CCXP in Köln: Das Ende der Role Play Convention?
Die Veranstalter bei der Kölnmesse hatten mir zugesagt mich über Details zur kommenden Comic Con Experience (CCXP) in Köln zu informieren, in die auch die RPC integriert werden soll. Gestern war die Pressekonferenz, aber irgendwelche Infos kamen nicht, wie von mir schon erwartet.
Die Informationen konnte ich aus anderer Quelle beziehen, und sie sind gruselig.
Erstens ist den Veranstaltern offenbar völlig egal, dass zum selben Termin die Comic Con Stuttgart stattfindet, für die sich etliche Aussteller bereits gebunden haben (Edit 16:15: seitens der Veranstalter der CCXP werden »Terminprobleme« als Wahl für das Datum genannt, das halte ich für schwer nachvollziehbar).
Zweitens ist die Veranstaltung viertägig. Da fragt man sich zum einen, wie nichtprofessionelle Fangruppen das stemmen sollen, sowohl von der Besetzung, als auch von der Logistik oder Urlaub, und auch die Preise für Standnebenkosten wie beispielsweise Strom werden sich mal eben verdoppeln, was sich manch einer nicht wird leisten können. Wobei es derzeit noch völlig unklar ist, ob auf so einer puren Kommerzveranstaltung überhaupt noch kostenlose Stände für Fangruppen angeboten werden, oder wie die Standpreise für andere Anbieter wie Kleinverlage sich entwickeln werden.
Nimmt man die vermutlichen Eintrittspreise als Anhaltspunkt, kann einem in der Hinsicht leider nur schlecht werden. Waren diese auf der RPC noch moderat, so will man sich laut Pressemeldung auf der CCXP ernsthaft an den Preisen der Veranstaltung in Sao Paulo orientieren. Das würde bedeuten eine Tageskarte am Wochenende kostet 90 Euro, das kann aber auch bis 400 Euro hoch gehen.
Die Zielgruppe der RPC waren in erster Linie Spieler, es ging um Rollenspiele, Tabletop, LARP und Computerspiele. Es glaubt doch nicht ernsthaft jemand bei den Veranstaltern, dass diese Zielgruppe 90 Euro ausgibt, um sich eine in die CCXP integrierte RPC anzusehen, und die irgendwelche Stars überhaupt nicht interessieren?
Es wird jetzt abzuwarten sein, welche weiteren Informationen zu Standpreisen etc. in den nächsten Tagen und Wochen kommen werden, und wie schnell die kommen. Ich befürchte, dass hier derselbe Wucher Einzug halten wird, wie bei all den anderen Comic Cons in Deutschland, die die Besucher mit C‑Promis und überbordendem Merchandise abzocken wollen, wobei die Szene und die Fandoms komplett auf der Strecke bleiben – und die völlig wahnwitzige Ausstellerpreise ansagen, die sich Kleinanbieter nicht leisten können; da bleiben dann nur die üblichen austauschbaren Merchandising-Mist-Anbieter über, die ihr überteuertes Zeug allein deswegen schon unter die Leute werfen müssen, um sich die Standpreise leisten zu können.
Die RPC war immer eine Veranstaltung, die es eben abseits all des Kommerzes Fangruppen, Kleinverlagen und anderen kleinen Anbietern ermöglicht hat, sich auf solch einer Veranstaltung zu präsentieren, die man sich sonst nie hätte leisten können. Wenn es das in Zukunft nicht mehr geben sollte – wovon ich ausgehe – mag man seitens der Veranstalter soviel von »integrierter RPC« reden, wie man will, aber dann ist die RPC Germany tatsächlich Geschichte. Sehr schade darum, dass diese Veranstaltung auf dem Altar des Mammon geopfert werden soll.
Machs gut RPC, es war eine schöne Zeit.
Update: Zitat aus dem oben verlinkten Artikel:
Für Aussteller relevant: Im Vergleich zur RPC 2018 haben sich die CCXP-Quadratmeterpreise vervielfacht und liegen nun auf dem Niveau der Gamescom.
Damit bewahrheiten sich alle Befürchtungen, das kann sich keiner der kleinen Anbieter leisten, damit geht es seitens der Veranstalter nur noch um Kommerz und Kohle abgreifen. Schlimm, ganz schlimm. (Nachtrag: erwartete Besucher auf der CCXP: 70000, Besucher auf der letzten GamesCom: 370000 – da fragt man sich, mit welcher sachlichen Begründung die Veranstalter die »Vervielfachung« der Preise auf GamesCom-Niveau rechtfertigen wollen … außer, dass sie möglichst viel Kohle generieren möchten)
Update 2: Presseanfrage an Andre Kuschel (Veranstalter RPC) ist raus.
