Ab dem 03.02.2016 wird im Kindle-Shop auf den Detailseiten der eBooks mit mehreren bestätigten Qualitätsproblemen eine Warnmeldung für Kunden eingeblendet.
Das fand ich bemerkenswert und habe ein wenig im Netz recherchiert. Tatsächlich ist es zum ersten angeblich nicht so, dass das nur eBooks von Selfpublishern betrifft, sondern auch Verlage (aber da gibt es unterschiedliche Informationen zu). Weiterhin geht es um Rechtschreib- und Formatierungsfehler, also beispielsweise auch fehlende Zeilenabstände oder überflüssige. Angeblich soll Amazon sogar auf die Breite von Einrückungen achten, wobei ich das für relativ unwahrscheinlich halte. Zudem es bei den Gepflogenheiten, gerade was Formatierung angeht, deutliche Unterschiede zwischen den Ländern gibt und auch bei Buch- bzw. eBook-Gestaltung viele Parameter fließend sind.
Ich bin gespannt, wie diese Qualitätsprüfung vonstatten geht, ob es sich aus von Lesern gemeldete Fehler handelt, oder einen Algorithmus oder eine Mischung aus beidem.
Ob die problematischen eBooks offline genommen werden oder nicht, dazu gibt es unterschiedliche Informationen. Das folgende Bild ist angeblich echt, es würde bedeuten, dass die eBooks nicht mehr zu kaufen sind, das wäre natürlich für viele ein herber Schlag.
Es wird aber auch dann, wenn die Bücher NICHT offline gehen, auf den Detailseiten einen deutlichen Hinweis darauf geben, dass es Probleme mit dem Buch gibt. Allerdings wird Amazon diese Probleme konkret nennen, so dass man sie beseitigen kann. Man darf allerdings überaus gespannt sein, was genau vom Onlinehändler bemängelt werden wird. Möglicherweise wird es auch verschiedene Abstufungen geben – bei manchen geht das eBook offline, bei anderen nicht, abhängig von der Schwere der Probleme.
Ich sehe schon jetzt ein gewaltiges Wehklagen, Heulen und Zähneklappern anheben, wenn jeder Analphabet und sein Hund sich darüber beschweren, dass ihr von Rechtschreibfehlern strotzendes Pamphlet gekennzeichnet und vielleicht sogar offline genommen wird. Und eine noch viel größere negative Resonanz wird – zu recht – folgen, wenn Amazon einfach US-Standards auch für eBooks anderer Länder anlegt.
Und dann ist da noch der Punkt, dass angeblich auch Verlagsbücher gekennzeichnet werden, auch das dürfte ganz sicher für eine Menge Spaß sorgen …
Ich hatte schon vor längerer Zeit darüber gesprochen, dass es bei eBooks irgendwann einmal automatisierte Qualitätsprüfungen geben wird, die die Spreu vom Weizen trennen. Ich hatte allerdings eher auf Google getippt (adaptierte Suchmaschinenalgorithmen), aber selbstverständlich hat auch Amazon die Infrastruktur und vermutlich auch das Know How, um solche automatisierten Prüfungen durchzuführen. Und ich gehe davon aus, dass es sich primär um solche handelt, denn die Datenmenge durch die Myriaden an eBooks ist immens. Sollten allerdings auch Meldungen von Nutzern in die Bewertung eingehen, wäre Amazon gut beraten, diese zu prüfen, denn ansonsten könnten übelmeinende oder neidische Subjekte Falschmeldungen zu Konkurrenzbüchern abgeben. Amazon hat in der Hinsicht ja bereits ein gänz ähnliches Problem mit seinem Besprechungs- und Bewerungs-System.
Ich bin überaus gespannt darauf, was am 3. Februar passieren wird. Ich hol mir schon mal Popcorn.
[Update:] Amazon selbst stellt Kriterien zur Verfügung.
