Unter Zusammenarbeit mit dem Portal StartNext wird Feder & Schwert ab demnächst Bücher anbieten, die via Crowdfunding realisiert werden, das bedeutet im Umkehrschluss, dass man dirch diese Art der Vorfinanzierung sicher sein kann, dass die Werke auch von Leser tatsächlich gewollt werden. Der Verlag geht damit nicht nur sehr flexibel auf Kundenwünsche ein, sondern nutzt auch sehr innovativ die Möglichkeiten des Webs.
Oliver Graute, Marketingleiter und Produktionschef bei Feder & Schwert sagt dazu:
»Wir sind klein genug, um schnell auf die Wünsche des Marktes einzugehen und haben die Größe einzugestehen, dass es entweder mit den Lesern funktioniert oder überhaupt nicht …«
und fügt hinzu:
»Wir sind kein Zuschussverlag, der seine Autoren über den Tisch zieht und Bücher produziert, die keiner haben will außer dem Autor selbst, wir sind das genaue Gegenteil. Wir bieten Möglichkeiten. Wir sind der Verlag 2.0. Willkommen in der Zukunft. Ihr Wunsch ist uns Befehl!«
Das Verlagsprogramm wird allerdings nicht vollständig auf Schwarmfinanzierung umgestellt, es werden auch weiterhin Produkte auf herkömmliche Art erscheinen. Details findet man in einem Artikel auf der offiziellen Webseite.
Genau so muss das gemacht werden. Zeigt den »Großen« wo es lang geht!
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Quelle: Feder & Schwert, Logo Copyright Feder & Schwert
Feder&Schwert war in seiner Verlagsgeschichte stets für Überraschungen gut.
Jedoch kann F&S auch für »Fluch & Segen« stehen. Auf der Segen-Seite sind stets verlegerischer Mut zu ungewöhnlichen Inhalten. Innovative, kreative, freche und ungewöhnliche Layouts und Designs. Ein Blick für gute bis herausfordernde Autoren. Bücher zum kleinen Preis trotz aller Zwänge eines Kleinverlages. Eine gute Fan-Basis mit treuen Anhängern und dazu feste Bindungen an assozierte Fan-Medien.
Auf der Fluch-Seite stehen leider immer wieder auch verlegerische Fehlentscheidungen, denen die Leser nicht mehr folgen mögen. Layouts und Covergestaltungen, die so kreativ sind, dass sie die Augen schmerzen und unlesbar geworden sind. Über-ambitionierte Inhalte, die so komplex und verwickelt sind, dass nicht einmal der Autor sie entwirren konnte. Aus Kostengründen eine so kleine Schrift, dass zum Lesen eigentlich eine Lupe notwendig ist. Eine unselige Verstrickung in eine fannische Szene und einen selbstgeschaffenen Klüngel-Sumpf, der eine professionelle Presse- und Marketing-Arbeit nachhaltig verhindert.
Bei den Kunstkrimis vom Autoren-Duo namens Hailey Lind ist der Titel des ersten Bandes leider auch Programm geworden: »Kunstfehler«. Hier ist alles falsch gelaufen: Chaotisches, überfrachtetes und unlesbares Cover-Design. Genauso überfrachtete Inhalte. Ein Kunstdiebstahls-Sujet, das vielleicht noch in die Allgemeine Reihe eines großen Bellestrik-Verlag mit einem langjährig gewachsenen und vielfältigen Thriller-Programm und dessen Leserpublikum passen könnte, jedoch nicht zu einem kleinen Fantasy-Verlag. Dazu die übliche Mikroschrift. Und die bekannten Probleme bei PR und Marketing.
Nun sollen die Leser beim dritten und wohl unverkäuflichen Band diesen verlegerischen Fauxpas per Crowdfundings retten. Und dazu die großsprecherische Parole »Wir sind der Verlag 2.0. Willkommen in der Zukunft.« Uff – das ist starker Tobak! Jungs, was habt ihr geraucht?
