Die Buchbranche und auch die Leipziger Buchmesse hofieren seit einiger Zeit massiv Blogger. Warum das so ist, hatten wir hier auf PhantaNews vor einem Jahr anlässlich der LBM über einen Gastbeitrag mit dem Titel »Die Rattenfänger von Leipzig« thematisiert: Weil Blogger vor allem spottbillige Werbung sind.
Tatsächlich sieht es nun allerdings so aus, als wolle man gar nicht jeden »dahergelaufenen« Blogger dabei haben und möchte Rosinen picken – oder das Akkreditierungsverfahren ist völlig planlos. Darüber berichtet Daniel Isberner auf seinem Blog, der hat gerade auf seine Presseakkreditierung hin eine Absage bekommen. Man muss sich hier wirklich fragen, nach welchen Kriterien die Verantwortlichen in Leipzig die Blogs bzw. Blogger aussuchen? Ist ein Heititei-Blümchen-Blog mit massenhaft Besprechungen im Stil von »Ich habe das Buch gelesen und es ist toll!!! Das Cover ist auch toll!!!!!11!einself!!1!« tatsächlich akkreditierungswürdiger, als eines, das sich inhaltlich mit verschiedenen Aspekten des Buchhandels (und zahllosen anderen Themen) beschäftigt, statt nur stumpf Massen schlechter Buchrezensionen zu veröffentlichen? Aus der Sicht der Veranstalter und Verlage, denen es tatsächlich nur um billige Werbung geht, ganz sicher.
Das Verfahren an sich scheint seitens der Veranstalter allerdings auch höchst unprofessionell durchgeführt zu werden. Daniel schreibt dazu:
Das betrifft dabei auch eine Menge Blogger, die in den Vorjahren noch anstandslos akkreditiert wurden und geht teilweise sogar so weit, dass bei Blogs, die von zwei Personen betrieben werden einer Person schon vor Wochen eine Akkreditierung erteilt wurde und die andere gestern ihre Absage bekommen hat.
Man kann daraus aber eindeutig entnehmen, dass alle Vorwürfe, es ginge nur um Werbung, offensichtlich korrekt sind, denn anders lässt sich das Verhalten der Veranstalter der Buchmesse Leipzig kaum erklären.
Neben Daniel wurde seinen Aussagen zufolge gestern auch haufenweise weiteren Blogs abgesagt. Warum das erst so kurz vor der Messe passiert, ist ebenfalls nicht erklärlich, denn eine solche Absage sollte zeitnah nach der Akkreditierung erfolgen, und nicht erst nach Gutsherrenart an alle zusammen kurz vor der Veranstaltung, um negative Publicity zu vermeiden. Es mag den Verantwortlichen vielleicht komisch vorkommen, aber auch Blogger benötigen eine gewisse Planungssicherheit. Daniel schreibt weiter:
Die Leipziger Buchmesse akkreditiert also ausgesprochen willkürlich und die eigenen Richtlinien scheinen nur bedingt zu gelten. Tatsächlich muss man sogar annehmen, dass es schlichtweg ein Kontingent der Zahl X für Blogger gab und sobald das ausgeschöpft war hanebüchene Begründungen herhalten mussten, warum man nicht mehr Blogger akkreditiert. Das erklärt auch, warum man mit den Absagen bis gestern gewartet hat, denn mittlerweile kann man kaum noch andere Leute davon überzeugen, die Leipziger Buchmesse ausfallen zu lassen (die haben ihr Ticket ja alle schon) und hat teilweise schon selbst Termine auf der Messe vereinbart, muss sich also nun zwangsweise ein Ticket kaufen.
Diese Einschätzung der Taktik der Messeveranstalter dürfte meiner Ansicht nach zutreffend sein.
Man kann es nur erneut deutlich sagen: Blogger, lasst euch von der Buchmesse Leipzig und der Branche nicht verarschen!
Die Einschätzung, dass nur Buchbesprechungsblogs gewünscht werden, wird durch den Text der Absage gestützt, die ich bekommen habe:
»bitte entschuldigen Sie, dass wir Ihren Bloglink übersehen hatten. Ich habe die Seite nun besucht und überprüft, komme aber leider zu dem Ergebnis, dass Ihr Blog nicht im erforderlichen Maße regelmäßig Buchbesprechungen und ‑rezensionen veröffentlicht. Da es sich bei Ihrem Blog eher um einen Autorenblog handelt, …«
Den Rest kann man sich sparen, abgesehen von der Anmerkung vielleicht, dass ich einen Selfpublisherblog betreibe, der sich mit allen möglichen Themen des Schreibens, Publizierens, sowie des Buchmarkts auseinandersetzt. Rezensionen stehen dort allerdings tatsächlich nur vereinzelt, insoweit stimmt die Feststellung.