck­te den digi­ta­len Büchern bei­gege­ben. Was das »Bund­le« immer noch zu teu­er macht.
    Denn, mal ehr­lich, wer ein­mal einen Roman auf dem Kind­le gele­sen hat, der fasst doch eine gedruck­te Schwar­te nicht ein­mal mehr mit spit­zen Fin­gern an.
    Und bei­des par­al­lel lesen wird irgend­wann auch doof, denn die aktu­el­le Lese­po­si­ti­on wird nicht syn­chro­ni­siert. Und die­se Funk­ti­on gehört für mich zu den Top-Kil­ler-Fea­tures eines Ebooks.

  3. Stefan Holzhauer

    Sehe ich anders. Das eBook wird das gedruck­te Buch auf Jah­re­nicht, viel­leicht auf Jahr­zehn­te nicht, viel­leicht nie, ablö­sen; die bei­den Medi­en wer­den ein­träch­tig neben­ein­an­der exis­tie­ren. Auch wenn Libri mel­det, dass sie zum ers­ten Mal mehr eBooks ver­kauft haben, als gedruck­te Bücher: eine aktu­el­le For­sa-Umfra­ge im Auf­trag von Stern oder Spie­gel sagt, dass 85% der Leser in Deutsch­land vor­erst beim Print­pro­dukt blei­ben wol­len.

    Und ich gehe davon aus: solan­ge die »gro­ßen« Ver­la­ge mit über­höh­ten Prei­sen und DRM all­ge­mein eher kun­den­feind­lich agie­ren, wird das Medi­um eBook nicht in der brei­ten Mas­se des Publi­kums ankom­men.

    Um dem Medi­um zu einer brei­te­ren Akzep­tanz zu ver­hel­fen ist der Weg aber genau der rich­ti­ge, ins­be­son­de­re, solan­ge der Markt hier der­art kon­ser­va­tiv ist.

  4. Ich hof­fe auf das Sys­tem Buch+eBook, denn ich als über­zeug­ter Print­buch­le­ser wür­de ich nie auf Kos­ten mei­ner Wäl­zer zum eBook wech­seln, ein Rea­der für­un­ter­wegs wäre jedoch super, sofern ich zuhau­se wie­der die Bücher in die Hand neh­men kann.

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