Soweit so schlecht. Und was sollen die edlen Spender laut Eurer offiziellen Info auf der Spendenplattform für ihr Geld bekommen: NICHTS. Das Crowdfunding soll nur dazu verwendet werden, dass der Band »in den Handel kommt und über zielgerichtete Vermarktung durch unsere Vertriebskanäle zu einem Baustein in der Krimireihe unseres Verlages wird«. Also kein Frei-Exemplar ab einer Spendensumme von x, die den Druckpreis mit Versand deckt, keinen angemessenen Subskriptions-Rabatt, keine freundliche Erwähnung der Spender im Buch, sondern einfach NICHTS …?
Das ist … dreist!
Ich habe überlegt, ob ich den Kommentar freischalten soll, habe es aber dann getan, da es sich um eine Meinungsäußerung handelt und ich mit einer solchen erstmal keine Probleme sehe.
Mir seien jedoch folgende Anmerkungen erlaubt:
»Mikroschrift«: Wie jetzt? Wer wie ich seit den 1970ern liest, der weiß, dass früher die Schrift in Taschenbüchern deutlich kleiner war als heute. Wer schonmal einen Blick in eine Karl May-Taschenbuchausgabe geworfen hat, der weiß garantiert was ich meine. Wer heutzutage amerikanische Taschenbücher kauft, der weiß das auch.
Deutsche Publikumsverlage scheinen inzwischen nur noch für Kurzsichtige zu produzieren, betrachtet man die Schriftgrößen die dort Verwendung finden. Natürlich kommt das den Einnahmen zugute, denn man muss ja leider aufgrund der Schriftgröße US-Romane in zwei Bücher unterteilen, weil sie sonst zu dick werden würden. Dass man auf diese Art und Weise auch gleich die doppelte Kohle abgreifen kann, ist wohl nur nettes Beiwerk…
F&S machen das nicht und nehmen kleine, aber nicht zu kleine Schrift in Kauf, um Bücher eben NICHT künstlich aufteilen zu müssen. Ja und? Ist das nicht Gemecker, ausgelöst durch die überflüssigen Gigantschriften in den deutschen Druckwerken der letzten Jahre? Wie groß sollte Schrift denn sein? Ist das nicht insbesondere auch Geschmackssache?
Davon abgesehen scheint der Kommentator das Prinzip des Crowdfunding nicht verstanden zu haben. Man bezahlt, weil man ein bestimmtes Werk gedruckt in Händen halten möchte, NICHT, weil man in den Credits erscheinen möchte. Und: erstmal vorab gemeckert, niemand weiß, ob F&S solches nicht vielleicht in der Zukunft möglich macht oder plant. Bist Du mit dem Vorschlag mal an den Verlag heran getreten? Oder erstmal einfach nur maulen?
Zum Abschluß frage ich mich, warum man einen Verlag dafür kritisiert, dass er Bücher heraus bringt. Den Anspruch, dass F&S nur Phantastik verlegen darf, hat nur der obige Kommentator – warum, frage ich mich allerdings sollte der Verlag KEINE Krimis heraus bringen? Ein Verlag verlegt Bücher. Eine Antwort auf diese Frage finde ich auch nach längerem Überlegen nicht… Na gut, weil es dem Verfasser des Kommentars nicht passt, dass auch Krimis verlegt werden, statt nur Phantastik. Gähn.
Nachtrag:
»Kein Freiexemplar ab Summe X«?
Auf der Projektseite auf StartNext lese ich spontan:
Offensichtlich hat sich der Kommentator nicht ausreichend informiert.
Also ich kann mich der Crowdfunding-Begeisterung auch noch nicht recht anschließen. Ich mag Feder&Schwert aus der Leserperspektive sehr gerne. Viele der Bücher aus der origin-Reihe sind in jeder Hinsicht phantastisch und bieten tolle Alternativen zur Mainstreamfantasy. Auch die Covergestaltungen fand ich stets sehr gelungen, ich erinnere an die Brom-Cover der »Krieg der Spinnenkönigin«-Reihe. Kein Vergleich zum Blanvalet-Gummibärchenflair der neu aufgelegten Drachenlanzereihe! Und dann das Engel-Projekt, das zumindest auf Romanebene eine geniale Sache war.
