Vorsicht Börsenverein!

Gera­de war wie­der so ein Moment, an dem ich den drin­gen­den Wunsch hat­te, mit dem Kopf auf die Tisch­plat­te zu schla­gen. Zur Leip­zi­ger Buch­mes­se hob der Bör­sen­ver­ein des Deut­schen Buch­han­dels eine Kam­pa­gne mit dem Titel »Vor­sicht Buch!« aus der Tau­fe. Was das Ziel des gan­zen ist, wur­de mir aus dem Mar­ke­ting­ge­schwur­bel nicht so rich­tig klar, irgend­wie war nebu­lös her­aus zu lesen, dass man den Buch­han­del gegen­über Ama­zon stär­ken möch­te. Glau­be ich. Ich bin nicht sicher.

Doch alle Fra­gen kön­nen jetzt beant­wor­tet wer­den, denn es gibt eine Web­sei­te zur Kam­pa­gne. Dach­te ich. Habe aber die Rech­nung ohne den Bör­sen­ver­ein gemacht, des­sen Toch­ter MVB bereits mit buchhandel.de und libre­ka ihre Kom­pe­ten­zen … äh … ein­drucks­voll prä­sen­tiert hatten.

Die Web­sei­te »Vor­sicht Buch!« soll wohl modern wir­ken, mit sei­nem Absperr­band-Design und groß­flä­chi­gen Bil­dern von »Typen« (unter den Kam­pa­gnen­bil­dern eine erschre­cken­de Men­ge an Cha­rak­ter­köp­fen, die aber der­art über­zo­gen und kari­kiert dar­ge­stellt sind, dass sie unsym­pa­thisch wir­ken). Und ein klei­nes Mäd­chen auf der Start­sei­te, na klar, Kin­der zie­hen doch immer, wie jeder weiß, lesen eh nur Frau­en – und bei denen müs­sen dann doch sofort die Hor­mo­ne ein­set­zen und einen unwi­der­steht­li­chen Buch­kauf­zwang aus­lö­sen. (tri­ple facepalm)

Ich kann mir nicht erklä­ren, wie man eine der­art aus­sa­ge­lo­se Web­sei­te zusam­men­stop­peln kann, die wirkt, als wis­se man selbst nicht, was man mit der Kam­pa­gne eigent­lich wol­le. Ins­be­son­de­re auch durch die Wahl des One Page-Web­site-Kon­zepts (die der Bör­sen­ver­ein viel­leicht für den letz­ten Schrei hält, aller­dings nur bei bestimm­ten Arten von Con­tent Sinn macht), wirkt die Sei­te wie ein halt­lo­ser und vor allem wei­test­ge­hend inhalts­lee­rer Fly­er. So bringt man also ana­lo­ge Bücher ins digi­ta­le Web? Not! Eben­so wenig wie Kun­den in die Buchhandlungen.

Kon­zep­ti­ons­los ist das, was mir dazu ein­fällt, wei­ter­hin: wer soll da eigent­lich ange­spro­chen wer­den? Per­so­nen die eh schon Bücher lesen? War­um? Was ist die Aus­sa­ge der Sei­te? Was ist das Ziel der Kam­pa­gne? War­um neh­men laut Goog­le-Kar­te nur ein paar Buch­hand­lun­gen teil? Die Anzahl der Tref­fer ist mit pop­lig doch noch freund­lich umschrie­ben? War­um glän­zen gro­ße Tei­le der Kar­te durch Lee­re? War­um soll­te mich das alles inter­es­sie­ren? Wo sind mei­ne Tropfen?

So wird das nichts, Bör­sen­ver­ein. Wer­be­me­tho­den aus den 80ern sind auch dann noch Wer­be­me­tho­den aus den 80ern, wenn man sie im Web neu anmalt. Statt hau­fen­wei­se über­flüs­si­ger Bil­der wäre es ange­bracht gewe­sen, zu infor­mie­ren. Aber mit dem Infor­mie­ren habt ihr es nicht so, oder? Sonst wür­det ihr ja mal auf mei­ne Anfra­gen per Mail ant­wor­ten … Mail. Ihr wisst schon? Die­ses neu­mo­di­sche Zeug.

[cc]

Screen­shot Web­sei­te »Vor­sicht Buch!« Copy­right Bör­sen­ver­ein des Deut­schen Buchhandels.

3 Kommentare zu „Vorsicht Börsenverein!“

  1. Du hät­test in der Meta-Descrip­ti­on nach­le­sen sol­len. Dort steht, was sie wollen:

    »Vor­sicht, ein Buch ver­än­dert dein Leben! Die Kam­pa­gne der Deut­schen Buch­bran­che wird in den nächs­ten Jah­ren unter dem Mot­to „Vor­sicht Buch!“ dafür sor­gen, dass mit einer auf­merk­sam­keits­star­ken Kom­mu­ni­ka­ti­on die Begeis­te­rung für das Buch neu ent­facht wird. Das Buch schafft wie kein ande­res Medi­um ein inten­si­ves Erleb­nis: Eige­ne Bil­der im Kopf unter­ma­len das Gesche­hen und las­sen die Leser in span­nen­de Rol­len sowie über­ra­schen­de Wel­ten vol­ler Emo­tio­nen ein­tau­chen. Ein Erleb­nis, das Leben ver­än­dert und vor dem wir augen­zwin­kernd „war­nen“.«

    ;)

  2. ich, wer sonst

    Auf den ers­ten Blick, eine schlech­te Site:
    1. deut­lich erkenn­bar Wer­bung, wo bleibt das viel­ge­rühm­te ‘Inter­net der Din­ge’, das geht bes­ser, viel bes­ser! und mal ehr­lich, das Design ist grauenhaft;
    2. was sucht auf die­ser Site ein eTra­cker (mei­ne Daten gehö­ren mir);
    Fazit: die­se Site ist für mich gestorben.

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