Börsenverein: »Amazon will Buchhandelsstrukturen zerstören« – mit anderen Worten: Mimimi!
Aha. Ich weiß ja nicht, ob irgendjemand in den höheren Etagen des Börsenvereins bisweilen Musik hört. Falls ja, könnte denjenigen aufgefallen sein, dass die Anzahl an Plattenläden in den Innenstädten dramatisch zurückgegangen ist, man bekommt Tonträger inzwischen fast ausschließlich bei großen Ketten wie Saturn oder Media Markt – wenn überhaupt. Grund: Es ist viel einfacher und bequemer, sich seine Musik als mp3-Datei online zu kaufen und herunterzuladen. Auch wenn man beim Börsenverein vielleicht meint, dass Hörbücher aber doch etwas künstlerisch und kulturelles besonders Wertvolles seien (träumt weiter, sie sind auch nur Medien wie alle anderen), bleiben sie doch letztendlich nur Audiodateien. Und für die gilt dasselbe: Man kauft sie eher online als offline. Das bietet Audible an. Offenbar besser als der Rest, denn sie haben 90% Marktanteil bei Hörbüchern in Deutschland (weil sie auch Apples iTunes beliefern).
Und wer sonst noch? Auch hier hat die Branche wie schon bei den eBooks wieder mal seit Jahren komplett verschlafen, ein brauchbares Alternativangebot auf die Beine zu stellen. Und auch den Buchhändlern hätte mal aufgehen können, dass Hörbücher denselben Weg wie die CD nicht nur gehen könnten, sondern mussten. Statt sich selbst für diese eklatanten Unterlassungen zu kritisieren, ist mal wieder Amazon der Böse – weil die ein erfolgreiches Geschäftsmodell haben. Und weil die Branche aufgrund ihrer Versäumnisse nicht nur kein Alternativangebot hat, sondern auch in absehbarer Zeit keins am Horizont zu sehen ist. Das Problem ist erneut komplett selbstgemacht.
Mimimi.
[Update 22.09.2015] Es gibt einen Nachtrag zu dieser Nachricht.
Bild: Audiobook von Jeff_Golden auf flickr, CC BY-SA