Die vorderen Plätze bei Amazon finden im Buchhandel nicht statt
Kein Wunder, dass sogar die Buchhandels- und Verlagsbranche inzwischen ganz offen und garantiert zähneknirschend zugeben muss, dass Independent-Autoren maßgebliche Umsätz erwirtschaften, auch wenn manch einer die Realitäten noch nicht wahr haben will.
Und hier tut sich ein weiteres Problem für den Buchhandel vor Ort auf: Selfpublisher sind hier nicht vertreten, zumeist aufgrund des nach wie vor herrschenden Standesdünkels der Branche. Man will mit den Schund- und Schmutz-Veröffentlichungen, die nach Ansicht der Verlage auch noch qualitativ schlecht und nicht bearbeitet sind, nichts zu tun haben. Mal abgesehen davon, dass die Buchhändler zum einen im Moment noch gar keine Möglichkeiten haben, eBooks zu verkaufen, ist ein weiteres Problem, dass man Amazon ablehnt, sowie die Tatsache, dass der Onlineversender offenbar gar keine Schnittstelle zum lokalen Handel anbietet – aber das ließe sich mit ein wenig gutem Willen ändern. Wenn der Bahnhofsbuchhandel und der Zeitschriftenhandel fit wäre, würden diese Lücke sofort schließen – und ich denke, dass es eher über kurz als über lang dazu kommen dürfte.
Unverständlich ist allerdings, dass man beim Händler angesehen wird, als hätte man nach einem Kilo Mett gefragt, wenn man selbstpublizierte Bücher erwerben möchte. Ist es denn wirklich so abwegig, bei einem Buchhändler Bücher kaufen zu wollen? Warum wird allzu oft abgewunken, und das sogar, wenn die Independent-pBooks über eine ordentliche ISBN verfügen?
Wenn hier schnell umgedacht wird, könnte man sich ein Stück des boomenden Marktes sichern, statt nur über Amazon zu lamentieren. Sehe ich allerdings das Herumgeeiere in Sachen eBooks, wo der Handel keinen wirklichen Schritt weiter kommt und sehe ich das stets konservative Gebaren einer Branche, die Jahrzehnte nur mit sich selbst und ihrer bequemen Buchpreisbindung befasst war, dann befürchte ich, dass erst ein massives Buchhandlungssterben zu einem aha-Erlebnis führen wird. Und dann ist es zu spät. Ich persönlich wünsche mir kein Amazon-Monopol.
Um das zu verhindern muss die Branche aber eigene Plattformen für Indie-Autoren einrichten, das müssen Plattformen sein, die ähnlich gute Konditionen bieten wie Amazon und sie müssen ähnlich einfach zu bedienen sein. Bis es die gibt dürften allerdings – wie man den Laden kennt – Jahre vergehen. Und Amazon (und Apple, Google – und demnächst auch Kobo) lehnen sich derweil zurück und verdienen an dem eingebildeten Schmutz und Schund.
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