Adblocker

Youtube und die Adblocker: Google macht ernst – und Lösungen

Wie bereits ange­kün­digt, will Goog­le sei­ne Adblo­cker-Aver­si­on jetzt knall­hart durch­zie­hen. Man bekommt ab sofort Popups ange­zeigt, die einen dar­auf hin­wei­sen, dass man zwei oder drei Vide­os ohne Wer­bung sehen darf, die ner­ven einen erst­mal ein paar Sekun­den, dann star­tet der Clip doch, danach folgt ein nicht weg­klick­ba­rer Popup, der Nutzer°Innen zwin­gen will, Adblo­cker zu deak­ti­vie­ren.

Jetzt könn­te man natür­lich im Adblo­cker eine Aus­nah­me­re­ge­lung für You­tube ein­rich­ten und sich von der äußerst pene­tran­ten Wer­bung ner­ven las­sen. Das ist aber kei­ne Lösung. Ins­be­son­de­re des­we­gen nicht weil die­se Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on zwei Zie­le hat: Du sollst ent­we­der die ätzen­de Wer­bung ertra­gen, ODER Du sollst You­tube für einen wer­be­frei­en Zugang bezah­len. Bei­des für mich inak­zep­ta­bel, außer­dem ent­schei­de ich, ob ich auf mei­nem Rech­ner Wer­bung zu sehen bekom­me und nicht Goog­le.

So, und was nun?

Ers­tens wird bereits gegen Goog­le geklagt:

Zwei­tens kann man You­tube-Links ein­fach in einem pri­va­ten Brow­ser­fens­ter öff­nen. Das unter­schei­det sich je nach Brow­ser ein wenig, aber in aller Regel ist es so ähn­lich wie: Rechts­klick auf den Link -> »Link in pri­va­tem Fens­ter öff­nen«.

Drit­tens kann man eine Invi­dious-Instanz nut­zen. Invi­dious ist ein Open Source-Tool, das jeder auf einem eige­nen Ser­ver instal­lie­ren kann und dann einen You­tube-Pro­xy hat, der jede Men­ge Gener­ve aus­blen­det, dar­un­ter eben auch Wer­bung. Goog­le ver­sucht schon län­ger, Invi­dious weg­zu­kla­gen, war damit aller­dings bis­her nicht erfolg­reich. Man wählt eine Invi­dious-Instanz und sucht ein­fach dort nach dem Video, statt bei You­tube. Denk­bar wären auch Brow­ser-Erwei­te­run­gen, die einen You­tube-Link statt dort in Invi­dious öff­nen, aber die müs­sen erst­mal kom­men.

Drei­ein­halb­stens könn­te man sich ein Auto­hot­key-Skript schrei­ben, das in ange­klick­ten You­tube Links die You­tube-Domain durch eine Invi­dious-Instanz ersetzt oder das pro­blem anders löst. Auto­hot­key ist eine Lösung, um Win­does zu skrip­ten, also bestimm­te Din­ge auto­ma­ti­siert durch­zu­füh­ren. Dazu gehört aber Fach­wis­sen und Pro­gram­mier­kennt­nis­se, die man nun wirk­lich nicht bei jeder Inter­net­nut­ze­rin vor­aus­set­zen kann.

Vier­tens besteht die Opti­on, ein soge­nann­tes User­script zu instal­lie­ren. Die bekann­tes­te Brow­ser­er­wei­te­rung dafür nennt sich Tam­per­m­on­key, die gibt es für Chro­me, Fire­fox, Edge, Safa­ri und Ope­ra Next. Im Prin­zip fügt ein Tam­per­m­on­key-Skript einer bestimm­ten Domain oder Web­sei­te zusätz­li­che loka­le Java­scrip­te hin­zu, die die Sei­ten­funk­ti­on ändern oder erwei­tern kön­nen. Man muss die Brow­ser­er­wei­te­rung Tam­per­m­on­key im Brow­ser der Wahl instal­lie­ren und dann in Tam­per­m­on­key ein You­tube-Adblock-Skript ein­fü­gen, das fin­det man auf Git­hub.

»Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on of the inter­net« nennt Cory Doc­to­row das, was You­tube tut. Eine Platt­form schaf­fen, die­se mit allen Mit­teln zu einem Mono­pol machen und die Nut­zer so ein­sper­ren, dass das Ver­las­sen ein grö­ße­res Ärger­nis wäre, als sich der Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on (in die­sem Fall Wer­bung) zu beu­gen, weil man gelieb­te Inhal­te ver­lie­ren wür­de. Face­book zieht das eben­falls mit gro­ßem Erfolg seit Jah­ren durch. ich kann nur drin­gend emp­feh­len, Cory Doc­to­rows Buch THE INTERNET CON zu lesen. Das beleuch­tet die Machen­schaf­ten der gro­ßen Platt­for­men und was man dage­gen tun kann, eben genau wie hier freie Inter­net-Tech­no­lo­gien zu nut­zen, um der Ens­hit­ti­fi­ca­ti­on zu ent­kom­men, oder sie zu umge­hen.

