Rant – Ubisoft-Chef Yves Guillemot: 95 Prozent Raubkopien
Yves Guillemot erläutert nun, dass man unbedingt auf free-to-play als primäres Geschäftsmodell umstellen möchte und als Hauptgrund dafür nennt er, »dass 93 – 95 % der Spieler ohnehin nur Raubkopien nutzen«.
Steile Ansage, insbesondere, da er die Zahlen einfach mal so in den Raum wirft und vorsichtshalber nicht mit Fakten unterlegt – wo sollten die auch herkommen? Glaubt der ernsthaft, dass man ihm diese frei erfundenen Zahlen einfach so abkauft, nur weil er der überaus wichtige und einflussreiche Obermurkel von Ubisoft ist? Wie kommen die Zahlen zustande? Ist das ein weltweiter Mittelwert, bei dem Milliarden Chinesen in einen Topf mit ein paar Millionen Europäern geworfen werden? Oder sind ihm die Zahlen etwa einfach nur nach dem hastigen Genuß einer Flasche Pastis eingefallen und er war der Ansicht, damit ohne Widerspruch an die Öffentlichkeit gehen zu können?
Eins sollte Herr Guillemot mal ganz deutlich sehen: nur die zahlenden und ehrlichen Kunden haben ein Problem mit seinem geliebten DRM, die müssen nämlich mit den überzogenen »Sicherheitsmaßnahmen leben. Wenn ich »aus Sicherheitsgründen« jedesmal nach dem Bezahlen des Eintritts in einen Vergnügungspark eine Rektaluntersuchung über mich ergehen lassen müsste, bevor ich rein darf, dann würde ich da eben nicht mehr hingehen. Fertig. Es gibt noch eine Menge anderer Vergnügungsparks, da sind zudem Eintritt und Bockwürste billiger. Und ganz ähnlich dürften es nicht wenige bisherige Ubisoft-Kunden sehen.
Sieht man sich die Verkaufszahlen von Spielen wie besipeilsweise WITCHER 2 an – immerhin vier Millionen Exemplare in kürzester Zeit – dann könnte man zudem auf die Idee verfallen, dass zudem etliche Ubisoft-Spiele einfach nicht attraktiv genug sind, wenn sie sich nicht verkaufen. Aber lieber mal pauschal alles auf die bösen, bösen, Raubkopierer schieben, das ist einfacher als sich mit Defiziten des eigenen Unternehmens bei der Software oder der Kundenfreundlichkeit auseinander zu setzen.
Eine Umstellung auf free-to-play wird Ubisoft nicht helfen, denn auch für Premium-Inhalte zahlt der Kunde nur, wenn er a) sich dafür nicht zuerst nackt ausziehen muss, um Zugang zum Spiel zu bekommen (also nicht persönliche Angaben bis hin zur Religion des Hamsters machen muss), es b) keine Rektalscans (Schnüffelsoftware) geben wird und c) das Spiel auch attraktiv genug ist, damit der Wunsch entsteht, im Cashshop etwas zu erwerben. Es gibt inzwischen mehr als genug gute f2p-Spiele in direkter Konkurrenz zu den von Ubisoft geplanten, aber man darf annehmen, dass wieder die Kunden schuld sind, wenn die der Franzosen dann wieder keiner spielen möchte …
Grund des Rants: Interview auf gamesindustry.biz
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Bild: Competition Pro von Kshade, aus der Wikipedia, CC BY-SA, Jolly Roger von Calico Jack Rackham, Public Domain