Telepolis: Steffen Hantke hat FALLING SKIES nicht verstanden …

Manch­mal steht in Arti­keln auf Tele­po­lis ein unbe­schreib­li­cher, über­heb­li­cher Gut­men­schen-Scheiß … In einem Arti­kel von Stef­fen Hant­ke zur US-Serie FALLING SKIES vom 11.05.2013 fin­det man z.B. den fol­gen­den Abschnitt:

Als Grund­la­ge die­ser Auf­lö­sung pos­tu­liert die Serie die Aus­lö­schung des U.S. Mili­tärs durch die Inva­so­ren; was bleibt, ist eine Zivil­be­völ­ke­rung, die para­mi­li­tä­risch orga­ni­siert ist, nach Maß­stä­ben mili­tä­ri­scher Dis­zi­plin und Hier­ar­chie Ent­schei­dun­gen trifft und han­delt, und ent­spre­chend para­mi­li­tä­risch aus­ge­rüs­tet sein muss.

Wer so etwas schreibt, der hat die Serie nicht gese­hen oder nicht ver­stan­den. Es geht immer wie­der um genau die­se Fra­ge: darf eine Gesell­schaft, auch eine post­apo­ka­lyp­ti­sche, aus­schließ­lich mili­tä­risch oder para­mi­li­tä­risch orga­ni­siert sein? Eini­ge der größ­ten Kon­flik­te zwi­schen den Über­le­ben­den dreht sich genau dar­um, und Noah Wyle als ehe­ma­li­ger Pro­fes­sor in einer der Haupt­rol­len, kämpft immer wie­der genau dar­um: die Erwä­gun­gen wie man vor­geht und wie es wei­ter geht, dürf­ten kei­ne rein mili­tä­ri­schen sein, son­dern müs­sen auch durch Mensch­lich­keit und Ethos geprägt sein. Im wei­te­ren Ver­lauf zeigt sich dann sogar, dass die­se Vor­ge­hens­wei­se kor­rekt ist, denn die schein­ba­ren Fein­de sind eben­falls nur unter­drück­te Skla­ven einer wei­te­ren Ali­en­ras­se – und es exis­tiert eine Rebellenbewegung.

Ja, manch­mal ist der mili­tä­ri­sche Weg der rich­ti­ge, das liegt allein schon am Set­ting: dem Gue­ril­la­krieg gegen einen tech­nisch über­le­ge­nen Geg­ner. Aber es wird auch immer wie­der von die­sem Weg abge­wi­chen, genau die­ser Kon­flikt ist einer der zen­tra­len Punk­te, um die es in die­ser Serie geht. Und der wird durch­aus nicht ein­sei­tig abgewickelt.

Ich fra­ge mich ernst­haft, was mit dem Arti­kel bezweckt wer­den soll, ins­be­son­de­re, wenn er die Seri­en­rea­li­tät in die­ser Form völ­lig falsch wie­der gibt und dann mit tat­säch­li­chen US-Pro­ble­men oder Strö­mun­gen wie der Tea Par­ty ver­gleicht und als pure Pro­pa­gan­da verortet?

FALLING SKIES ist eine US-ame­ri­ka­ni­sche Serie und als sol­che natür­lich patrio­tisch und »ame­ri­ka­nisch«, aber das, was Hant­ke hin­ein­in­ter­pre­tiert, ist so tat­säch­lich nicht vor­han­den, sogar ganz im Ggene­teil. Viel­leicht soll­te er sie sich noch­mal anse­hen. Viel­leicht möch­te er aber auch nur ein­fach über »die Amis« maulen …

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Pro­mo­fo­to FALLING SKIES Copy­right TNT und Dream­Works Television

AutorIn: Stefan Holzhauer

Meist harm­lo­ser Nerd mit natür­li­cher Affi­ni­tät zu Pixeln, Bytes, Buch­sta­ben und Zahn­rä­dern. Kon­su­miert zuviel SF und Fan­ta­sy und schreibt seit 1999 online darüber.

4 Kommentare for “Telepolis: Steffen Hantke hat FALLING SKIES nicht verstanden …”

twitter_Terrania

sagt:

Fal­ling Ski­es ist eigent­lich nur eine recht lang­wei­li­ge Inva­si­ons­se­rie, die mit den typi­schen ame­ri­ka­ni­schen Ste­reo­ty­pien arbei­tet. Das ohne Wer­tung. Denn was soll­te FS auch ande­res trans­por­tie­ren als eine US ame­ri­ka­ni­sche Ver­si­on des Gan­zen. So eine Serie in Deutsch­land ange­sie­delt hät­te ver­mut­lich ganz ande­re Prio­ri­tä­ten (das wäre das Wort Gut­mensch dann ver­mut­lich sehr »beschrei­bend«). Die Bie­ge zur Tea Par­ty zu machen ist … sport­lich. Auch die Bie­ge zum Spät­ka­pi­ta­lis­mus (was ist eigent­lich »Spät­ka­pi­ta­lis­mus«?) und ande­ren Din­gen ist etwas bemüht. Allein die Anpran­ge­rung der stän­dig bewaff­ne­ten Herr­schaf­ten führt schon zu einem gewis­sen »Stirn­run­zeln«, denn die befin­den sich im Gue­ril­la-Krieg. Da wäre lus­ti­ges, unbe­waff­ne­tes rum­tol­len im Wald ver­mut­lich ganz nett anzu­se­hen aber eher nicht ziel­füh­rend. Aber was solls. Poli­tisch Kor­rekt wäre da allen­falls die Benut­zung der Waf­fen nach Unter­zeich­nung einer Wie-auch-immer-gear­te­ten Erklä­rung, die den »rich­ti­gen« Ein­satz sicher stellt.
Grund­sätz­lich über­rascht eine sol­che Betrach­tung nicht. Denn im poli­ti­schen Dis­kurs über die Sci­ence Fic­tion ver­sucht man immer Par­al­le­len zum Hier und Jetzt auf­zu­zei­gen (Per­ry Rho­dan als faschis­to­ider Allein­herr­scher – sehr ger­ne gese­hen in den 70er und 80er Jah­ren, Per­ry Rho­dan als Weich­ei-Gut­mensch der sich lie­ber über den Hau­fen schies­sen lässt, als sich zu ver­tei­di­gen, oder gar auf der Flucht einen Gedan­ken an die Öko­lo­gie einer Insel ver­schwen­det, wenn er mit sei­nem Gefährt abstürzt). Das wird sich auch wie­der ändern. Und Gott­sei­dank gibt es unglaub­lich vie­le SF-Stof­fe die ein­fach nur gut sind – denn das ist Fal­ling Ski­es ein­deu­tig nicht. Aber das ist Geschmacksache.

Leonach

sagt:

Mir ist ein Fall bekannt, wo ein regio­nal bekann­ter Musik­kri­ti­ker eine Kri­tik eines Kon­zer­tes ver­öf­fent­lich­te ohne bei besag­tem Kon­zert anwe­send gewe­sen zu sein. Dar­an fühl­te ich mich gera­de erinnert…

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