Neulich hatte ich darüber geschrieben, dass man es bei Cinestar nicht für nötig hielt, auf Kundenanfragen zu antworten. Nachdem ich den Artikel verfasst und den Link an die Pressestelle weitergeleitet hatte, kam wie durch ein Wunder mehr als einen Monat nach der Anfrage eine Antwort. Die ließ allerdings leider viel zu wünschen übrig und wirkte, als sei sie entweder aus Textbausteinen zusammengeklickt oder von ChatGPT geschrieben worden:
Hallo Stefan,
vielen Dank für deine Anfrage und deiner Teilnahme am CineStarCARD Programm. Zunächst möchten wir uns vielmals für die zeitliche Verzögerung der Beantwortung deiner Anfrage bei dir entschuldigen. Aufgrund eines erhöhten Aufkommens kam es hierbei zu Verzögerungen für die wir ausdrücklich um Verzeihung bitten.
Unser Anspruch ist es unseren CineStarCARD Mitgliedern stets ein unvergessliches Kinoerlebnis zu bereiten und dabei exklusive Vorteile anzubieten. Daher entwickeln wir unser CineStarCARD Programm stets weiter, um dir passgenaue Vorteile zusammenzustellen ebenso wie dich über kommende Neustarts oder News rund um deinen Kinobesuch zu informieren.
In diesem Zuge haben wir, den von dir genannten allgemeinen Newsletter zum wöchentlichen Kinoprogramm eingestellt, worüber auch alle Abonnent:innen per Mail informiert wurden und gleichzeitig unseren CineStarCARD Newsletter für unsere Mitglieder optimiert, so dass ein personenbezogener Newsletter an jedes Mitglied auf Basis des jeweiligen Kinobesuchsverhaltens verschickt wird. Selbstverständlich kannst du dich jederzeit für diesen Newsletter in deinem Kundenkonto an- bzw. abmelden.
Dein Feedback zu unserem Newsletter nehmen wir natürlich sehr Ernst und leiten dieses an unsere Kolleg:innen weiter, um unseren Newsletter regelmäßig weiterzuentwickeln. Wir möchten uns nochmals für die entstandenen Umstände bei dir entschuldigen und haben dir für die Unannehmlichkeiten soeben ein Freiticket (in Form von 1.250 Punkten) deinem Kundenkonto gutgeschrieben, die du ab morgen bei deinem nächsten Kinobesuch an der Kinokasse entsprechend einlösen kannst.
Herzliche Grüße
Andre
CineStar Gästeservice
Nehmen wir das PR-Blabla mal auseinander:
vielen Dank für deine Anfrage und deiner Teilnahme am CineStarCARD Programm. Zunächst möchten wir uns vielmals für die zeitliche Verzögerung der Beantwortung deiner Anfrage bei dir entschuldigen. Aufgrund eines erhöhten Aufkommens kam es hierbei zu Verzögerungen für die wir ausdrücklich um Verzeihung bitten.
Über einen Monat keine Antwort als »Verzögerung« zu bezeichnen ist schon frech, insbesondere wenn man den Umstand betrachtet, dass eine Antwort überhaupt erst kam, nachdem ich nochmal intervenierte. Das »erhöhte Aufkommen« halte ich für vorgeschoben und eine Schutzbehauptung. So erhöht kann das Aufkommen an Support-Tickets gar nicht sein, dass man erst nach über einem Monat antwortet, erst recht nicht, wenn in sämtlichen Autoresponder- Emails »48 Stunden« angekündigt wurden. Wenn das mit dem »erhöhten Aufkommen« tatsächlich stimmen würde, hätte man diese Autoresponder-Mails inhaltlich anpassen können und müssen.
Unser Anspruch ist es unseren CineStarCARD Mitgliedern stets ein unvergessliches Kinoerlebnis zu bereiten und dabei exklusive Vorteile anzubieten. Daher entwickeln wir unser CineStarCARD Programm stets weiter, um dir passgenaue Vorteile zusammenzustellen ebenso wie dich über kommende Neustarts oder News rund um deinen Kinobesuch zu informieren.
Reines, inhaltsloses PR-Blabla ohne jeden informationellen Wert. Die Informationen über Neustarts hätte ich ja gerade gerne, bekomme sie aber eben nicht (mehr). Ihren eigenen Anspruch erfüllen sie jedenfalls nicht. Und »passgenau« ist die beliebig wirkende Werbung für überteuerte Nachos schon gar nicht. Um mir »passgenaue« Vorteile anzubieten, bedarf es eines Kinostart-.Newsletters, damit ich mich überhaupt ins Kino bewegen kann.
