Man muss weiterhin leider konstatieren, dass der Börsenverein die Fehler der Musikindustrie wiederholen möchte.
Mir sind daran allerdings einige Dinge unklar:
Wäre es nicht viel sinnvoller, endlich kundenfreundlich zu agieren und auf DRM-Maßnahmen zu verzichten, die die Nutzung der erworbenen Nutzungslizenzen auf beliebigen Geräten unterbinden, die Handhabung der eBooks höchst sperrig machen und die Kunden unter Generalverdacht stellen? Wäre es zudem nicht viel sinnvoller, endlich von den Mondpreisen abzukommen und eBooks zu angemessenen Kosten anzubieten? In beiden Fällen würde das sofort für eine höhere Akzeptanz und größere Umsätze sorgen. Sind Umsätze nicht genau das, was die Anbieter wollen?
Nach den Pressemitteilungen der letzten Zeit sind eBooks immer noch kein wirklicher Faktor im deutschen Markt und der Umsatz dümpelt auf äußerst niedrigem Niveau. Wenn das so ist, dann kann auch in der Schlussfolgerung eBook-Piraterie noch kein nennenswerter Markt sein. Was stimmt denn nun? Oder handelt es sich um eine Präventivmaßnahme, weil das Internet ja schließlich in Kürze von eBook-Kopien überschwemmt wird? Hört sich für mich nicht nach einem plausiblen Szenario an.
Noch ein ketzerischer Gedanke zum Abschluss: wenn man einer Organisation Geld dafür bezahlt, gegen Urheberrechtsverstöße vorzugehen, dann wird diese in dem Moment überflüssig, in dem sie großflächig erfolgreich ist … Im Jahr 2006 wurden gegen die GVU Ermittlungen eingeleitet, weil sie selbst illegal geschütztes Material in Tauschbörsen verbreitet hatten – sie begingen also möglicherweise genau die Taten, die sie verhindern sollten. Weiterhin halten sie selbst Honeypots vor, damit diese von Release-Gruppen genutzt werden können. Unbedenklich sind diese Vorgehensweisen nicht, meiner Meinung nach auch nicht moralisch oder rechtlich einwandfrei. Vielleicht denkt darüber ja beim Börsenverein mal jemand nach …
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Bild iPad von mir, Jolly Roger von Jack Rackham, gemeinfrei, Collage von mir