Deutliche Steigerung beim eBook-Umsatz im ersten Halbjahr 2020
Buchhandel und Börsenverein wischen sich verwundert die Augen, aber irgendwie sollte es angesichts der Pandemie und ihrer Auswirkungen niemanden verwundern: Der Verkauf von eBooks hat im ersten Halbjahr 2020 deutlich zugelegt.
Laut Pressemitteilung des Börsenvereins des deutschen Buchhandels stieg der Umsatz mit eBooks um 17,8 Prozent, bei einem Absatzzuwachs von 15,3 Prozent. Das sind 18,8 Millionen verkaufte eBooks und das ist weiterhin 7,5 Prozent des gesamten Umsatzes auf dem Publikumsmarkt.
Man weist darauf hin, dass dieser Zuwach mit Einführung der Anti-Corona-Maßnahmen begonnen hat. Ich möchte mit Loriot sprechen und sagen: »Ach was?«
Im zweiten Quartal 2020 steigerten sich die Umsätze im Vergleich zum Vohrjahresquartal um fast 39%. Dieser hohe eBook-Umsatz bliebt übrigens auch stabil, als die Buchläden wieder öffnen durften. Man darf also davon ausgehen, dass etliche Leser die Vorteile des eBooks erkannt haben. Interessant aber angesichts von Lockdowns und erzwungenen Zuhause Hockens absolut nicht überraschend ist auch die Erkenntnis, dass die Leser°Innen mehr eBooks erworben haben, als vorher.
Wie kommen diese Zahlen eigentlich zustande? Konkrete Umsatzzahlen, gemeldet von Verlagen sind es nicht, insbesondere von Amazon würde der Börsenverein die Zahlen ohnehin nicht bekommen. GfK Entertainment befragt im Rahmen des »GfK Consumer Panel Media*Scope Buch« 20000 Personen die angeblich »repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab zehn Jahren« sind. Erfasst werden nur eBooks ab einen Preis von 0,49 Euro. Wie alle Statistiken und Hochrechnungen sind die Zahlen also mit etwas Vorsicht zu genießen.
Die Entwicklung war abzusehen, aber letztendlich wurde sie durch Corona nur beschleunigt. Die Vorteile von eBooks sind offensichtlich: Zoom der Seiten, schnell gedrehte Publikumsromane müllen einem nicht die Bücherregale voll, das eBook kann sofort herunter geladen und konsumiert werden, um nur ein paar zu nennen. Bei einem jahrelang genutzten eReader ist bei eBooks auch der ökologische Footprint nach kurzer Zeit, bzw. der Anzahl gelesener Bücher, deutlich besser als bei Büchern, die hergestellt und durch die Republik gekarrt werden müssen, vom Stromverbrauch und anderen Nebenfaktoren im Buchladen haben wir da noch gar nicht gesprochen.
Für Buchläden ist das natürlich eine sehr schlechte Nachricht: Leser wandern vom Printbuch ab zum eBook und scheinen auch nicht zurück zu kommen. Die Digitalisierung schreitet fort und eine Branche schaut zu, ohne echte Konzepte zu entwickeln, wie man die lokalen Händler daran beteiligen könnte. Und ich möchte an dieser Stelle auch nochmal an die Wort von Ruprecht Frieling erinnern:
… letztlich sind nur Autoren und Leser für den Buchmarkt unentbehrlich. Es geht, wenngleich es für Kulturbeflissene ein Gräuel ist, auch ohne Verlage und Buchhändler
Das gilt insbesondere für eBooks. Jede/r Autor°in kann ohne große Probleme einen Onlineshop aufsetzen, über den Leser°Innen eBooks zum sofortigen Download verkaufen können. Nutzt man Open Source-Lösungen wie Woocommerce kostet das sogar außer Hosting fast nichts.
Ganz klar ist damit aber auch, dass Verlage es sich nicht mehr leisten können, ihre Totholzwerke nicht auch als eBooks anzubieten, wenn sie sich nicht ordentlich Umsatz entgehen lassen wollen.
Bild von Denniro (Depositphotos)