Ja, also ein toller Verlag, eigentlich sogar mein Lieblingsverlag. Dennoch, dem Crowdfunding stehe ich skeptisch gegenüber. Ich weiß, dass das prima funktionieren kann z.B. bei Filmen. Da kann man den Sponsoren dann Product Placement anbieten, die Erwähnung auf Flyern und im Abspann… Aber es stellt sich schon ein wenig die Frage, wie man hier das Geld zusammenbekommen will, welchen Anreiz es geben soll, neben einem Exemplar des Buches. Nun ist es hier eine Reihe, die vielleicht schon ihren Leserstamm hat, aber wird das reichen? Und vor allem, was ist, wenn dann neue Autoren unbekannte Titel versuchen werden, so ihren Weg zu finden? Beispiel »Fairwater« von Oliver Plaschka. Ein wirklich tolles Buch, aber hätten sich im Vorhinein wirklich genügend Sponsoren für die Veröffentlichung gefunden, rein aus einer Beschreibung heraus? Ist es hier nicht Aufgabe eines Verlags, gerade das Ungewöhnliche zu wagen und einem solchen Buch eine Chance zu geben? Nun kann man sagen, wer nicht auf die Beschreibung hin spendet, der wird sich das Buch auch nicht kaufen. Dem würde ich widersprechen. Zum einen gibts bei Veröffentlichung immer ein paar durchaus einflussreiche Rezensenten, die sich finden. Zum anderen braucht man kein Kauf eines Buches nicht auch noch online seine Daten zu hinterlegen und einer Website wie StartNext zu vertrauen (ich will nicht sagen, dass man ihr nicht vertrauen kann, bin da nur von Grund auf skeptisch).
Ich werd mich gern eines Besseren belehren lassen, vielleicht wird das Projekt ja ein voller Erfolg und kann dem Verlag aus der Krise helfen. Aber wie gesagt, fürs Erste kann ich die Begeisterung vonwegen »Verlag 2.0« etc. nicht nachvollziehen. Etwas weniger Kampfbegriffe hättens hier übrigens auch getan!
Was denn für »Kampfbegriffe?«
Davon abgesehen sagt die Pressemeldung des Verlags doch eindeutig aus, dass man auch fürderhin »herkömmlich« produzierte Bücher herausbringen will. Da dürfte auch Platz für Plaschkas sein…
Na gut, ich weiß ja nicht, wie sie das mit dem »herkömmlich« verstehen. Hab das jetzt nur auf »gesicherte« Projekte wie zum Beispiel weitere Forgotten Realms-Romane bezogen, die schon ihre Stammleserschaft haben.
Mit »Kampfbegriffen« meine ich sowas wie »Ihr Wunsch ist uns Befehl« oder »Wir sind der Verlag 2.0«. Wirkt auf mich unfreiwillig komisch.
Auf mich nicht.
Ich bin heute durch Zufall über dieses System gestolpert und halte es für eine gute Grundidee. Allerdings gibt es auch noch einen Punkt, der in meinen Augen überarbeitungsbedürftig ist.
Erst einmal zu den Vorteilen für die einzelnen Beteiligten:
Autor: Bekommt die Möglichkeit zur Veröffentlichung. Laut der Beschreibung klingt es für mich so, dass durch Crowdfunding Bücher realisiert werden sollen, die ansonsten eventuell keine Chance bekommen hätten. Nicht, weil sie etwa schlecht wären – was sicherlich nicht der Fall ist – sondern weil sie etwas Neues, Gewagtes, Extravagantes sind. Etwas, bei dem sich der Verlag denkt: »Wow! Aber … lässt sich das auch verkaufen?« Ich kann mir vorstellen, dass gerade kleinere Verlage, die sich nicht allzu viele Fehlschläge leisten können, an dieser Stelle einen Rückzieher machen und lieber auf Nummer sicher gehen. Mit Crowdfunding hingegen könnten sie sich gezielt erkundigen, ob sich doch genug Leser finden würden, um das eigentlich gute Manuskript zu veröffentlichen.
