Die übliche Zielgruppe des ZDF wird vermutlich nur »Bahnhof« verstehen, bei einem aktuellen Clip des Elektrischen Reporters, denn laut Aussage einer hohen Repräsentantin des Senders möchte der Intendant sich darum bemühen, das Durchschnittsalter der Zuschauer von 61 auf 60 Jahre (!) zu senken (dazu fällt mir echt nix mehr ein). Davon abgesehen ist der Clip über das Phänomen Fan-Fiction wirklich treffend und durchaus sehenswert.
Ich gehe persönlich davon aus, dass Fan-Fiction in Zukunft kein Thema mehr bleiben wird, das sich unbeachtet in Nischen des Internets abspielt. Allein die Tatsache, dass Amazon auf den Zug aufgesprungen ist, zeigt, dass es Potentiale geben könnte. Im Weg steht wie immer das Urheberrecht, das (Mantra on) dringend an die Realitäten des Internet-Zeitalters angepasst werden muss – und nicht umgekehrt (Mantra off).
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Mit dem Begriff Fan-Fiction bezeichnet man schriftstellerische (meistens, es können aber beispielsweise auch Comics sein) Werke, die sich auf Bücher anderer Autoren oder auf Filme und Fernsehserien beziehen. Zum größten Teil bewegen sich diese von Fan verfassten Werke in einer urheberrechtlichen Grauzone, denn streng genommen, liegen die Rechte an Universen und Charakteren bei den Urhebern, also Schöpfern von Büchern, Filmen, Fernsehserien oder Comics. Der Großteil der Fan-Fiction findet deswegen in nicht besonders sichtbaren Foren statt, wo die Fans sich austauschen und ihre Geschichten bewerten und darüber diskutieren. Natürlich findet sich im Bereich FanFic eine Menge unleserlicher Mist, aber es sind auch sehr gut geschriebene Geschichten darunter, die sich nicht verstecken müssten.
Amazon hat nun die Plattform »Kindle Worlds« gestartet, um auch mit Fan-Fiction Geld verdienen zu können. Amazon beschreitet hierbei einen schlauen Weg: der Onlinekonzern lizensiert bestimmte IPs und wird dadurch in die Lage versetzt, Werke darum veröffentlichen zu können. Auf der Seite für Autoren zu »Kindle Worlds« erfährt man Details:
Werke, die akzeptiert werden, werden ausschließlich von Amazon Publishing veröffentlicht
Die Tantiemen für Werke ab 10000 Wörtern beträgt 35%, zum Start wird es auch ein spezielles Programm für kürzere Werke geben, für Längen von 5000 bis 10000 Wörtern, die für unter einem Dollar verkauft werden sollen, erhält man 20% Tantiemen. DIe Einnahmen werden monatlich ausgezahlt und basieren auf dem Endkundenpreis.
Im Gegensatz zu KDP erhält Amazon an den FanFics alle Rechte, auch für den internationalen Verkauf. Das wundert aber nicht, immerhin hat Amazon auch die Rechte am »Basiswerk« eingekauft. Weiterhin muss man Amazon das exklusive Veröffentlichungsrecht einräumen. Man behält allerdings die Copyrights an originalen Inhalten, wie beispielsweise Szenen oder Charakteren.
Amazon legt den Verkaufspreis fest, der wird üblicherweise zwischen 0,99 und 3,99 US-Dollar liegen.
Die ursprünglichen Rechteinhaber stellen Richtlinien auf, an die die FanFic-Autoren sich halten müssen.
Pornographie und exzessive Gewaltdarstellungen sind tabu
Man behält sich zudem vor, Werke nicht zu veröffentlichen, die qualitativ schlecht sind:
Poor Customer Experience: We don’t accept books that provide a poor customer experience. Examples include poorly formatted books and books with misleading titles, cover art, or product descriptions. We reserve the right to determine whether content provides a poor customer experience.
Ob es vorab inhaltliche Prüfungen gibt, oder ob man die Kunden entscheiden lässt, was »schlecht« ist und es dann wieder entfernt, ist noch offen.
Im Moment hält Amazon für solche Veröffentlichungen die Rechte an VAMPIRE DIARIES, GOSSIP GIRL und PRETTY LITTLE LIARS, es ist davon auszugehen, dass dieses Portfolio zügig erweitert werden wird. Die FanFiction-Werke werden ausschließlich in eBook-Form erscheinen.
Ich gehe davon aus, dass Amazon mit diesem vermutlich durch SHADES OF GREY (das war usprünglich mal TWILIGHT-FanFic) inspirierten Stunt wieder einmal die klassischen Verlage kalt erwischen wird. Das Konzept ist aber auch zu genial: man kauft die IP und danach lehnt man sich zurück und schaut zu, wie die schreibenden Fans für klingelnde Kassen sorgen …
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