Ja. Klar war es ein Aprilscherz. Aber ich habe immerhin drei Stunden für die Designstudie investiert. Und es gibt tatsächlich Foodprinter, jetzt schon. Etwas Ähnliches könnte also schneller kommen, als man denken mag.
Amazon ist bekanntermaßen immer für eine Überraschung gut, sei es die Ankündigung, dass man Waren ausliefern möchte, bevor der Kunde sie bestellt, oder sei es der Plan, die Sendungen mit Drohnen auf den Weg zu schicken. Letzterer Plan wurde erst vor Kurzem von der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde vereitelt, da es keine Genehmigung gab.
Amazon hat gerade ausgewählten US-Journalisten ein neues Projekt vorgestellt, das man erneut nur als visionär bezeichnen kann, sollte es denn stimmen, und das ein wenig an den Replikator aus STAR TREK erinnert. Beim Projekt »Food Unlimited« will der Onlinehändler seinen Kunden einen 3D-Drucker verkaufen, mit dem man Nahrungsmittel ausdrucken kann. Tatsächlich sind 3D-Printer für Nahrungsmittel nichts Neues.
Das Prinzip bei Amazons Herangehensweise ist mit Forschungen verwandt, mit deren Hilfe erfolgreich und medienwirksam im Jahr 2013 ein Hamburger ausgedruckt wurde. Damals hieß es noch, die Kosten für einen Burger lägen bei 300000 Dollar. Doch das ist lange her und Amazon hat dem Vernehmen nach eine Biotech-Firma damit beauftragt, das Prinzip nachzuahmen und gleich mehrere Patente für das Ergebnis beantragt. Dabei herausgekommen ist ein 3D-Drucker, der mit Hilfe einer bioorganischen Rohmasse der beim Druckprozess ein Enzym beigefügt wird, Fleischlappen herzustellen. Das Enzym regt die Biomasse dazu an, Langketten zu bilden, was dann zu einem formstabilen Stück Fleisch führt, dessen Konsistenz allerdings nicht ganz der Festigkeit echten, gewachsenen Fleisches gleich kommt. Die Zeit für den Druck eines schnitzelähnlichen Objektes soll bei unter fünf Minuten liegen (das ist auch durchaus glaubwürdig, da Details beim Druck irrelevant sind und die Schichtdickte deutlich höher ist, als bei 3D-Druckern, die PLA verarbeiten). Das entstandene Lebensmittel kann dann gegrillt, frittiert oder gebraten werden, angeblich lässt sich der Geschmack über beigefügte Aromen breit variieren. Da die Masse naturidentisch ist, aber nicht auf tierischen Stoffen beruht, ist sie für Veganer geeignet.
Der Drucker weist zwei Tanks für die beiden Stoffe auf, die Biomasse muss nicht gekühlt werden, das Enzym aber schon, es soll im Kühlschrank vier Wochen haltbar sein. Alle Materialien bestehen aus einem schmutzabweisenden, neu entwickelten Kunststoff (vermutlich ähnlich wie »Purement«), der sich einfach reinigen lässt. Die Handhabung des Geräts soll »idiotensicher« sein, es kommt fertig montiert, Steuerungs-Software wird für Windows, Mac OS, Android und iOS verfügbar sein.
Die Biomasse ist künstlich aber »naturnah« (was auch immer das bedeuten mag), eine weitere Möglichkeit den Drucker zu nutzen, ist die Verwendung einer Rohmasse aus Insekten, hier erkennt man Ähnlichkeiten zu Forschungen, wie sie beispielsweise der niederländische Professor Arnold van Huis durchführt, der die Biomasse von Insekten in eine Art Teig umwandelt, der dann gegrillt oder frittiert werden kann. Auch diese Masse ist vom 3D-Drucker verwertbar. Gemäß Huis können Insekten auf einfache Art und Weise jede Menge Nahrungsprobleme lösen und die Herstellung ist erheblich umweltfreundlicher als die Produktion von herkömmlichem Fleisch. Probanden beschreiben den Geschmack des Insektenfleisches als nussig und ähnlich dem von Geflügel.
Angeblich soll sich der Preis für den »Food Unlimited«-Drucker im Bereich von 200 Dollar bewegen, wie üblich zahlen Prime-Kunden weniger. Über die Kosten für die Biomasse und das Enzym oder die Insektenrohmasse ist bisher noch nichts bekannt, aber sie dürfte deutlich preiswerter sein, als echtes Fleisch. Vermutlich will Amazon den vergleichsweise günstigen Gerätepreis über die Biomasse und die Enzyme finanzieren.
Die »Food Unlimited«-Produkte könnten in den USA bereits bis Ende des Jahres 2015 auf den Markt kommen, bei uns wird es wie immer etwas länger dauern (in technologiefeindlichen Deutschland wird zudem wie üblich die Genehmigung nicht ganz einfach werden). Damit dürfte Amazon nach den Buchhändlern nun auch Nahrungsmittelhersteller gegen sich aufbringen.
Computer: Schnitzel!
Bild: Designstudie »Food Unlimited« 3D-Drucker, Copyright Amazon
Gnihihi, der ist wirklich gut. Wird bislang nur von der Meldung übertrofffen, dass die Forscher am CERN den Beweis für die »Macht« erbracht haben, siehe hier
http://home.web.cern.ch/about/updates/2015/04/cern-researchers-confirm-existence-force