Von der Crowdfunding-Plattform Kickstarter kann man nur noch abraten
Ich habe über die Jahre zahllose Projekte über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter gebacked. In den letzten Jahren bin ich allerdings aufgrund schlechter Erfahrungen von physischen Produkten weg und unterstütze fast nur noch Software.
Kickstarter war schon immer problematisch, wenn es um die Kontrolle der Projekte ging. Ist auch kein Wunder: Die Plattform kassiert immer, egal ob der Projektstarter seriös ist, oder nicht. Nach ein paar pressewirksamen Skandalen um geplatzte Crowdfundings, die der Plattform richtig miese Presse einfuhren (beispielsweise die Mikrodrohne Zano oder die Gasbatterie Kraftwerk), gelobte man Besserung und vor allem wollte man zum einen die Kampagnen besser prüfen und zum anderen deutlich besser auf Rückmeldungen reagieren, dass Projekte vielleicht nicht ganz koscher sind.
Davon ist nichts mehr übrig. Zum einen können eindeutige Fake-Projekte wie zum Beispiel DREAMWORLD völlig problemfrei eingestellt werden, Kickstarter reagiert noch nicht mal mehr darauf, wenn namhafte Spielejournalisten und ‑Medien darüber berichten, dass es sich offensichtlich um ein Fake-Projekt handelt.
Anfragen und Hinweise von Backern zu problematischen Projekten werden inzwischen noch nicht einmal mehr beantwortet, sondern die Tickets grundsätzlich einfach geschlossen, das war vor ein, zwei Jahren noch anders (allerdings erhielt man schon damals nur ausweichende Antworten). Kickstarter tut so, als hätten sie als Anbieter überhaupt nichts mit Betrügern auf ihrer Plattform am Hut. Auch Meldungen zu nicht geleisteten Pledge Rewards oder problematischer Kampagnenstarterkommunikation werden komplett ignoriert.
Das wundert auch nicht: Kickstarter bekommt seinen nicht eben geringen Anteil an den Einnahmen durch die Kampagnen immer, egal ob diese Kampagnen seriös sind, oder nicht. Deswegen hat die Plattform vermutlich überhaupt kein Interesse daran, unseriöse Angebote auszufiltern, denn das würde ihre Einnahmen schmälern. Eventuelle rechtliche Ansprüche (und die gibt es auch gemäß deutschem Recht, denn es wird ein gültiger Vertrag geschlossen und der muss erfüllt werden, das ist allerdings nur die simplifizierte Kurzfassung) bestehen gegenüber dem Kampagnenstarter, nicht gegenüber der Plattform Kickstarter, selbst wenn die sich an betrügerische Angeboten mit bereichert.
Crowdfunding beinhaltet immer ein Risiko, dass das Geld weg sein kann, weil ein Projekt scheitert, darüber muss man sich immer im Klaren sein; ich hätte mit Projekten die an unerwarteten Umständen scheitern auch überhaupt kein Problem – mit offensichtlichen Fake-Kampagnen, die beispielsweise mit gefälschten Bildern gegen die Kickstarter Regeln verstoßen ohne dass die Plattform eingreift, allerdings schon. Dass Kickstarter sich allerdings jeglicher Verantwortung komplett entziehen möchte – und das auch tut – ist ein sehr schlechtes Zeichen in Richtung Backer.
Deswegen sollte man sich sehr genau überlegen, ob man dieser in meinen Augen inzwischen hoch unseriösen Plattform, die nun sogar aktiv Betrug zulässt und nicht gegen derartige Kampagnen vorgeht (Beispiel: DREAMWORLD mit seinen komplett gefaketen, klar gegen die KS-Regeln verstoßenden ingame-Videos) tatsächlich Geld hinterher werfen möchte. Kampagnenstarter sollten sich fragen, ob sie eine Plattform nutzen möchten, die die Rechte und Belange ihrer Nutzer so vollständig ignoriert wie Kickstarter es inzwischen tut. Das ist das übliche Problem, wenn eine Plattform eine Art Monopolstellung erreicht.
Immer daran denken: Kickstarter hat als Anbieter von Crowdfundings nur exakt eins im Blick: So viel Geld wie nur irgend möglich Geld durch erfolgreiche Kampagnen zu scheffeln. Die Rechte und Probleme der Nutzer interessieren die Verantwortlichen nicht mehr die Bohne, das zeigt das Verhalten der Plattform deutlich.
Ich rate derzeit von der Unterstützung irgendwelcher Kickstarter-Kampagnen ganz klar ab (es sei denn, man kennt die Kampagnenstarter°innen gut und diese sind vertrauenswürdig). Kickstarter war schon immer problematisch, wenn es um Betrug und Nutzerrechte ging, inzwischen ist der Zustand untragbar geworden.
Will man ein Projekt unbedingt unterstützen, rate ich dazu, sich Kampagnen auf Kickstarter sehr genau anzusehen und insbesondere bei unbekannten Projektstartern über die man auch anderswo keine Informationen findet, äußerst vorsichtig zu sein und vielleicht im Zweifelsfall lieber kein Geld auszugeben.
p.s.: Nein, indiegogo ist keine Alternative, die waren von Anfang an halbseiden und gehen noch viel weniger gegen Fake-Kampagnen vor (und haben das auch noch nie getan).
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