Lacher: Raubkopierte Musik in Anti-Raubkopie-Kampagne
Wenn man ein Drogenbeauftragter ist, sollte man sich nicht dabei erwischen lassen mit Drogen zu handeln. Wenn man eine Filmfirma ist, die immer wieder lauthals gegen Raubkopien lamentiert und die ehrlichen Kunden mit entsprechenden Hinweisen auf den DVDs und Blu-Rays nervt, dann sollte man vorsichtig sein, was man tut. Ebenso dann, wenn man der Chef einer Verwertungsgesellschaft wie die BUMA/Stemra (niederländisches Pendant zur GEMA) ist.
Im Jahr 2006 wurde der niederländische Komponist Melchior Rietveldt unter Vertrag genommen, um für einen Kurzfilm die Musik zu schreiben, der sich im Rahmen eines Wettbewerbs mit der Problematik der illegalen Filmkopien auseinander setzen sollte. Dummerweise hat dieselbe Firma, die ihn dafür unter Vertrag nahm, später diese Musik ohne Rücksprache für eine Anti-Piraterie-Werbung in den Niederlanden verwendet; man konnte diese Clips samt Musik auf erworbenen DVDs und BluRays finden.
Rietveldt hatte davon nichts mitbekommen und die Filmfirma hatte ihn auch nicht darüber informiert. Er fand das rein zufällig heraus, als er eine HARRY POTTER-DVD erwarb… Als er sich an die niederländische Verwertungsagentur (sowas wie unsere GEMA) wandte, wollte man ihn dort mit Peanuts abspeisen und auch nur dann in seinem Sinne tätig werden, wenn der Chef der BUMA/Stemra persönlich ein Drittel des eingenommenen Geldes bekommen würde. Ja, richtig, Rietveldt sollte erpresst werden, dummerweise war das Gespräch aufgezeichnet worden.
Das Verfahren gegen das Filmstudio ist nun nach wie vor offen, der Komponist möchte 1,3 Millionen Euro (bei der Menge an umgesetzten HARRY POTTER-Silberscheiben sicher nicht übertrieben) und der Chef der BUMA/Stemra Jochem Gerrits ist inzwischen zurückgetreten und die Polizei kümmert sich um seine mutmaßliche versuchte Erpressung.
Woran man wieder sehen kann, dass sich zum einen die größten Schreihälse (egal ob Studios oder Verwertungsgesellschaften) nicht mal ansatzweise um die Rechte der Künstler kümmern; und es würde mich persönlich doch sehr wundern, wenn bei der hiesigen GEMA nicht ähnliche »Geschäfte« abgehen würden.
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Bild: Rackhams Jolly Roger – Public Domain