Es war zu befürchten, dass so etwas passieren könnte: Sony und Disney bzw. Marvel streiten sich um Verteilung der Einnahmen aus SPIDER-MAN-Filmen und den Auftritten des Charakters in anderen MCU-Filmen.
Die Gemengelage ist schwierig, denn Sony Pictures hält die Filmrechte an der Figur Spider-Man. Deswegen kam es vor ein paar Jahren zu einem Agreement, um den Charakter – eine der zentralen und bekanntesten Marvel-Figuren – zu einem Teil des MCU machen zu können. Es war eigentlich eine win-win-Situation für beide Seiten.
Das Problem: Disney möchte offenbar, dass zukünftige SPIDER-MAN-Filme eine 50/50-Coproduktion zwischen den Firmen werden. Das würde bedeuten, dass Disney mehr als nur die bisherigen fünf Prozent der Einnahmen an den Kinokassen und vom Merchandising bekommen würde. Damit war man bei Sony offenbar nicht einverstanden, was dazu führte, dass Marvel-Chef Kevin Feige sich als Produzent aus weiteren Filmen mit dem Netzspinner zurückgezogen hat. Das würde für die Zukunft bedeuten, dass es zwar weitere Kinoabenteuer mit Spidey geben kann, allerdings keine Crossover von MCU-Figuren und keine Auftritte Spider-Mans in MCU-Filmen.
Sony twittert dazu:
We hope this might change in the future, but understand that the many new responsibilities that Disney has given him – including all their newly added Marvel properties – do not allow time for him to work on IP they do not own.
Der Hinweis, dass Disney die IP nicht besitzen ist an der Stelle schon ziemlich deutlich – wenn auch nicht ganz korrekt, denn selbstverständlich hält Marvel die Rechte am Charakter, nur eben nicht die Filmrechte, die fielen vor etlichen Jahren durch diverse Übernahmen für ein Taschengeld an Columbia bzw. Sony Pictures.
SPIDER-MAN: FAR FROM HOME war mit über einer Milliarde Dollar Einnahmen an den Kinokassen Sonys erfolgreichster Film aller Zeiten, das dürfte auch der Grund sein, warum Disney mehr vom Kuchen abhaben möchte, was Sony verweigert. Offenbar ist man der Ansicht, dass man auch ohne das MCU weiterhin erfolgreiche Filme um den Protagonisten machen kann. Das halte ich für zumindest fragwürdig, denn ohne den schieren Erfolg der Marvel-Filmreihe wären Sonys SPIDER-MAN-Streifen ganz sicher nicht ebenfalls dermaßen erfolgreich geworden. Und man sollte auch die Fangemeinde nicht außer acht lassen, die es sicherlich nicht gerade gnädig aufnehmen würde, wenn Peter Parker (und damit potentiell noch haufenweise weitere Figuren aus dem Spidey-Umfeld, die Teil des ursprünglichen Deals waren) nicht mehr Teil des MCU wäre.
Angesichts des im allgemeinen sehr milden Tons zum Thema seitens Sony, die sich laut weiteren Tweets offenbar eine weitere Zusammenarbeit wünschen, steht zu hoffen, dass sich die Streithähne einigen können. Am Ende sitzen meiner Ansicht nach Disney und Marvel am deutlich längeren Hebel.
Update: Text zu den Einnahmen korrigiert, Dank an Sven Scholz für den Hinweis.
Promofoto SPIDER-MAN: FAR FROM HOME Copyright Sony Pictures