Spoilerfrei
Nach der ersten Episode gestern wollte ich doch mal eben ein paar Worte zur neuen MCU-Serie LOKI verlieren, die Fachfrau* nennt das »Kurzkritik«. Ich kann mich noch an diejenigen erinnern, die während ENDGAME darauf hinwiesen, dass das Verschwinden Lokis doch unlogisch sei und nicht in die Zeitlinie passen würde. Ich hatte an der Stelle bereits angenommen, dass sie mit der Figur noch was vorhatten, die eigentlich kurz vorher – oder viel später, temporale Grammatik ist nichts für Weichlappen – zu Tode gekommen war. Worden War. Werden sein wird. Whatever.
Kam THE FALCON AND THE WINTER SOLDIER im Vergleich mit WANDAVISION sehr konventionell daher (weil da der Fokus nicht auf Gimmicks, sondern auf Charakteren, deren Entwicklung und gesellschaftlichen Aussagen lag) erfreut LOKI schon in der ersten Episode wieder mit Full Metal Marvel Madness. Und erneut muss man ihnen Respekt zollen, mit wie viel Chuzpe sie uns die abstrusesten Settings als »das ist halt so« präsentieren, inklusiver abgefahrener extrauniverseller Übertechnik im Gewand der 1970er (oder zumindest mit starken Anleihen daran).
Was für eine Freude, Tom Hiddleston in der Rolle mal nicht als Nebencharakter sondern als Hauptprotagonisten zu sehen. Man konnte in jeder Szene erkennen, wie viel schieren Spaß er daran hatte, Loki mehr Leben einzuhauchen und der Figur mehr Facetten zu geben, als in den Filmen möglich war. Ähnliches gilt auch für Owen Wilson, der den undurchschaubaren Agenten einer noch viel undurchschaubareren und esoterischen aber irgendwie zutiefst menschlich-bürokratisierten Organisation mit sichtbar gelassen-arrogantem Spaß gab.
Ähnlich wie bei WANDAVISION beliefert Marvel die Fans auch bei LOKI mit mehr Ostereiern und Referenzen, als Dr. Strange verschiedene Zukünfte sehen kann. Ich gehe davon aus, dass das Internet bereits mit Theorien und Thesen zu all den unauffällig auffällig eingebauten Zwischenschnitten und Foki auf scheinbar nebensächliche Dinge, die die Verantwortlichen bei Marvel allein in Episode eins implantiert haben, explodiert ist. Und selbstverständlich referenzieren sie auch das bisherige MCU und stellen manches daraus in bisweilen verblüffendende neue Kontexte.
Und es würde mich doch sehr wundern, wenn das nicht die Bühne für DR. STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS bereitet.
Wenn Episode eins ein Hinweis darauf ist, wie es weiter geht, steht uns ein neues Highlight ins Haus. Und aus vergangenen Filmen und Serien darf man annehmen, dass es im weiteren Verlauf im Vergleich mit der Eröffnung noch steil bergauf gehen wird. Leider werden es nur sechs Folgen, aber da Kate Herron bei allen Regie geführt hat, gehe ich davon aus, dass es konsistent gut werden wird.
Ich kann es nur immer wieder betonen, dass ich es schier unglaublich finde, wie man bei Marvel denselben Themen immer wieder neue und immer wieder unterhaltsame Facetten abgewinnen kann. Aber tatsächlich sollte das nicht überraschen, denn genau das tun sie in den Comics bereits seit Jahrzehnten. Das dermaßen gekonnt aufs Bewegtbild zu übertragen ist trotzdem brilliant.
*) Fachmänner sind mitgemeint.
Poster Loki Copyright Disney+ und Marvel Entertainment