You­tube-Crea­tors kann man nur emp­feh­len, auf ande­re, freie, Platt­for­men wie den Fedi­ver­se-Able­ger Peer­tu­be zu set­zen, auch wenn es da natür­lich kei­ne Mone­ta­ri­sie­rung gibt. Aber für die, die mit den Vide­os kein Geld ver­die­nen wol­len, ist Peer­tu­be defi­ni­tiv einen Blick wert.

Hab ich noch was ver­ges­sen? Ach ja:

Geh zur Höl­le, Goog­le!

Ergän­zung: Kris Köhn­topp weist in einem Kom­men­tar auf fol­gen­de Alter­na­ti­ve hin, ich füge das mal hier ein, damit es sicht­ba­rer wird:

Eine ein­fa­che­re Mög­lich­keit ist es, Fire­fox zu ver­wen­den und uBlock ori­gin zu instal­lie­ren.

Fire­fox hat die Umstel­lung auf die ein­ge­schränk­te MANIFEST V3 API von Goog­le Chro­me nicht mit­ge­macht – Goog­le hat die Mög­lich­kei­ten von Adblo­ckern in V3 stark ein­ge­schränkt “um die Sicher­heit zu erhö­hen”.

uBlock ori­gin von Ray­mond Hill ist der letz­te ver­blei­ben­de Adblo­cker, der nicht von kom­mer­zi­el­len Inter­es­sen getrie­ben ist, und inte­griert auch einen Fil­ter für You­tube-Wer­bung, der sta­bil gegen den You­tube Anti-Adblock ist.

Eine Kon­fi­gu­ra­ti­on ist mög­lich, aber nicht not­wen­dig.

»Macht euren Adblocker aus, ihr Schmarotzer!«

So oder ähn­lich wim­mert es heu­te durch das deut­sche Web. Gejam­mert wird, man müs­se doch mit irgend­was sein Geld ver­die­nen und das sei­en nun mal Anzei­gen. Und wer die unter­drückt, der sei ein Mis­se­tä­ter, denn er kon­su­mie­re nur den Con­tent, ohne für Ein­nah­men zu sor­gen.

Mal ehr­lich: Habt ihr sie noch alle?

Ich habe grund­sätz­lich nichts gegen Wer­bung, schon gar nicht, wenn sie kon­text­sen­si­tiv ist, also sich um den Arti­kel dreht, den ich gera­de bei euch lese. Oder um The­men die auch die Web­sei­te beackert. Doch was bekom­me ich auf den weit­aus aller­meis­ten wer­be­fi­nan­zier­ten Web­sei­ten? Auf­dring­li­ches Gefla­cker, Geblin­ke, knal­leb­un­te, ner­vi­ge Bil­der, Popups und Popun­ders bis mir die Augen blu­ten und der Rech­ner lei­se stöhnt. Und das nimmt dann alles auch noch meist deut­lich mehr Platz ein, als der eigent­li­che Con­tent. Und hat mit die­sem nix, aber auch gar nix zu tun. Von den Adser­vern, die regel­mä­ßig Mal­wa­re groß­flä­chig im Web ver­streu­en, noch gar nicht gespro­chen. Und auch nicht vom Track­ing durch die Wer­be­bil­der.

Ihr seid es doch selbst schuld! Hät­tet ihr mit die­sem auf­dring­li­chen Scheiß nie­mals ange­fan­gen, hät­ten Adblo­cker auch nicht eine sol­che Ver­brei­tung gefun­den. Fahrt das wie­der auf ein ver­nünf­ti­ges Maß zurück und wir kön­nen reden. Vor­her nicht. Und wenn Sei­ten mit Spiel­chen anfan­gen wie »ihr seht unse­re Vide­os nur noch, wenn ihr den Adblo­cker deak­ti­viert«, dann ant­wor­te ich: »Und tschüss!« Es gibt mehr als genug alter­na­ti­ve Ange­bo­te im Web.

Fazit: hört auf uns zu ner­ven, fangt an, ver­nünf­ti­ge Wer­bung in ver­nünf­ti­gem Maß zu zei­gen und wir hören auf, die zu blo­cken.

Bis dahin fin­de ich euer Gewim­mer arm­se­lig, rea­li­täts­fern und vor allem: arro­gant.

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Illu von mir. CC BY-NC-SA

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