Wikipedia mal wieder: Rechte löschen Informationen – und niemand tut etwas dagegen

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Vor Jah­ren hat­te ich ver­schie­de­ne Arti­kel über die Wiki­pe­dia schrei­ben müs­sen, in denen es dar­um ging, dass miso­gy­ne Admins mit allen Mit­teln und den hane­bü­chens­ten Begrün­dun­gen ver­sucht hat­ten, Infor­ma­tio­nen über Phan­tas­tik-Autorin­nen aus der Online-Enzy­klo­pä­die her­aus­zu­hal­ten. Die Mit­tel, derer sich dabei bedient wur­den, hat­ten nichts mit Demo­kra­tie oder objek­ti­ver Infor­ma­ti­ons­samm­lung und ‑Prä­sen­ta­ti­on zu tun. Damals wur­de an zahl­lo­sen Stel­len dar­über berich­tet, dass in der Wiki­pe­dia offen­bar eine miso­gy­ne Cli­que alter Säcke Män­ner Tor­wäch­ter für Infor­ma­tio­nen sein woll­te und denen jedes Mit­tel recht war, ihre frau­en­feind­li­che Agen­da durch­zu­drü­cken –  bis hin zu kon­zer­tier­tem Mob­bing.

Jetzt erhält das Gan­ze noch­mal eine neue Dimen­si­on. In der Wiki­pe­dia gab es einen Arti­kel über Hans Wei­del, der war ein SA-Mann und Nazi-Akti­vist. Man kann einen Arti­kel dar­über in der eng­lisch­spra­chi­gen Wiki­pe­dia fin­den (noch). Außer­dem war er der Groß­va­ter von AfD-Che­fin Ali­ce Wei­del. ich bin nicht für Sip­pen­haft, aber das hat schon durch­aus ein Geschmäck­le, da es um die Vor­sit­zen­de einer Par­tei geht, über die der Ver­fas­sungs­schutz ein­deu­ti­ge Aus­sa­gen in Sachen Ver­fas­sungs­feind­lich­keit macht und in der Faschis­ten Mit­glied sind.

Die­se Infor­ma­tio­nen sol­len jetzt in der deut­schen Wiki­pe­dia unter­drückt wer­den. Es gab im letz­ten Novem­ber einen Lösch­an­trag, dann wur­de der Arti­kel wie­der­her­ge­stellt und heu­te (25.02.2025) wur­de er im Hau­ruck­ver­fah­ren wie­der gelöscht. Eben­falls gelöscht wur­de die Dis­kus­si­ons­sei­te, so dass nicht ein­mal mehr nach­voll­zieh­bar ist, auf wel­cher Basis die Löschung geschah. Man kann davon aus­ge­hen, dass es kei­ne demo­kra­ti­sche Basis war, son­dern dass hier irgend­wel­che Nazis Infor­ma­tio­nen aus der Wiki­pe­dia raus haben wol­len.

Die Wiki­me­dia Foun­da­ti­on hat die deut­sche Wiki­pe­dia bzw. die Admins dort wei­ter­hin nicht im Griff und es wird immer frag­wür­di­ger, die Wiki­pe­dia als glaub­wür­di­ge Infor­ma­ti­ons­quel­le zu nut­zen.

Wenn die Foun­da­ti­on nicht bald durch­greift, wer­den wir uns wohl bald wie­der einen Brock­haus kau­fen müs­sen, denn die Wiki­pe­dia ist nicht mehr ver­trau­ens­wür­dig, wenn Rech­te dort ohne jeg­li­che  Kon­trol­le agie­ren und belie­big Inhal­te löschen oder ändern kön­nen.

Edit: Kon­text dazu die Pod­cast-Rei­he »Socken­pup­pen­zoo – Angriff auf Wiki­pe­dia« vom SWR:

Wiki­pe­dia ist die viel­leicht wich­tigs­te Web­sei­te unse­rer Demo­kra­tie. Eine Inter­net-Uto­pie, wo jede und jeder frei­en Zugang zu Wis­sen hat. Und sogar selbst mit­schrei­ben darf. Doch das Sys­tem ist fra­gil. Rechts­extre­me haben die Offen­heit Wiki­pe­di­as genutzt, um Infor­ma­tio­nen und Dis­kur­se uner­kannt zu mani­pu­lie­ren. Mut­maß­lich schrie­ben sie mit­hil­fe von hun­der­ten von Fake Account Arti­kel zur deut­schen Geschich­te um, erfan­den Fak­ten, rela­ti­vier­ten den Holo­caust – bis sich ihnen eine Hand­voll Wikipedianer*innen mutig ent­ge­gen­stell­te. Ob die Täter wirk­lich gestoppt wur­den, ist bis heu­te nicht klar. Die Inves­ti­ga­ti­v­jour­na­lis­ten Chris­toph Schatt­leit­ner und Dani­el Lau­fer neh­men im Pod­cast Socken­pup­pen­zoo die Spur auf und fra­gen: Was sind das für Men­schen, die hin­ter die­sem Angriff ste­cken? Und kön­nen wir Wiki­pe­dia heu­te wirk­lich noch ver­trau­en? Ihre Recher­che führt sie von den dun­kels­ten Ecken des Inter­nets zu holz­ver­tä­fel­ten Bur­schen­schafts­kel­lern bis in die Kader­schmie­de der Bun­des­wehr.