Film und Fernsehen in der Langeweile: Gründe

Dominik Graf

Und viel­leicht war die­se Aus­beu­te sogar immer schon das maxi­mal Mög­li­che in einer Kino­in­dus­trie, die nach Ober­hau­sen nie mehr eine funk­tio­nie­ren­de Indus­trie war und die sich mit jeder Gene­ra­ti­on mehr ver­strick­te in ger­ma­ni­sche Recht­ha­be­rei, klein­bür­ger­li­che Geschmacks­ver­ir­rung, in Fron­ten­bil­dung und eifer­süch­ti­gen Par­ti­ku­la­ris­mus? Domi­nik Graf

In der FAZ lässt sich Domi­nik Graf recht aus­führ­lich dar­über aus (und man soll­te das drin­gend mal lesen), war­um die weit­aus meis­ten deut­schen Fil­me und Fern­seh­pro­duk­tio­nen so sehr in Mit­tel­mä­ßig­keit ver­sin­ken, oder ein­fach nur grot­ten­schlecht sind. Hier arbei­tet unter ande­rem das Prin­zip »vie­le Köche ver­der­ben den Brei«, wenn noch der letz­te kon­ser­va­ti­ve Vollhonk an den Dreh­bü­chern und Pro­duk­tio­nen her­um­krit­teln darf. Wenn Stof­fe nicht oder nicht in der ursprüng­li­chen Form genom­men wer­den, weil man Angst vor der Mei­nung des ande­ren Redak­teurs, des Sen­de­lei­ters, des Pro­gramm­di­rek­tors oder gar Inten­dan­ten hat. Wenn Dreh­buch­au­to­ren schon inner­lich gekün­digt haben und in vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam die nächs­te strunz­lang­wei­li­ge TAT­ORT-Fol­ge schrei­ben, weil sie wis­sen, dass ori­gi­nel­le oder krea­ti­ve Her­an­ge­hens­wei­sen ent­we­der gleich abge­lehnt, oder in den Redak­ti­ons­run­den so sehr zer­re­det wer­den, bis nichts mehr davon übrig bleibt. Oder eben nur der­sel­be Schmonz wie immer. Wie man es bei­spiels­wei­se bei MORGEN HÖR ICH AUF sehen konn­te, die kei­nes­wegs das deut­sche BREAKING BAD war, wie ange­kün­digt, und die jeg­li­che Inno­va­ti­ons­an­sät­ze nach der ers­ten Fol­ge sofort wie­der über Bord warf. Und am Ende sogar die Zuschau­er ver­arsch­te, weil man sie mit einem Cliff­han­ger völ­lig in der Luft … hän­gen ließ, ohne zu wis­sen, ob eine zwei­te Staf­fel je pro­du­ziert wer­den wird.

Man kann nur hof­fen, dass Schweig­hö­fer, War­ner und Ama­zon mit ihrer Pro­duk­ti­on WANTED oder eine zu erwar­ten­de deut­sche Net­flix-Pro­duk­ti­on dem inzes­tuö­sen Hau­fen mal zei­gen, wo der Bart­hel den Most  holt und dass aus dem Schock dar­aus end­lich ein Umden­ken statt­fin­det. Ich befürch­te aber, dass es schwie­ri­ger sein dürf­te, die ver­filz­ten und ver­ba­cke­nen Struk­tu­ren auf­zu­bre­chen.

Bild: Domi­nik Graf, von JCS, aus der Wiki­pe­dia, CC BY-SA