[Update 2, 23.01.2016, 10:30:] Good eReader weiß mehr: Erstens versendet Amazon offenbar jetzt schon vorab Emails mit Fehlermeldungen an Verlage und Selfpublisher. Zweitens funktioniert das zweistufige System wie folgt: Sind nur ein paat Typos drin, wird eine Warnmeldung gesetzt. Sind es viele und das eBook enthält zudem erhebliche Formatierungsfehler, geht es offline. Die Fehlermeldungen sind relativ detailliert, wie ein englisches Beispiel zeigt:
Es wird aber sehr interessant sein, zu sehen, wie gut Amazons Algorithmus mit Phantastik-Büchern zurecht kommt, die bekanntermaßen eine Menge an nicht in Wörterbüchern stehenden Worten enthalten können, oder was mit Slang oder Dialekt geschehen wird.[Update 3, 23.01.2015, 11:16] Es scheint sich um einen zumindest teilweise automatisierten Vorgang zu handeln, denn es gibt auch »false positives«, wie dieser Bericht von Elizabeth S. Craig zeigt. man muss sich dann per Mail an den Support wenden und die sehen sich das an (wer bereits mit Amazon zu tun hatte, weiß was von deren Support zu halten ist). Wenn die Sache in ein paar Tagen akut wird, ist zudem abzusehen, dass der Support alle Hände voll zu tun haben wird.
Bild von Mia5793, aus der Wikipedia, CC0
RT @PhantaNews: Amazon führt Qualitätsprüfung für eBooks ein https://t.co/PDP8uiHRx3 #amazon #ebooks #qualitätsprüfung
Das wird eine spannende Sache. Denn einmal abgesehen von »offensichtlichen« Fehlern bei Text und Formatierung gibt es auch vom Autor gewollte falsche Schreibungen, sinnlose Worte oder Textgestaltung, die Aspekte der Geschichte hervorheben sollen. Um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wird Amazon dann den Verlag oder den Autor auffordern, öffentlich zu erklären, wie der vermeintliche Fehler gemeint war und dass es sich in diesem besonderen Fall nicht um einen Fehler handelt? Syntax auf Richtigkeit zu prüfen ist eine sehr einfache und automatisierbare Sache. Aber Semantik? Kontext? Da hat sich Amazon was vorgenommen.
Ich werde mir für den 3. Februar Popcorn kaufen. Das geht ab! :)
Ich gehe stark davon aus, das die Fehler durch Leser erkannt werden, und diese dementsprechend wie normal auch eine Bewertung abgeben können, und noch sachen wie Rechtschreibung extra Kritisieren können. Eventuell wirds ja anschließend nochmal geprüft, nach einigen Einsendungen.
Ich gehe stark davon aus, dass der Kommentar mal wieder nur abgegeben wurde um einen Spamlink auf einen Schlüsseldienst zu platzieren. Link entfernt. Wird auch nach einigen Einsendungen immer noch geprüft.
Rechtschreibkorrekturen funktionieren in keiner Sprache hinreichend. Egal ob Word, Google, Android oder iPhone – immer gibt es falsche Vorschläge. Das dürfte für Vollbeschäftigung in der Amazonhilfsabteilung sorgen ;)
Das ist natürlich in mehreren Punkten am Thema vorbei.
Erstens: Rechtschreibkontrollen können selbstverständlich brauchbar bis gut funktionieren, wenn man die richtige wählt und nicht auf Spielzeuge wie Word oder iPhone zurück greift. Duden Korrektor ist schon gar nicht schlecht (Papyrus Autor beherrscht sogar Stilanalyse). Wenn man dann noch eine Rechenpower dahinter hat, wie Amazons hauseigene S3-Cloud, kann man die Ergebnisse sogar noch durch schiere Leistung verbessern.
Zweitens: Es geht nicht um Rechtschreibkontrolle, sondern einfach nur darum, falsch geschriebene Worte und Formatierungsfehler zu erkennen. Das ist mit vergleichsweise einfachen Algorithmen möglich – für jede Sprache getrennt. Vollbeschäftigung bekommen sie nur, wenn sie beispielsweise englische Syntaxregeln auf deutsche Sprache anwenden wollen – aber so blöd sind die garantiert nicht. Für viel problematischer halte ich da Meldungen von Menschen, beispielsweise wenn irgendwelche Honks irgendwelchen Konkurrenten Böses wollen und mal eben einen Haufen Fehler melden – analog zu miesen Besprechungen.