In deutschen Film- und Fernsehproduktionen sucht man Phantastik mit ganz wenigen Ausnahmen seit Jahrzehnten vergeblich. Und das obwohl wir hierzulande vor vielen, vielen Jahren mal die Vorreiter waren, man erinnere sich an METROPOLIS oder NOSFERATU.
In der Literatur sieht es nicht wirklich besser aus, auch wenn man anhand der Büchertische annehmen könnte, dass gerade im Bereich Fantasy einiges geht. Aber die SF? Ich kenne Buchhandlungen, die haben ihre Science Fiction-Abteilung weitestgehend abgeschafft, weil das Zeug angeblich niemanden interessiert. Und es werden ganze Autorenvereine gegründet, weil die Phantastik angeblich ein besseres Standing benötigt und in irgendwelchen Kultur- und Literaturkreisen nicht richtig »gewürdigt« wird. Aber tatsächlich benötigt sie das gar nicht, denn abseits dieser elititstischen Kreise ist sie rasend erfolgreich.
Wer sich mit dem Thema befasst, der weiß, dass die Realität abseits der durch und durch verfilzten öffentlich-rechtlichen Sender und der da irgendwie angeflanschten Produktionsfirmen sowie der Feuilletons völlig anders aussieht. Im Kino läuft ein SF-Blockbuster nach dem anderen. Im Fernsehen feiert nicht nur GAME OF THRONES einen Rekord nach dem anderen.
SF und Fantasy benötigen kein besseres Standing bei irgendwelchen selbsternannten Kulturwächtern, denn sie sind äußerst erfolgreich, auch wenn das im piefigen Deutschland, kulturell inzwischen ebenso weit im Hintertreffen wie bei Internet-Themen, offenbar bei den Verantwortlichen keine Sau interessiert.
Dazu passt die aktuelle Meldung zum Streamingdienst Netflix:
Aufgrund des überaus großen Erfolges und der Popularität von SF und Fantasy im Portfolio von Netflix, wird dort die Phantastik in Zukunft den hauptsächlichen Fokus erhalten. Man will, dass knapp 30% des gesamten Angebots an Filmen und Serien SF und Fantasy sein werden, das berichten aktuell Business Insider, die berufen sich auf Ampere Analysis, und andere Seiten im Web. Nicht schlecht für ein Genre, das laut deutschen Produzenten und Senderverantwortlichen niemanden interessiert.
Man darf gespannt sein, wann die Verantwortlichen im #Neuland aufwachen. Vermutlich nie – und wir werden auf alle Zeiten dazu verdammt sein, dass der Gipfel der deutschen Fernsehunterhaltung aus TATORT und Rosamunde Pilcher-Schmonzetten besteht. Und uns im Kino eine strunzdumme Komödie im Stil von FACK JU GOETHE nach der anderen um die Ohren gehauen wird.
Aber was soll’s? Wir haben ja Netflix mit ALTERED CARBON, LOST IN SPACE, STRANGER THINGS und vielen weiteren Highlights. Und internationale Phantastik im Kino gibts auch zuhauf. INFINITY WAR bricht gerade alle internationalen Boxoffice-Rekorde.
Das Genre ist längst ein zentraler und immer erfolgreicherer Punkt der internationalen Unterhaltung. Wenn Deutschland da nicht mitmachen möchte, muss es das nicht, USA und Großbritannien versorgen uns Fans mit allem, was wir brauchen. Und das wirkt sich auch auf die Literatur aus: Wenn der lokale Buchhändler euch nicht versorgen möchte, kauft halt bei Amazon. Und wenn der Großverlag eure Wünsche nicht erfüllen kann: Wir haben gerade im Bereich Phantastik eine sehr umtriebige Kleinverlagsszene.
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Gut auf den Punkt gebracht. Bis auf die ein oder andere Ausnahme, ist in DE bzw. Neuland kam was mit F oder SF.
Ab und an gibt es da dann doch mal einen Ausnahme bei den Verstaubten. So z.B. bei druckfisch, wenn Denis Scheck mal eins der Genrebücher vorstellt und Montags nach 22 Uhr auf ZDF der Spielfilm.
Obwohl man ja sagen kann, das vereinzelt der Trend erkannt wurde. Siehe da mal Piper, die ja vor einiger Zeit in die SF zurückgekehrt sind. Aber bewebt haben die aus meiner Sicht nicht viel.
So bleibt es dann doch, wie Du schreibst bei den Ausnahmen, welche sich jedes Jahr so auf ungefähr 5 zählen lassen. Schade, da es viel Stpff gibt der auf die Leinwand gehört. Aber auch da, gibt es dann immer noch gewaltige Unterschiede zu, selbst nicht erfolgreichen US Produktionen. Naja, wenn man dann noch überlegt, das in DE, aufgrund der Filmförderei viele internationale Titel gedreht werden fängt man an zu zweifeln und in die Tischkante zu beißen.