Die Europäische Union arbeitet bereits seit längerem an Verordnungen, die dafür sorgen, dass es kein Geoblocking von Kunden mehr gibt. Damit könnte man dann europaweit Geräte und Dienstleistungen einkaufen, ohne dass einem dabei Filter in die Quere kommen, die einen basiert auf dem Land, aus dem man stammt, blockieren. Man nennt diesen Vorgang Geoblocking.
Das soll angesichts der Realitäten in einer digitalisierten, globalisierten Internetwelt abgeschafft werden, und das ist auch gut so, denn es ist nicht einzusehen, warum europäischer Binnenmarkt oder Globalisierung immer nur Firmen zugute kommen sollen, aber nicht Verbrauchern.
Doch dank massiver Lobbyarbeit unter anderem des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sollen eBooks explizit von der Geoblocking-Vereinbarung ausgeschlossen bleiben. Einen sachlichen Grund dafür gibt es außer Pfründesicherung nicht, außer vielleicht die Angst, dass die fossile und längst überflüssig gewordene Buchpreisbindung aufgeweicht werden könnte.
Als Begründung wird dabei unter anderem tatsächlich angebracht, dass
»aufgrund natürlicher Sprachbarrieren zwischen den Ländern Verkäufe über Grenzen hinaus ohnehin gering blieben, und die notwendigen technischen Investitionen, um über Grenzen hinweg zu verkaufen zu hoch wären«
… und dadurch kleine und mittlere Unternehmen gezwungen würden, aus dem Verkauf von Büchern auszusteigen.
Das ist natürlich dummes Geschwätz, denn die Probleme, über Grenzen hinweg Waren zu verkaufen, hat jede Branche, nicht nur der Buchhandel. Und wenn die grenzübergreifenden Verkäufe tatsächlich nicht ins Gewicht fallen, wäre das in meinen Augen sogar eher ein Grund dafür, europaweites Verkaufen von eBooks zu ermöglichen. Das mit den kleinen Unternehmen ist Augenwischerei und falsch, im Rahmen des grenzübergreifenen Anbietens von Dienstleistungen, das vor einigen Jahren eingeführt wurde, hat der Gesetzgeber ohnehin vereinfachte Möglichkeiten für kleine Anbieter geschaffen, um mit den gesetzlichen Vorgaben beispielsweise in Sachen Umsatzsteuer zurecht zu kommen (Stichwort: One-Stop-Shop). Und wenn so ziemlich jeder kleine Krauter das inzwischen kann, dann sollten es auch Buchhändler auf die Kette bekommen können. Aber die verschlafen ja lieber auf ihrem sanften Kissen namens Buchpreisbindung weiterhin die Digitalisierung – und diese Einflussnahme auf EU-Verordnungen soll dafür sorgen, dass sie auch nicht aufwachen müssen.
Grund für die Einwirkung auf die Politik dürfte in meinen Augen eher sein, dass nicht-deutschsprachige eBooks in Deutschland maßlos überteuert sind, und in anderen Ländern erheblich günstiger gekauft werden könnten, sogar zum Teil noch günstiger als hierzulande ohnehin bereits bei Amazon.
Dass die EU-Politik vor der Buchlobby eingeknickt ist, finde ich offen gesagt zum Kotzen.
p.s.: Mit der Hilfe von VPNs kann man Geoblocking mehr oder weniger legal umgehen (möglicherweise untersagen die AGB des jeweiligen Anbieters das).