Update 3: Kommentar der Seite »LARP« auf Facebook:
Die Role Play Convention ist tot. Zumindest in der bisherigen Form. … Ob sich Vereine, Fangruppen, private und kleinere LARP-Orgas und Händler die Teilnahme noch leisten können ist zu bezweifeln.
Update 4: Ich weise darauf hin, dass Informationen zu Preisen von der verlinkten Quellseite stammen, und ansonsten hier deswegen oft nur Vermutungen geäußert werden können, da die Veranstalter sich zu einem wochenlangen Kommunikationsblackout entschlossen hatten, statt drängende Fragen zu beantworten. Auch die mir zugesicherte Zusendung von Informationen nach der Pressekonferenz hat nicht stattgefunden. Falls Informationen oder Vermutungen in diesem Text falsch sein sollten, steht es den Veranstaltern selbstverständlich frei, mir korrekte Informationen zur Verfügung zu stellen.
Update 5: »Planungsphase fängt jetzt erst an«, es weiß also selbst beim Veranstalter keiner etwas Genaues zur RPC. Und dafür nichts Genaues zu wissen, haben sie sich wochenlang bis gestern Zeit gelassen …
Update 6: Standpreise laut Liste auf der offiziellen Webseite der CCXP:
Obligatorische Beteiligungskosten je m² Bodenfläche:
150,00 EUR/m²
Der Beteiligungspreis enthält keinerlei Aufbauten und Bodenbeläge. Beachten Sie ferner, dass auch keine Abgrenzungen (Rück- und Seitenwände) zu Ihren Nachbarständen existieren.
Anteilige Energiekosten 5,00 EUR/m²
AUMA-Beitrag 0,60 EUR/m²
Beispielrechnung: Ein Ministand von 2 x 3 Metern bedeutet alleine 900 Euro Standkosten.
Update 7: Ich habe von der Kölnmesse eine Mitteilung zur gestrigen Pressekonferenz bekommen, auch darin finden sich keine Antworten auf die offenen Fragen, leider ausschließlich PR-Blabla und Publicity-Phrasen wie toll das alles werden wird … Angehängt als PDF zum Downloa:
PM01_CCXPCologne_Premiere 2019 (PDF, ca. 90 kB)
Update 8: Auf Facebook erklären die Veranstalter der RPC mit vielen Ausrufe- und Fragezeichen, dass die vermuteten Zahlen zu den Eintrittspreisen bei gameswirtschaft.de nicht stimmen. Machen allerdings darüber hinaus keinerlei konkreten Angaben.
Update 9: Informationen zu Ständen für Fangruppen und Vereine bei Dorp:
Fangruppen bleiben erhalten. Auf Nachfrage wird uns auch bestätigt, dass die Aktion Fandom weiter bestehen bleibt. Nach jetzigem Stand gibt es dafür allerdings noch kein Anmeldeformular. Das der Koelnmesse bietet diese Option nicht an. Man soll sich also an seinen bisherigen RPC-Kontakt wenden oder direkt an Andre Kuschel persönlich.
Money Quote: »Kölnmesse bietet diese Option nicht an« – wie das genau abgewickelt werden soll, wissen wir also immer noch nicht …
Update 10: Auf der letzten RPC gab es über 300 Aussteller (Quelle: Kölnmesse). Für die CCXP geht man laut Artikel auf gameswirtschaft.de von 80 Ausstellern aus …
Update 11: Seitens der RPC liefert man leider keine inhaltlichen Informationen, sondern versucht mich stattdessen zu diskreditieren. Sehr professionell (nicht), inklusive der Rechtschreibfehler. Was genau »nicht der Wahrheit« entspricht bleibt offen.
Update 12: Ich habe inzwischen von Händlern (die nicht genannt werden möchten) Rückmeldungen bekommen, dass sie angesichts der neuen Standpreise auf eine Teilnahme verzichten werden.Update 13: Laut einem unbekannten Mitarbeiter der RPC, der sich auf Facebook hinter deren Account versteckt, verbreite ich »Fake News«. Na dann … :)
Update 14: Ich hatte gestern gegen Mittag bei Herrn Kuschel per Email um weitere Informationen hinsichtlich Fandom- und Vereinsständen gebeten und auch gefragt, ob die von Gameswirtschaft angenommenen Preise korrekt sind. Da Herr Kuschel, wie auf Facebook geäußert, so viel Wert auf korrekte Informationen legt, hätte er nur kurz auf diese Email antworten müssen – was er leider nicht tat.
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