In diesem Zuge haben wir, den von dir genannten allgemeinen Newsletter zum wöchentlichen Kinoprogramm eingestellt, worüber auch alle Abonnent:innen per Mail informiert wurden und gleichzeitig unseren CineStarCARD Newsletter für unsere Mitglieder optimiert, so dass ein personenbezogener Newsletter an jedes Mitglied auf Basis des jeweiligen Kinobesuchsverhaltens verschickt wird. Selbstverständlich kannst du dich jederzeit für diesen Newsletter in deinem Kundenkonto an- bzw. abmelden.
Ich habe keine Kenntnis über eine Email in der über die Einstellung des Kinoprogramm-Newsletters informiert wurde. Kann natürlich sein, dass ich die übersehen habe, das will ich nicht ausschließen, das ist aber letzten Endes auch im Kontext nebensächlich. Dass ich mich von dem Werbespam abmelden kann weiß ich, das hatte ich ja getan, zudem ist es gesetzlich vorgeschrieben, eine solche Option anzubieten. Denn der war für mich in keinster Weise interessant, so dass ich feststellen kann, dass die »Optimierung für Mitglieder aufgrund des Kinobesuchsverhaltens« definitiv nicht funktioniert hat. Überhaupt muss man sich fragen, ob die »Analyse meines Kinobesuchsverhaltens« ohne meine Zustimmung überhaupt DSGVO-konform ist … (Ich gehe davon aus, dass es entsprechende Passi in den Cinestar-Card-Nutzungsbedingungen gibt, ich bin allerdings nie wie vorgeschrieben auf ein Opt-Out hingewiesen worden. Nachdem die mich jetzt so geärgert haben, mache ich vielleicht deswegen mal ein Fass auf). Letztendlich wird hier gesagt, dass man entweder dem unsäglichen und inhaltlich für mich uninteressanten Werbespam zustimmen oder gefälligst das Maul halten stille schweigen soll.
Dein Feedback zu unserem Newsletter nehmen wir natürlich sehr Ernst und leiten dieses an unsere Kolleg:innen weiter, um unseren Newsletter regelmäßig weiterzuentwickeln. Wir möchten uns nochmals für die entstandenen Umstände bei dir entschuldigen und haben dir für die Unannehmlichkeiten soeben ein Freiticket (in Form von 1.250 Punkten) deinem Kundenkonto gutgeschrieben, die du ab morgen bei deinem nächsten Kinobesuch an der Kinokasse entsprechend einlösen kannst.
»Dein Feedback nehmen wir sehr ernst« ist natürlich Abwimmel-Sprech aus der tiefsten PR-Hölle, ebenso wie »wir haben das weitergeleitet, um den Newsletter weiterzuentwickeln«, das selbstverständlich nur ein Eingehen auf den Kunden vortäuschen soll. Ich gehe mach vergangenen Erfahrungen davon aus, dass das »Feedback« komplett ignoriert werden wird.
Die abschließende Frechheit ist dann das Gutschreiben von Punkten auf mein Kundenkonto. Seit das Kino hier eröffnet hat, wird den Kunden versprochen, dass man die Cinestar-Card-Bonuspunkte nicht nur wie im Mittelalter an der Kinokasse einlösen kann, sondern auch beim Onlinekauf. Ich kaufe meine Karten ausschließlich vorher online, da ich weder Zeit noch Lust habe, mich an irgendwelchen Kinokassen anzustellen. Bis heute ist das Online-Einlösen der gesammelten Punkte nicht möglich – und ich habe inzwischen einige angehäuft. Mich mit Punkten abspeisen zu wollen, die ich aufgrund meines Nutzerverhaltens und der untauglichen und technisch rückständigen technischen Umsetzung überhaupt nicht einlösen kann, ist eine weitere Frechheit. Und stellt auch garantiert nicht das angesprochene »Eingehen auf mein Nutzerverhalten« dar, denn entspräche das der Realität, wüssten sie genau, dass ich meine Tickets ausschließlich online erwerbe. Demnach alles hohle PR-Phrasen, um Kundenanfragen abzuwimmeln.
Ich kann nach dieser Mail vier Dinge eindeutig feststellen:
- Cinestar möchte keinen Kinostart-Newsletter anbieten.
- Cinestar scheint es anders als dem Rest der Kinobranche so gut zu gehen, dass sie es sich leisten können, langjährige treue Kunden und regelmäßige Kinogänger zu vergrätzen.
- Cinestar ist nicht daran interessiert, mir Informationen bereit zu stellen, die mich zu einem Kinobesuch bringen.
- Cinestar möchte mich mit PR-Phrasen abspeisen
Alles sehr schade. Insbesondere in Zeiten, in denen Kinofilme nur wenige Wochen später bereits im Streaming zu sehen sind, wie zuletzt RED ONE – sollten Kinobetreiber angesichts solcher Entwicklungen nicht ein erhöhtes Interesse an Kundenbindung haben? Ich hatte auf meiner Leinwand über den Beamer viel Spaß mit RED ONE, hätte ihn aber auch gern im Kino gesehen …