Medienriese Warner bricht endgültig mit alten Regeln. Ab dem nächsten Jahr will man so ziemlich alle seiner potentiellen Blockbuster (beispielsweise WONDER WOMAN 1984, DUNE, GODZILLA VS. KONG, MATRIX 4) zeitgleich zum Kinostart auch auf HBO Max zeigen. Hierzulande gibt es also keinen Grund sich darüber zu freuen oder es zu verfluchen, weil das erst einmal nur für die USA gilt. Dennoch ist diese Ankündigung so etwas wie ein Dammbruch, der für viel Streit zwischen Studios und Kinos sorgen wird. Angesichts des zu erwartenden Aufschreis der Kinoketten beeilt man sich bei Waner hinzuzufügen, »es handle sich erst einmal um ein auf Jahr zeitlich begrenztes Experiment«, weiterhin werden die Filme nach Release nur für einen Monat auf der Plattform zu sehen sein.
Ja sicher. Nicht. Wenn diese Würmer einmal aus der Dose sind, sehe ich eher keine Chance dafür, dass der Medienriese die Praktik wieder abschafft. Das würde dann nämlich die HBO Max-Abonnenten erzürnen, die sich nach dem Jahr daran gewöhnt haben dürften, die Filme über den Dienst zu sehen.
Willkommen im 21. Jahrhundert, meiner Ansicht nach war diese Entwicklung absehbar und durch die digitale Disruption (die immer noch viele nicht wahrhaben wollen) unvermeidbar. In den USA gingen die Menschen im Jahr 2019 durchschnittlich vier mal ins Kino, das ist der niedrigste Wert seit 2004.
Allerdings werden die Studios sich überlegen müssen, ob sie die vorhandenen und ziemlich treuen Kinofans tatsächlich nachhaltig verprellen wollen, indem erstere für ein massives Kinosterben verantwortlich gemacht und auch sicher sein werden. Denn es ist so sicher wie das »This is the way« in einer weit entfernten Galaxis, dass die restlichen großen Namen es Warner gleichtun werden, allein schon aus Wettbewerbsgründen.
Nicht aus dem Auge verlieren darf man bei den Studios allerdings die internationalen Fans. Sicherlich ist die Maßnahme auch darin begründet, dass uns die Pandemie noch ein paar Monate begleiten wird und manch einer es sich gut überlegen wird, ob er es wagen möchte, im Kino angesteckt zu werden. HBO Max wird nur in den USA angeboten, in dem Fall würden die international Filmfans in Sachen Film-Streaming leer ausgehen. Ähnlich gilt das für andere Studios. Als einziger fein raus wäre Disney mit seinem Streamingdienst Disney+, der ziemlich flächendeckend angeboten wird.
Auf der anderen Seite sitzen Warner und Co am längeren Ende des Hebels: Gäbe es keine Kinos mehr, wären die Filmfans umso mehr auf die Streamingdienste angewiesen.
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