Kommentar: Expertentagung Verlagsrecht 2015 in der Filterbubble?

Das Bör­sen­blatt weist in sei­ner Online­fas­sung auf eine Ver­an­stal­tung der »Aka­de­mie des deut­schen Buch­han­dels« hin, die »Exper­ten­ta­gung Medi­en­recht: Ver­lags­recht 2015«. Dabei han­delt es sich nach Aus­sa­gen des Arti­kels um eine Tagung, die sich an »Geschäfts­füh­rer und Juris­ten von Medi­en­un­ter­neh­men, Ver­lags­lei­ter, Mit­ar­bei­ter von Lizenz­ab­tei­lun­gen und Anwäl­te« rich­tet. Dabei soll es nicht nur um Fra­gen wie den nach einem EuGH-Urteil von Anfang Juli zu erwar­ten­den Gebraucht­ver­kauf von eBooks, sowie die Buch­preis­bin­dung auf elek­tro­ni­sche Bücher gehen, son­dern auch dar­um »wie Text­aus­schnit­te und Rezen­sio­nen zukünf­tig geschützt […] wer­den können«.

Natür­lich kann man davon aus­ge­hen, dass das eine buch­bran­chen­in­ter­ne Ver­an­stal­tung ist und allein das führt bereits zu einer ein­ge­schränk­ten Sicht. Dem The­ma »mas­sen­haf­te Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen im Web« dürf­te sich wahr­schein­lich wie üblich genä­hert wer­den: kun­den­feind­li­che DRM-Maß­nah­men sind das A und O.

War­um ich per­sön­lich die Ver­an­stal­tung nicht ernst neh­men kann und wor­über ich laut gelacht habe ist aller­dings die fol­gen­de Aus­sa­ge im Arti­kel, die eine Ankün­di­gung der Ver­an­stal­ter wie­der gibt:

Das Urhe­ber- und Ver­lags­recht wird seit Jah­ren in beacht­li­cher Geschwin­dig­keit an Digi­ta­li­sie­rung und Online-Nut­zun­gen angepasst

Wer ange­sichts die­ses Sat­zes nicht in schal­len­des Geläch­ter aubricht, der lebt mei­ner unmaß­geb­li­chen Mei­nung nach in einer Fil­ter­bubble oder sogar in einer äußerst sub­jek­ti­ven Wahr­neh­mung. Denn tat­säch­lich hinkt gera­de die Gesetz­ge­bung in Sachen Urhe­ber­recht fast allen Fäl­len, die mit dem Web zu tun haben, der Rea­li­tät Jah­re, wenn nicht Jahr­zehn­te hin­ter­her. Dank inten­si­ver Lob­by­ar­beit ändert die Poli­tik Geset­ze sogar nach wie vor zu Unguns­ten der Bür­ger und ent­ge­gen allem gesun­den Men­schen­ver­stand. Über die fos­si­le Buch­preis­bin­dung gera­de auf eBooks noch gar nicht gesprochen.

Wer ange­sichts des­sen den obi­gen Satz abson­dert, dass die Geset­ze »in beacht­li­cher Geschwin­dig­keit« ange­passt wer­den, hat ent­we­der mas­si­ve Rea­li­täts­ver­lus­te oder äußert die­se fal­sche Aus­sa­ge viel­leicht sogar vor­sätz­lich. Woher die Ver­an­stal­ter kom­men, zeigt sich ja allein dar­an, dass auch hier off­fen­bar über­legt wer­den soll, wie man Texts­nip­pets (»Text­aus­schnit­te«) schüt­zen und damit das Zitat­recht umge­hen kann. Soll hier etwa ein Leis­tungs­schutz­recht ähn­lich dem für Ver­le­ger geschaf­fen werden?

Sieht man sich an, wer orga­ni­siert und wer Vor­trä­ge hält: nahe­zu aus­schließ­lich Rechts­an­wäl­te oder selbst­er­nann­te Hilfs­she­riffs wie die »Gesell­schaft zur Ver­fol­gung von Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen« (GVU), dann wun­dert einen eigent­lich nichts mehr …

[cc]

Bild »iPad mit @« von mir, CC BY-NC-SA

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies und von eingebundenen Skripten Dritter zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest (Navigation) oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst Du Dich damit einverstanden. Dann können auch Cookies von Drittanbietern wie Amazon, Youtube oder Google gesetzt werden. Wenn Du das nicht willst, solltest Du entweder nicht auf "Akzeptieren" klicken und die Seite nicht weiter nutzen, oder Deinen Browser im Inkognito-Modus betreiben, und/oder Anti-Tracking- und Scriptblocker-Plugins nutzen.

Mit einem Klick auf "Akzeptieren" werden zudem extern gehostete Javascripte freigeschaltet, die weitere Informationen, wie beispielsweise die IP-Adresse an Dritte weitergeben können. Welche Informationen das genau sind liegt nicht im Einflussbereich des Betreibers dieser Seite, das bitte bei den Anbietern (jQuery, Google, Youtube, Amazon, Twitter *) erfragen. Wer das nicht möchte, klickt nicht auf "akzeptieren" und verlässt die Seite.

Wer wer seine Identität im Web schützen will, nutzt Browser-Erweiterungen wie beispielsweise uBlock Origin oder ScriptBlock und kann dann Skripte und Tracking gezielt zulassen oder eben unterbinden.

* genauer: eingebettete Tweets, eingebundene jQuery-Bibliotheken, Amazon Artikel-Widgets, Youtube-Videos, Vimeo-Videos

Schließen