SPIEGLEIN, SPIEGLEIN mit blinden Flecken
Am Anfang erzählt die böse Königin, dass dies ihre Geschichte wäre und nicht die von Schneewittchen. Am Ende muss sie in ihrer lakonisch trockenen Art zugeben, dass es jetzt doch die Geschichte von Schneewittchen geworden ist. Ja, wird da der Zuschauer mit einstimmen, leider. MIRROR MIRROR ist ein Film mit Julia Roberts, und es ist ein Film, der auf Julia Roberts zugeschnitten ist. Sie ist nicht nur der perfekte Werbeträger, sondern prägt das märchenhafte Abenteuer. Wer nicht wegen der Neuinterpretation eines Märchenklassikers ins Kino geht, der kommt, weil er Julia Roberts als böse Königin sehen will. Und dafür wird er belohnt.
Seit ERIN BROCKOVICH hat man sie nicht mehr so losgelöst, erfrischend offen und mit so viel spürbarer Freude am Spiel erlebt. Pech nur, das es am Ende dann doch die Geschichte von Schneewittchen geworden ist. Von seiner unstrukturierten Erzählform abgesehen, ist nämlich Roberts´ übermächtige Präsenz dafür verantwortlich, das MIRROR MIRROR innerhalb seiner eigentlichen Möglichkeiten nur schlecht funktioniert. Lily Collins mag als Schneewittchen eine süße Erscheinung sein, vielleicht liegt auch etwas Talent in ihrem Spiel, aber neben einer losgelassenen Julia Roberts verkümmert Collins zu einer unscheinbaren Statistin.
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