Verlag: Kann Neues ausprobieren, ohne ein großes Risiko einzugehen. Wider der Meinung so mancher Menschen, die das System schon mit einer Art Vorstufe eines DKZV vergleichen, kann ich es für Kleinverlage nachvollziehen. Zumindest, solange es sich in Grenzen hält und nicht plötzlich ausschließlich praktiziert wird.
Zahlender Leser: Als ich das erste Mal davon gelesen habe, habe ich mir verwundert die Augen gerieben. 10 € für ein Buch? 20 € für zwei Bücher? 30 für drei? Jetzt mal ehrlich, das sind doch ganz normale Preise. Das Geld geht auch nicht verloren, wenn das Projekt nicht realisiert wird. Man hat nichts zu verlieren. Funktioniert es, gibt’s die Bücher, wenn nicht, passiert gar nichts.
Für Übertrieben halte ich nebenbei bemerkt die Sache mit der Umwelt. Ich habe einen Text über Crowdfunding zunächst gelangweilt überflogen und behielt am Ende nur den Gedanken an einen umweltschützenden Verlag zurück… Was ja nicht wirklich der eigentliche Hintergrund des Ganzen ist, auch wenn es mir so vorkommt, als würde es bewusst vorgeschoben. Natürlich stimmt es, dass durch dieses System weniger Flops produziert werden und dadurch auch etwas die Umwelt geschont wird, aber dieser eigentlich kleine Nebeneffekt wird in meinen Augen übertrieben stark aufgeplustert.
Auch die Summe war etwas hoch angesetzt. Ich weiß nicht, wie lange der Zeitraum war, in dem die 4.500 € hätten gespendet werden sollen. Aber das ist schon ein ordentlicher Geldbatzen. Beim letzten Band einer Krimitrilogie (?) kann ich es gerade noch nachvollziehen, immerhin hätte die Geschichte, wenn sie denn gut genug ist, einen festen Leserstamm gehabt, der die Veröffentlichung unterstützt hätte. (Allerdings wird der Verlag schon einen Grund gehabt haben, warum er das dritte Buch nur über Crowdfunding veröffentlichen wollte…)
Jetzt stelle man sich ein völlig unbekanntes Buch eines völlig unbekannten Autoren mit einer Geschichte fern dem vielgelesenen Mainstream vor, das durch Crowdfunding veröffentlicht werden soll. Wie soll so jemand die rund 400 Menschen zusammen bekommen, die für sein Buch spenden sollen? Ein überzeugendes, veröffentlichtes Buch kann man viel besser vermarkten und verkaufen als eine Leseprobe. Nur ein fertiges Buch hat die Chance, gute Rezensionen bekannter Menschen o. ä. zu erhalten, auf denen sich eine umfangreichere Vermarktung leicht aufbauen ließe, usw. usf.
Klar kann man seine Familie und seine Freunde anheuern, ordentlich zu spenden. Aber mal ehrlich, das hätte den Sinn des Systems so ziemlich verfehlt, oder irre ich mich? Das würde dann schon wirklich in Richtung DKZV gehen (»Hey, leiht mir mal bitte euer Geld, damit ich mein Buch veröffentlichen kann«)… Es soll doch überprüft werden, wie viel Interesse die Leser an dem Werk haben, nicht wie viel Geld die Verwandtschaft.
Dazu mangelt es in meinen Augen an Werbung. Ich lese sehr viel und mache so einige größere Schreibforen im WWW unsicher, auch der Verlag Feder&Schwert ist mir nicht unbekannt. Aber von Crowdfunding habe ich bis zum heutigen Tag noch nie etwas gehört. Wenn noch einmal ein Projekt gestartet werden sollte, muss die Sache viel mehr publik gemacht werden. Sonst hat das Ganze keinen Sinn.
Soweit meine Gedanken zum Thema. Dem Verlag Feder&Schwert wünsche ich viel Erfolg für das nächste Projekt.