Marketing

Die Rattenfänger von Leipzig – über Verlage und Buchblogs

Buchblogs und Verlage

Gleich vor­weg, die Buch­bran­che ist Big Busi­ness – ganz egal, was der sym­pa­thi­sche Buch­händ­ler ums Eck auch erzählt. Jahr für Jahr erwirt­schaf­tet allein der Buch­han­del einen Umsatz von sage und schrei­be zehn Mil­li­ar­den Euro, und das nur in Deutsch­land. Aus­lands­ge­schäf­te, Lizenz­ver­käu­fe und Mer­chan­di­sing deut­scher Buch­ver­la­ge nicht mit­ge­zählt. Ama­zon und die eta­blier­te Buch­bran­che insze­nie­ren öffent­li­che Rosen­krie­ge und pro­fi­tie­ren doch zugleich an den 50 – 60 Pro­zent-Mar­gen (Buch­händ­ler­ra­batt), die ihnen das Buch­preis­bin­dungs­ge­setz ermög­licht. Nach außen mar­kie­ren sie Feind­schaft, nach innen hin eint sie das gemein­sa­me Ziel der guten Geschäf­te. Ein Gesetz aus dem letz­ten Jahr­tau­send – die Buch­preis­bin­dung – schweißt alle zusam­men. In der Bran­che herr­schen die klas­si­schen Spiel­re­geln eines Kar­tells: Man strei­tet sich, man ver­klagt sich – und dann legt man sich doch wie­der ins gemein­sa­me Bett.

Es gibt aber jeman­den, der vor allen ande­ren die Strip­pen zieht, bei dem alle Fäden zusam­men­lau­fen, der die Prei­se fest­setzt und der immer ver­dient, egal wer was wo ver­kauft. Die­ser mäch­tigs­te aller Play­er im Spiel, wenn man so will, die­ser Play­er heißt: Buch­ver­lag. Er ist qua­si die Dame im Schach­spiel um den König Kun­den. Wo es aber eine Dame und einen König gibt, dort muss es auch zwin­gend Bau­ern geben.

Auch INDIANA JONES gehört jetzt Disney

Harrison Ford

Nun sind bei­de gro­ßen Lucas­Film-Fran­chi­ses in denen Har­ri­son Ford eine Rol­le spielt offen­bar voll­stän­dig unter einem Dach ver­sam­melt. Vari­en­ty mel­det, dass die Walt Dis­ney Stu­di­os und Para­mount Pic­tures ein Über­ein­kom­men getrof­fen haben, was Mar­ke­ting und Dis­tri­bu­ti­on angeht. Bis­her hat­te das Mou­se House zwar die Besitz­rech­te an INDIANA JONES an sich, für even­tu­ell wei­te­re, noch fol­gen­de Fil­me hät­ten die Wer­be- und Dis­tri­bu­ti­ons­rech­te jedoch bei Para­mount gele­gen. Jetzt hat Dis­ney auch die­se. Für die bis­he­ri­gen Strei­fen ist aller­dings wei­ter Para­mount ver­ant­wort­lich und erhält einen Anteil von den Ein­nah­men even­tu­el­ler wei­te­rer Fil­me oder Seri­en.

Dis­ney hat aller­dings bis­her kei­nen fünf­ten Film ange­kün­digt … Der wird in mei­nen Augen auch immer unwahr­schein­li­cher. Zuerst konn­te man sich nicht auf ein Dreh­buch eini­gen, obwohl Har­ri­son Ford durch­aus inter­es­siert war (Spiel­berg sowie­so), inzwi­schen kon­zen­triert sich alles auf STAR WARS EPISODE VII und das dürf­te zu Ter­min­pro­ble­men füh­ren.

Man darf also anneh­men, dass zukünf­ti­ge Aben­teu­er des Archäo­lo­gen mit Fedo­ra und Peit­sche ohne Ford statt­fin­den wer­den. Hof­fent­lich auch ohne Shia LaBe­ouf

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Bild: Har­ri­son Ford am Set von CRYSTAL SKULL, von John Grif­fiths, aus der Wiki­pe­dia, CC BY-SA

MINECRAFT: über acht Millionen verkaufte Spiele ohne jegliches Marketing-Budget

Die gro­ßen Publisher set­zen seit Jah­ren auf das­sel­be Prin­zip: x‑fache Auf­güs­se erfolg­rei­cher Spie­le und mög­lichst auf­wen­di­ges und damit teu­res Mar­ke­ting-Brim­bo­ri­um. Dass es auch anders geht, zeigt das Indie-Stu­dio Mojang mit sei­nem Block­bus­ter immer wie­der. Bis­her wur­den über acht Mil­lio­nen Exem­pla­re des Sand­box-Spiels MINECRAFT abge­setzt – und ein Ende ist nicht in Sicht. Das Mar­ke­ting-Bud­get Mojangs betrug dabei exakt null Euro.

Das ist natür­lich nicht ganz kor­rekt, man müss­te theo­re­tisch auch die für Wer­bung auf­ge­wen­de­te Zeit berech­nen, die Notch und Co. mit Twit­tern und Blog­gen ver­brin­gen, aber das wür­den die sowie­so tun – und das tun auch die Big Play­er.

Tomasz Zawa­da von CD Pro­ject RED (WITCHER) hat wohl recht, wenn er sagt:

When com­pa­nies put pro­fit befo­re fans, they crea­te some­thing that’s an emp­ty shell. You look at it from the out­side, and it looks visual­ly awe­so­me and ever­y­thing is polished, but when you look fur­ther into it there’s some­thing lack­ing insi­de.

Wenn die gro­ßen Fir­men Pro­fit schwe­rer gewich­ten als die Fans, dann erschaf­fen sie nur lee­re Hül­len. Man kann es sich von außen anse­hen, es sieht visu­ell groß­ar­tig aus und alles ist blank­po­liert, aber wenn man geneu­er hin­ein schaut, dann fehlt innen etwas.

Mojang hat von Anfang an nicht nur auf die Fans gehört, son­dern sie auch aktiv in die Ent­wick­lung ein­be­zo­gen, indem schon Alpha-Ver­sio­nen von MINECRAFT ver­füg­bar waren und man die­se tes­ten und kom­men­tie­ren konn­te. Und indem Mojang nie »böse« war und bei­spiels­wei­se Mod­der mit recht­li­chen Schrit­ten ver­folg­te, obwohl die­se den Code des Spie­les rever­se-engi­nee­red hat­ten (im Gegen­teil – eini­ge davon arbei­ten jetzt für die Fir­ma). Denn sie wuss­ten genau, dass, wenn die Fan­ba­se dank der Mods wächst, sie im Umkehr­schluss wie­der Spie­le abset­zen wür­den. Das, sowie das fast immer äußerst freund­li­che Auf­tre­ten gegen­über den Fans hat durch die ent­ste­hen­de Mund­pro­pa­gan­da neben den Qua­li­tä­ten des Spiel zum Erfolg geführt – und nicht etwa Mul­ti­mil­lio­nen-Dol­lar-Bud­gets für Wer­bung.

Viel­leicht könn­ten die gro­ßen Publisher dar­aus etwas ler­nen. Ich glau­be aller­dings nicht dar­an, dass sie das tun wer­den, die beschäf­ti­gen sich lie­ber damit, ihren Kun­den das Leben mit DRM, Kon­to-Zwang, rechts­wid­ri­gen EULAs und Kla­gen gegen Mod­der schwer zu machen – und ihnen den x‑ten Auf­guss von altem Kram anzu­dre­hen…

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Screen­shot der aktu­el­len MINE­CRAFT-Ver­käu­fe von mine​craft​.net

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